Die Rolle des journalistischen Blogs

Journalistische Blogs können – grundsätzlich – Strukturen aufweisen, die sich positiv auf die Generierung alternativer Öffentlichkeiten auswirken.

Von einem normativ-demokratischen Standpunkt aus lassen sich einige Parallelen zu den normativen Gegenöffentlichkeitskonzepten finden. So ermöglichen die bloginternen Kommunikationsstrukturen in höherem Maße einen diskursiven Austausch der Internetnutzer, statt bloße Einwegkommunikation. Inhalte können nicht nur gesendet, sondern auch empfangen werden – ein Aspekt, der journalistischen Blogs ein hohes Diskurspotential ermöglicht und die politische Partizipation stärken kann. Digitale Öffentlichkeiten scheinen somit ein höheres Demokratiepotential zu besitzen als die massenmedial geprägte Öffentlichkeit, für die eine relativ klare Trennung von Sender und Empfänger typisch ist: Der Nutzer des Web 2.0 kann zugleich Rezipient und Produzent von Inhalten sein. Dabei scheint der Zugang zur Diskussionsrunde wesentlich offener als der Zugang zur Sphäre der bürgerlichen Gesellschaft, auf die Jürgen Habermas Bezug nimmt. Dieses Potential untersuchen wir anhand ausgewählter Kriterien, die die Diskussionsmöglichkeiten widerspiegeln.

Inhalte aus dem Bereich des klassischen Journalismus oder politische Themenbereiche können vergleichsweise problemlos aufgegriffen werden und den Nutzern des Web 2.0 als Diskussionspotential zu Verfügung gestellt werden. Umgekehrt beziehen immer mehr Journalisten ihre Informationen aus Quellen des Web 2.0. Spezifische Inhalte des Web 2.0 gelangen so in die massenmediale Öffentlichkeit und erreichen somit ein breites Publikum:

Im Rahmen dieses vielstimmigen Online-Geplauders werden Informationen vermittelt, die über die zunehmende Vernetzung an die (Medien-)Öffentlichkeit dringen und somit einerseits für den breiten öffentlichen Diskurs Bedeutung erlangen und andererseits das Interesse der Politik wie auch der Wirtschaft nach sich ziehen“ (Diemand/Mangold/Weibel 2007: 11).

Beide Sphären sind zwar durch spezielle Kommunikationsstrukturen gekennzeichnet, die auf unterschiedliche Weise Öffentlichkeit generieren, allerdings bedingen sie sich ebenso gegenseitig.