Popmusik Maivon Hans Nieswandt5.5.2015

New Musik, The Sopwith Camel, Laura Nyro, House Of Voga, Vogueing Down

Ein paar Dinge, die mir in den letzten Wochen über den Weg gelaufen bzw. in die Quere gekommen sind, Zeit gestohlen und Inspiration gebracht haben.

New Musik – »Warp (Ilo Edit)«

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Dieser Edit fand sich in einem Mix der DJ Shanti Celeste aus Bristol. Meine Freundin hatte ihn vorgeschlagen als Soundtrack zum Gemüseschnippeln. Da er sich viel Zeit dafür nimmt, den Hook zu wiederholen, fraß er sich schließlich gut bei mir fest und ich wollte ihn unbedingt haben. Zum Glück ließ er sich anhand der Playlist rasch identifizieren und wie groß die Überraschung, dass es sich dabei um einen Früh-80er-Track vom dritten, gefloppten Album der englischen Synthiepopband New Musik handelte, die ohnehin nie besonders erfolgreich oder hoch angesehen waren. Ein Paradebeispiel also für Sinn und Zweck der modernen Editkultur, die die seltsamsten Leichen aus dem Keller holt und sie wunderschön und jung und frisch erscheinen lässt.

 

The Sopwith Camel – »Fazon«

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Beim Mäandern drüber gestolpert und sofort einen Uptempo-Disco-Edit davon gemacht – hier aber das Original. The Sopwith Camel waren eine Westcoast-Hippie-Band, die es aus verschiedenen Gründen nicht schaffte, sich einen Status im Range von Grateful Dead, Jefferson Airplane oder Quicksilver Messenger Service zu erspielen. Stattdessen warf man ihnen Ausverkauf vor, weil sie nach New York gingen, und dann war die Karriere auch schon aus – schade, aber toll.

 

Laura Nyro – »Poverty Train« (live in Monterey)

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Sowas wie die Rock’n’Roll Hall Of Fame ist ja eigentlich nicht besonders interessant, als ich aber sah, dass of all people ausgerechnet Alice Cooper sich im Vorfeld ihrer Inauguration als Laura-Nyro-Fan outete, hab ich mich doch sehr gefreut. Es muss merkwürdig gewesen sein für all die Freak-Out-Hippies damals, als die noch ganz junge Nyro mit Kleidchen, Krönchen und Klavier auf der Bühne stand und ihre Lieder sang. Alle ihre Platten machen mich fertig, besonders „Gonna Take A Miracle“ mit Labelle als Backgroundchor, davon kriege ich Schluckbeschwerden, im guten Sinne.

 

House Of Voga – »Egyptian Goddess«

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Auch Juliet Murrell macht mich irgendwie fertig, wenngleich auf ganz andere Weise. Ist es schrecklich? Ist es toll? Die Idee, allgegenwärtiges Yoga mit dem alten Drag Queen Dance Craze Vogueing, den heute kaum jemand mehr kennt, „to an 80ies beat“ zu kreuzen, „so you can stretch and pose and feel fabulous“, ist jedenfalls sehr originell und nicht nur für Freunde von Leggings-Prints beeindruckend. Unkonventionelle Posen wie „Show Jewels“ zum Beispiel trainieren nicht nur die Schultern, sie lassen sich auch gut in das persönliche Dance Move Repertoire implementieren, falls man so etwas pflegt (was ich doch stark hoffe!)

 

Vogueing Down

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Und hier die seriöse bzw. Hardcore-Variante. Als Madonna mit ihrem gleichnamigen Hit das Thema „Vogue“ als Tanzstil Anfang der 90er Jahre abgemolken und erledigt hatte, ging die Kunst im Untergrund von Philly, Baltimore usw. natürlich weiter, nur härter und wilder. Ach wenn man das nur könnte, den Vogue Drop zum Beispiel, wie er hier in Perfektion vorgeführt wird. Man müsste sich flach auf den Rücken fallen lassen können und direkt wieder hochtitschen … aber ich bin leider kein junges Mädchen mehr.

 

Hans Nieswandt ist Künstlerischer Geschäftsführer des Instituts für Populäre Musik der Folkwang Universität der Künste.