Erlösstrategie von welt.de

DIE WELT hat sich für eine andere Strategie entschieden, um Einnahmen für ihre journalistischen Inhalte im Internet zu erwirtschaften. Am 20. Dezember 2012 führte der Axel-Springer-Verlag für welt.de das Metered-Modell ein. Dabei war sie die erste überregionale deutsche Tageszeitung, die ein Bezahlsystem für Onlinecontent einführte (vgl. Friedrich 2013). Dieses Modell basiert auf einer begrenzten Anzahl kostenloser Inhalte. Sobald dieses Kontingent ausgeschöpft ist, muss der Leser für die weitere Nutzung der Inhalte zahlen. DIE WELT stellt dazu 20 Artikel monatlich kostenlos zur Verfügung. Ab dem 21. Artikel muss der Leser ein Abonnement abschließen, um das Nachrichtenangebot weiterhin nutzen zu können. Ziel dieses Modells ist es, dass der Leser sich durch die freie Nutzung weniger Inhalte ein Bild von der Qualität machen kann, aber anschließend zahlen soll. Diese Strategie soll vor allem regelmäßige Nutzer zur Zahlung motivieren, denn Gelegenheitsleser spüren diese Bezahlschranke durch das Freikontingent nicht (vgl. Kansky 2015: 91). Die Startseite sowie Artikel, die über soziale Netzwerke verlinkt werden, bleiben für alle Nutzer kostenlos. Hiermit soll Reichweitenverlusten vorgebeugt werden (vgl. AFP/Reuters 2012).

DIE WELT versucht auf diesem Weg Kundenbindung und -loyalität im Onlinebereich zu schaffen. Dieses Vorhaben scheint sich jedoch nicht durch das Metered-Modell realisieren zu lassen. Denn laut verschiedener Berichte (vgl. DNV online 2016) stellt DIE WELT ihr Bezahlmodell im dritten Quartal 2016 um. Auf Nachfrage erklärte der Unit Manager von DIE WELT Digital, dass die Seite komplett neu gestaltet und mit dem verlagseigenen Fernsehsender N24 zusammengeführt werden soll (vgl. Meran 2016). Im Zuge dieser Neugestaltung wird auch das Metered-Modell zu einem Freemium-Modell geändert. Das Hauptproblem des Metered-Modells war, dass zwar Vielnutzer schnell gebunden wurden und man so anfangs ein starkes Wachstum an Einnahmen verzeichnen konnte. Die Gewinnung weiterer Abonnenten wurde dann aber zunehmend schwierig und teuer. Ein signifikantes Wachstum von Kunden ist fast nur über aufwändige Bundle-Aktionen mit anderen Produkten zu erreichen. Das bedeutet, dass dem Nutzer beispielsweise bei Abschluss eines Online-Abos das Print-Abo vergünstigt mit angeboten wird. Eine andere Möglichkeit, um das Abonnentenwachstum beizubehalten wäre das Verschieben der Paywall nach vorne. Der Nutzer müsste also schon nach wenigen Artikeln ein Abo abschließen, um weiter Zugriff zu haben. Hier besteht aber die Gefahr der Reich-weitenverluste und somit auch ein Risiko Anzeigenkunden zu verlieren. Nach Meran (2016) ist ein Freemium-Modell deutlich besser steuerbar. Auf der neuen Website der WELT soll – gerade durch die Zusammenarbeit mit N24 – ein qualitatives, multimediales Angebot geschaffen werden, für das die User auch bereit sein werden zu zahlen (vgl. Meran 2016).

Axel-Springer-Vorstand Jan Bayer geht davon aus, dass Kundenloyalität und die Verweildauer der Leser durch dieses Modell verstärkt werden. Die Wiederkehr der Kunden und längere Präsenz auf den Seiten seien wichtiger als die reine Reichweite (vgl. DNV online 2016).

Im Gegensatz zur taz werden für welt.de vom Axel-Springer-Verlag keine Umsatzzahlen veröffentlicht. Auch auf Nachfrage wurden uns keine Zahlen zur Verfügung gestellt, aber Angaben zur Relevanz und den geschätzen Potentialen einzelner Erlösquellen gemacht.

Die Erlöse im Onlinebereich der WELT werden zum größten Teil noch aus dem Anzeigengeschäft generiert. Dem Paid-Content-Bereich werden Wachstumspotentiale zugesagt, die Erlöse hieraus sind aber wesentlich geringer als aus der Werbevermarktung. Vor allem die Vermarktung von Werbevideos und Native Advertising birgt großes Potential. Das Thema E-Commerce spielt für eine Marke wie DIE WELT eine untergeordnete Rolle und man findet keinen Onlineshop auf der Website.

Allerdings erscheinen unter der Rubrik “Märkte” verschiedene Reiter, die den Nutzern bei der Vermittlung von Immobilien, Jobs oder Reisen weiterhelfen sollen. Auch ein Vergleichsportal für Kreditkarten wird angeboten. Hier bestätigt sich erneut der von Schickler (2016) aufgeführte Trend, dass Verlage ihre Reichweiten mit neuen digitalen Plattformen ausbauen, um Erlöse zu erzielen (vgl. BDZV/ Schickler 2016).

DIE WELT bietet seit 2012 ihre Ausgaben auch als E-Paper an, welches über die Jahre eine Abonnentenzahl von 23.736 im vierten Quartal des Jahres 2015 erlangte. Im ersten Quartal 2016 fielen die Zahlen der E-Paper-Abos jedoch wieder auf 18.309 (vgl. Statista 2016). Im Vergleich mit den verkauften Auflagen der Printzeitung, die bei 180.059 im ersten Quartal 2016 lagen (vgl. Statista 2016), fallen die E-Paper-Abos nur gering ins Gewicht. Nach Aussage von Meran (2016) sind die E-Paper für DIE WELT weniger relevant und dienen eher als ein Instrument zur Auflagenstützung. Oft werden sie vergünstigt in Kombination mit Print-Abos angeboten.

DIE WELT platziert auf ihrer Seite Blogs von verschiedenen Journalisten, betreibt aber keinen eigenen Blog, wie beispielsweise Bento von Spiegel-Online. Diese Blogs werden nicht explizit vermarktet, sondern es fallen lediglich Erlöse in Form von Displaywerbung ab, die neben den Blogeinträgen zu sehen sind.