Bewegende Bilder: Videoaktivismus als Antriebs- und Ausdrucksform sozialer Bewegungen im Kontext von Migration und Flucht

Abstract

Die Debatte um die andauernde Flüchtlings- und Migrationsbewegung steht nach wie vor präsent im Fokus der medialen Öffentlichkeit und bestimmt in vielerlei Hinsicht den aktuellen politischen Diskurs. Dabei ist es längst nicht mehr den etablierten Medien und Berichterstattungen vorbehalten, den besagten Diskurs zu verhandeln und Meinungsbildung oder Tendenzen zu fördern und zu fordern. Durch die unausweichliche Präsenz des Web 2.0 und der daraus entstandenen Distributionskanäle, den wachsenden Unmut sozial unterrepräsentierter Gruppen und der aktuell verhandelten „Krise des Kinos“ nehmen Video-Sharing-Plattformen wie YouTube eine immer größere Rolle im Rahmen einer politischen Meinungsbildung, der Distribution politisch konnotierter Videos und der Vernetzung politischer Aktivisten ein. Die Nutzung dieser audiovisuellen Form der Darstellung durch politische Akteure scheint so eine logische Konsequenz, wie Juhasz bereits 1995 konstatierte (Juhasz 1995: 32).
Zielsetzung dieses Forschungsprojektes ist es daher, spezifische Formen- und Praxisspektren aktivistischer Online-Videos politisch aktiver Akteure systematisch aufzuarbeiten und im Konnex Konventionen bezüglich Thematik, Ästhetiken sowie rhetorischen und darstellerischen Strategien innerhalb dieser Videos offenzulegen, einzuordnen und zu bewerten. Ausgangspunkt ist dabei die bestehende Forschungslücke bezüglich aktivistischer Online-Videos, speziell im Kontext von Migration und Flucht.
Hieraus ergibt sich die übergreifende Forschungsfrage: Lassen sich für aktivistischen Online- Videos im Kontext von Migration und Flucht spezifische Formen und Praktiken ableiten und typisieren? Hierfür soll zunächst eine Selektion politischer Akteure zielführend sein, die sich maßgeblich mit den Themen „Flucht“ und „Migration“ in Form aktivistischer Videobeiträge auf der Video-Sharing-Plattform YouTube beschäftigen. Um ein möglichst ausgewogenes Analysespektrum betrachten zu können, werden sowohl „rechts-orientierte“ als auch „links-orientierte“ Gruppen oder Einzelakteure in der Auswahl berücksichtigt. Die Unterscheidung „rechts-links“ wird dabei in Anlehnung an Noelle-Neumann erfolgen. Methodisch wird hier nach einem Theoretischen Sampling und dabei in Form des offenen und axialen Sampling nach Glaser/Strauss vorgegangen (Glaser/Strauss 2005: 69f), um einen exemplarischen Materialkorpus zu erhalten. Aus den gewonnenen Erkenntnissen und Ergebnissen werden schließlich Handlungsempfehlungen abgeleitet und formuliert, die mit Bezug zum „Kino der Zukunft“ mögliche Optionen, diskursive Anstöße und Ausblicke für eine Einbettung des Videoaktivismus in den kinematographischen Kontext bieten und Möglichkeiten einer quantitativen Meinungsforschung eröffnen.

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