Inklusion im Studium – über Menschen sprechen oder mit Menschen sprechen?
In den ersten Semestern sollte man in Erfahrung gebracht haben, dass es sich beim Thema Inklusion nicht um ein nettes Extra, sondern eine zentrale gesamtgesellschaftliche Forderung handelt, zu welcher sich die Bundesrepbulik seit der Ratifizierung der UN Behindertenrechtskonvention 2009 bekennt. Dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt mitnichten alle Versprechen der Behindertenrechtskonvention umgesetzt sind, muss (hoffentlich) nicht extra erwähnt werden.
Der Artikel 24 der UN Behindertenrechtskonvention fordert „ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen“.
Das nach wie vor stark auf Exklusion ausgelegte deutsche Schulsystem bleibt hinter den Ansprüchen der vor mehr als einem Jahrzehnt ratifizierten Konventionen weit zurück. Dennoch lassen sich schrittweise Verbesserungen feststellen: beispielsweise stellt der Lehramtsstudiengang mit integrativer Förderpädagogik an unserer Universität Inklusion in den Mittelpunkt des Studiums. Gleichermaßen wird auch bei den Lehramtsstudiengängen ohne Förderpädagogik zunehmend ein Bewusstsein für die Bedeutsamkeit des Themas bemerkbar.
Einen weiteren großen Schritt auf dem Weg zur Inklusivität unseres Bildungssystem liefert das Institut für Inklusive Bildung NRW. In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln und dem Institut für Inklusive Bildung Kiel werden sieben Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen zu Bildungsfachkräften ausgebildet.
Das Ziel der Qualifizierungsmaßnahme besteht darin, dass an Hochschulen nicht nur länger über, sondern mit Menschen gesprochen wird, die bislang vom deutschen Bildungssystem vernachlässigt wurden. Die Bildungsfachkräfte sollen nach Abschluss ihres sechssemestrigen Studiums als Expert*innen in eigener Sache an Hochschulen lehren.
Wer einen Einblick in dieses tolle Projekt als auch in die großartigen angehenden Bildungsfachkräfte gewinnen möchte, kann sich auf der Seite der ARD-Mediathek eine vierteilige Dokumentation über das Projekt ansehen.
Jens