Das Phänomen ADHS aus der Perspektive des Normalismusvon Daniela Haas10.5.2016

Im Normalspektrum

  1. Einleitung

„Ist mein Kind noch normal?“[1] – so fragt der Titel einer Reportage des ZDF stellvertretend für drei besorgte Elternpaare, deren Söhne im sozialen Umfeld wiederholt als ‚verhaltensauffällig‘ bezeichnet werden. Luca ist ausgesprochen lebhaft, kann in der Schule kaum stillsitzen und stört den Unterricht massiv durch permanentes Herumalbern. William und Seraphim hingegen sind sehr introvertiert und scheinen häufig ganz in ihren Gedanken versunken. Alle drei Jungen haben in unterschiedlichem Ausmaß Schwierigkeiten, sich auf bestimmte Lehrstoffe zu konzentrieren, was sich negativ auf ihre Zensuren auswirkt. Interesse hegen sie nur für wenige Fächer oder Einzelthemen, mit welchen sie sich dann aber – oft bevorzugt allein – sehr intensiv und ausdauernd beschäftigen. Aufgrund ihres Betragens werden sie von ihren Mitschülern ausgegrenzt und schikaniert, was einen enormen psychischen Leidensdruck verursacht. Die Eltern sind besorgt um die Zukunft ihrer Kinder und sehen sich wiederholt mit dem Vorwurf Außenstehender konfrontiert, in der Erziehung ‚versagt zu haben‘. Eine zumindest teilweise Entlastung können schließlich die Kinderpsychologen bzw. -ärzte bewirken, die die Eltern auf der Suche nach professioneller Hilfe konsultieren. Bei allen drei Jungen werden spezifische Formen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung[2] (ADHS) festgestellt und verschiedene Therapiekonzepte zur Linderung der Symptome empfohlen[3].

Nach einer Studie aus dem Jahr 2007 leben rund 5% der deutschen Kinder und Jugendlichen mit der Krankheit[4], immer wieder wird eine Zunahme der Fallzahlen konstatiert[5]. Die drei Kernsymptome der ADHS – Impulsivität, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität – können in verschieden starker Ausprägung auftreten[6] und führen so zu den Verhaltenserscheinungen, die sich bei umgangssprachlich als ‚Zappelphilipp‘ oder ‚Träumer‘ bezeichneten Kindern feststellen lassen. Die genauen Ursachen der Störung sind bisher nicht abschließend geklärt. In der Forschung geht man von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus. Demnach verfügen die Betroffenen zum einen über eine genetische Veranlagung zur Ausbildung der Krankheit, wobei zusätzlich eine durch Stoffwechselstörungen verursachte Schädigung des Zentralnervensystems vorliegen kann[7]. Treten weiterhin „[u]ngünstige psychosoziale Bedingungen“[8], etwa häufige innerfamiliäre Konflikte, hinzu, kann dies die Ausprägung der ADHS stark beeinflussen[9]. An diese Theorie anknüpfend erfolgt die Behandlung häufig durch eine Kombination aus Psychotherapie und Medikation mit dem Psychostimulans Methylphenidat[10] (etwa in Ritalin und Medikinet enthalten). Besonders das Medikament verspricht rasche Hilfe. Seine exakte Wirkungsweise konnte noch nicht vollständig ermittelt werden, es wird aber vermutet, dass es einen Ausgleich des Hirnstoffwechsels bewirkt[11], was wiederum zu einer Minderung der inneren Unruhe und einer Aufmerksamkeitssteigerung des Kindes führt[12], sodass die schulische Leistungsfähigkeit erhöht und das Sozialverhalten des Betroffenen verbessert  werden kann.

Ganz unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen befassen sich mit der Erforschung der ADHS. Die Pädagogik diskutiert den angemessenen Umgang mit den erkrankten Kindern, die Neurobiologie bemüht sich um die Ermittlung der Ätiologie und die Psychiatrie legt die exakte Definition des Krankheitsbildes fest. Weshalb sich nun die Kulturwissenschaft mit dem Phänomen befassen sollte, ist daher zunächst nicht ersichtlich. Was aber bei den Debatten um Erziehungsmethoden und störungsspezifische Gene zumeist übersehen wird, ist ausgerechnet die zentrale kulturelle Kategorie sämtlicher Auseinandersetzungen mit der Thematik: die Normalität. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass dieser Ausdruck immer wieder im Zusammenhang mit der ADHS verwendet wird. Im Alltag fallen die Kinder auf, weil ihr Verhalten als „nicht mehr normal“[13] empfunden wird, und auch die international anerkannten Diagnosekriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) unterscheiden das Verhalten Betroffener explizit von ‚normalem‘ Verhalten[14]. Im Umkehrschluss wird konstatiert, dass eine Behandlung notwendig sei, um den Erkrankten Zugang zu Normalität zu verschaffen[15]. Obwohl diesem Terminus offenbar eine maßgebliche Bedeutung innerhalb der ADHS-Diskurse zukommt und er sogar der Legitimation von Eingriffen in Körper und Psyche dient, wird er nirgends definiert. In der vorliegenden Arbeit soll daher versucht werden, sich dem der ADHS zugrunde liegenden Normalitäts- bzw. Anormalitätsverständnis zu nähern. Grundlage hierfür ist das Normalismuskonzept des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link. In seiner Studie „Versuch über den Normalismus“[16] legt der Autor eine ausführliche Analyse des Begriffs vor, grenzt ihn von verwandten und oft fälschlicherweise synonym verwendeten Konzepten ab und liefert damit ein begriffliches Instrumentarium zur Untersuchung gesellschaftlicher Verhältnisse und Entwicklungen. Von fundamentaler Bedeutung ist dabei die Annahme, dass das Normale eine auf Statistik gegründete soziale Kategorie darstellt, die entsprechend im historischen Zeitverlauf als wandelbar erscheint[17].

Zunächst wird die Theorie Links in ihren wesentlichen Zügen nachgezeichnet und kritisch beleuchtet. Danach widmet sich ein zweiter Schritt der genaueren Untersuchung der Prozesse, die an der Definition der ADHS als Anormalität mitwirken. Hierauf aufbauend soll in einem dritten Abschnitt erörtert werden, ob das Störungsbild bei weiter steigender Prävalenzrate zu einem zukünftigen Zeitpunkt womöglich als normal gelten kann. Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert und in einem Fazit zusammengefasst.

2. Was bedeutet Normalität? Die Normalismustheorie nach Jürgen Link

2.1 Begriffliche Klärung und Grundzüge des Normalismus

Zunächst scheint jedermann intuitiv zu wissen, was sich hinter dem Begriff der Normalität verbirgt, eine genaue Definition fällt jedoch schwer. Handelt es sich um wertbasierte Normen, deren Einhaltung in einer bestimmten Gesellschaft geboten ist? Gibt die Natur vor, was normal ist, oder kennzeichnet schlicht das Verhalten der Mehrheit das Normale?

Nach Link ist Normalität nicht als ahistorische, naturgegebene Größe, sondern als ein spezifisch modernes Phänomen zu verstehen, das sich vor etwa 200 Jahren in den westlichen Gesellschaften zu entwickeln begonnen hat[18]. Dabei ist das Normale zunächst grundsätzlich von dem Normativen zu unterscheiden. Beide Ausdrücke leiten sich von dem lateinischen Wort ‚norma‘ (rechter Winkel oder Regel, bspw. Ordensregel) und seinen neulateinischen Abwandlungen ‚normalis‘ sowie ‚normativus‘ ab, bilden jedoch im Laufe der Geschichte zwei völlig verschiedene Bedeutungsgehalte heraus[19]. Inzwischen erweist sich die Normalität gegenüber der Normativität tendenziell als dominant[20], was allerdings nicht bedeutet, dass das Normative obsolet geworden ist. Vielmehr bestehen beide Kategorien parallel, wobei es immer wieder zu Konflikten, Überschneidungen und Verknüpfungen kommt[21].

Normativität existierte und existiert, so Link, zu jeder Zeit in allen Gesellschaften, etwa in Form ethischer Werte oder Gesetze[22]. Es handelt sich hierbei um präskriptive[23] „binäre Erfüllungsnorm[en]“[24], d.h. das Handeln der Individuen wird nachträglich an ihnen gemessen, wobei lediglich zwischen Einhaltung und (ggf. zu sanktionierendem) Verstoß zu unterscheiden ist[25].

Normalität hingegen ist das (vorläufige) Ergebnis eines vielschichtigen, komplexen gesellschaftlichen Prozesses, einer Kombination „diskursive[r] Konzept[e] und Modell[e] [so]wie praktische[r] Verfahren“[26], welche Link als ‚Normalismus‘ bezeichnet[27]. Im Gegensatz zu den starren, normativen Normen ist die Normalität dynamisch[28] und deskriptiv, d.h. sie wird nach der Sichtung der gesellschaftlichen Realität auf Basis von Mittelwerten bestimmt, ist daher dem Handeln nachgeordnet und stets im Wandel begriffen[29]. Basale Voraussetzung ist die Etablierung der regelmäßigen, flächendeckenden Erhebung und statistischen Auswertung standardisierter gesellschaftlicher Massendaten seit dem 18. Jahrhundert[30]. Hierzu zählen unmittelbar objektiv zugängliche, quantitative Größen wie etwa Körpergewicht und Einkommen, aber auch rein qualitative, lediglich indirekt messbare Gegenstände wie Intelligenz und Optimismus[31]. In Fällen letzterer Art werden „imaginäre Punkte-Skalen“[32] erstellt, die bestimmten Tests oder Fragebögen mehr oder minder offenkundig zugrunde liegen. Mit ihrer Hilfe soll ermittelt werden, zu welchem Grad der Untersuchte eine bestimmte Eigenschaft aufweist oder eine konkrete Einstellung vertritt[33]. Dies ist ein weiterer markanter Unterschied zu dem Normativen, das keine abgestufte Bandbreite an Verhaltensweisen kennt, sondern lediglich strikt zwischen Normerfüllung und -bruch trennt[34]. Der Normalismus hat daher das Potenzial, die Geltungskraft überkommener, eventuell gar „schädliche[r]“[35] Normen zu schwächen und somit Raum für gesellschaftlichen Wandel zu schaffen[36].

Aus der Vielzahl der einzelnen Erhebungen ergibt sich eine Massenverteilung, die sich nach dem zentralen Grenzwertsatz idealtypisch der Normalverteilung (Gauß- oder Glockenkurve) nähert[37]. Die Individuen werden dabei als frei bewegliche Massenatome vorgestellt, die permanent in Verteilungsprozessen begriffen sind[38].  Die entstandene Kurve lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen. Die meisten Individuen sammeln sich im mittleren Bereich in der Nähe des Durchschnittswertes und bilden hier einen „‚normal range‘“[39] (‚Glockenbauch‘). Zur linken und rechten Seite hin flacht die Kurve symmetrisch ab, d.h. je extremer ein Wert ist, desto weniger Menschen lassen sich unter ihn subsumieren. Während der ‚normal range‘ das Spektrum des Normalen abbildet, markieren seine Grenzen den Übergang in die Bereiche des Anormalen. Da die Kurve prinzipiell stetig ist, also keine wesenhaften Brüche aufweist, ist eine Ermittlung der Normalitätsgrenzen durch mathematische Verfahren nicht möglich. Die Grenzen sind stattdessen auf dem Kontinuum der Kurve frei verschiebbar und müssen diskursiv festgelegt werden.[40] Dazu gehört auch das in der Statistik oftmals verwendete Maß der Standardabweichung. Auf den ersten Blick scheint es objektiv, allerdings handelt es sich auch hierbei letztlich um die bewusste Festlegung eines ‚Toleranzbereichs‘[41]. Ähnlich verhält es sich mit der nach Link unzulässigen Gleichsetzung von Normalität mit biologischen Konstanten. Zunächst mutet diese Verknüpfung logisch und ganz selbstverständlich an. Normalität wird aber maßgeblich durch das Reden über sie definiert, sodass etwa ein bestimmter Cholesterinwert erst dann als normal gilt, wenn er im Rahmen diskursiver Aushandlungsprozesse entsprechend bezeichnet wird. Das Ineinssetzen beider Kategorien birgt daher die Gefahr, „soziale Normalitäten als biologisch begründet auf[zufassen]“[42].[43]

Link unterscheidet nun drei verschiedene Diskurstypen, die an der Herstellung des Normalen beteiligt sind: Spezial-, Inter- und Elementardiskurs. Spezialdiskurse sind vor allem wissenschaftliche Diskurse, die „spezielles Wissen für ein spezialistisches Publikum bereitstellen“[44]. Sie erzeugen Normalitäten in ihren jeweils spezifischen Bereichen, zum Beispiel der Medizin. Gerade hier spielt die Ermittlung von statistischen Häufigkeiten eine wichtige Rolle. Dem gegenüber steht der Elementardiskurs, worunter oft floskelhafte und wenig reflektierte bzw. fundierte Aussagen über das Normale aus Bereichen des Alltags zu verstehen sind. Dem hier verwendeten Normalitätsbegriff liegt oft eine undifferenzierte Mischung aus subjektiven Werturteilen und einer vergleichenden Positionierung der eigenen und verschiedener anderer Personen innerhalb imaginärer Häufigkeitsverteilungen[45] zugrunde. Eine Zwischenposition nimmt hier der Interdiskurs ein. Er verbindet Elemente von Spezial- und Elementardiskurs zu „allgemein kulturellen Vorstellungen von Normalität, zu einer Art Querschnittskategorie des Normalen“[46], und zwar auf eine Weise, die „Verständlichkeit für eine allgemeingebildete Öffentlichkeit“[47] erzeugt. Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die sogenannte Kollektivsymbolik, die bestimmte Sachverhalte und Entwicklungen innerhalb der normalistischen Diskurse in Form von sprachlich oder visuell erzeugten Sinnbildern für die Einzelnen plastisch begreifbar macht und somit einen wichtigen Beitrag zur Verknüpfung des Wissens der Diskursebenen leistet[48]. Das so entstandene und transportierte Wissen dient den Individuen nun zur ständigen Prüfung und Ausrichtung des eigenen Handelns bzw. Verhaltens anhand dessen, was als normal gilt[49]. Das Individuum wird zum normalistischen Subjekt[50].

Da die Normalitätsgrenzen auf dem Kontinuum der Kurve nicht grundsätzlich starr fixiert sind, erscheinen die Übergänge von der Normalität hin zur Anormalität fließend. Das bedeutet, dass prinzipiell jedermann jederzeit aus dem Sicherheit vermittelnden Bereich des Normalen in die prekären Zonen der Anormalität ‚abrutschen‘ kann. Die Angst, die dieser Umstand in den Subjekten auslöst, nennt Link Denormalisierungsangst.[51] Durch den ständigen Vergleich des eigenen Tuns mit den interdiskursiv vermittelten Vorstellungen von Normalität verorten sich die Menschen routinemäßig auf dem Kontinuum der (symbolischen) Gaußkurve und erhalten so Aufschluss darüber, ob sie im Begriff sind, sich aus dem Bereich des Normalen zu bewegen und die Einleitung versichernder (Selbst-)Normalisierungsmaßnahmen geboten ist[52]. Das Faktum dieser permanenten Gefahr der Denormalisierung führt zu zwei unterschiedlichen Strategien des Normalismus, die im Folgenden erläutert werden.

2.2 Protonormalismus und flexibler Normalismus als diskursive Strategien

Um die Erhebung und Auswertung der gesellschaftlichen Massendaten systematisch durchführen zu können, werden verschiedene „Normalfelder“[53] hergestellt. Sie umfassen eine Vielzahl von Erscheinungen, die einem bestimmten Bereich eines Spezial- oder Interdiskurses zuzuordnen sind[54]. Diese Bereiche können entweder allgemeinen Charakter besitzen („‚Basis-Normalfelder‘“[55]) oder sehr spezifische Einzelaspekte betreffen (spezielles Normalfeld)[56]. Innerhalb eines Normalfeldes werden die Erscheinungen nun homogenisiert und kontinuiert, womit sie als miteinander vergleichbare Größen erscheinen[57]. Um diese ordnen zu können, werden nun eine oder mehrere Dimensionen bzw. Achsen implementiert. Die Ausprägungen auf den Achsen sind graduiert oder skaliert, sodass feine Abstufungen der Messwerte erfasst werden können. Nun ist es möglich, eine Vielzahl von Menschen im Hinblick auf ein solches Normalfeld zu verdaten und sie als sogenannte „Normaleinheiten“[58] innerhalb desselben zu positionieren, sodass der Grad ihrer je persönlichen Abweichung von der Normalität bzw. dem Durchschnittswert als höchstmöglichem Normalitätsgrad ermittelbar wird. Hier ist wichtig festzuhalten, dass Link oftmals von konkreten mathematisch-statistischen Verteilungen abstrahiert und stattdessen von symbolischen Kurven ausgeht, wie es der o.g. Fall der Intelligenztests bereits andeutete. So sei „[d]ie typische Skala […] quantitativ und linear-gerichte[t] [Hervorh. J.L.]“[59], „mindestens müssen [aber] auf solchen Achsen symbolische ‚Punkte‘ (positive und/oder negative) gemacht werden können“[60], die entsprechend eine „symbolische Quasi-‚Abbildungsrelatio[n]‘ zwischen [den] Elementen […] suggerier[en]“[61].[62]

Die Bandbreite der abgebildeten Phänomene wird durch semantische Oppositionen eingefasst, die sich an den äußeren Enden der Skalen befinden. Damit wird eine kontinuierliche Verbindung zwischen prinzipiell gegensätzlichen Erscheinungen, etwa Gesundheit und Krankheit, hergestellt.[63] Die Schwelle zwischen dem letzten ‚noch gesunden‘ und dem ersten bereits ‚kranken‘ Zustand ausfindig zu machen, erweist sich vor diesem Hintergrund als schwierig. Für die normalistischen Subjekte erzeugt dieser Umstand „die Vorstellung […] gleitender Übergangszone[n] des Durchdrehens“[64], also das Bewusstsein eines permanenten Risikos der Denormalisierung. Link nennt nun zwei grundlegende, idealtypische Strategien zur Etablierung der Normalitätsgrenzen. Obwohl prinzipiell verschieden, befinden sie sich in einer Art wechselseitigem Abhängigkeitsverhältnis, dass der Autor durch den Begriff der „‚aporetischen siamesischen Bifurkation’“[65] beschreibt. So können sie abwechselnd einzeln oder auch in Mischformen Anwendung finden. Die erste Strategie, die vor allem in den Anfangsjahren des Normalismus vorherrscht, bezeichnet Link als protonormalistisch. Sie zielt darauf, das Normalspektrum möglichst eng und (langdauer-)stabil zu fassen, wodurch ein streng abgetrennter, breiter Bereich der Anormalität entsteht. Das protonormalistische Verständnis von Normalität weist überdies eine tendenzielle Nähe zur Normativität auf. Entsprechend entscheiden die Individuen nicht selbst über eine Anpassung ihres Verhaltens, vielmehr werden ihnen Normalisierungsmaßnahmen von Autoritäten auferlegt. Der Autor spricht in diesem Zusammenhang in Anlehnung an Riesman und Foucault auch von „‚Außenlenkung‘“[66] und „‚Dressur‘“[67]. Auch fungieren die Grenzen der Normalität hier als Stigma-Grenzen. Diejenigen, die eine solche, meist semantisch beschwerte Trennlinie überschreiten, werden oft mit einem sozialen ‚Etikett‘ versehen und unmittelbar räumlich von den ‚Normalen‘ separiert, etwa im Falle der Unterbringung ‚Wahnsinniger‘ in psychiatrischen Anstalten. So wird denn auch die prinzipielle Variationsbreite der Erscheinungen innerhalb eines Normalfeldes im Kontext dieser Strategie auf wenige typologische „Blöcke“[68] reduziert. Eine Umkehr ist für die einmal als anormal Klassifizierten nur noch schwer möglich.[69]

Die zweite Strategie ist die flexibel-normalistische. Sie ist tendenziell von der Normativität entkoppelt, sucht den Bereich des Normalen auf historische Variabilität hin anzulegen und möglichst weit auszudehnen, also viele verschiedene Erscheinungen als Normalität zu integrieren, auch solche, die im Protonormalismus als anormal gelten. Innerhalb eines fein differenzierten Spektrums von Phänomenen entsteht so ein weiter ‚normal range‘ mit breiten Übergangszonen zu den Sphären der Anormalität, die wiederum selbst eher schmal ausfallen. Die Grenzen sind locker und weich symbolisch gekennzeichnet und erlauben ein ‚Gleiten‘ der Individuen auf dem Kontinuum, was eine vollständige Normalisierung ‚anormaler‘ Subjekte gestattet. Diese wird jeweils eigenständig auf der Basis von persönlichem „Risiko- und Kompensationskalkül“[70] eingeleitet, was es den Einzelnen erlaubt, ein ‚authentisches‘ Leben zu führen.[71] In diesem Zusammenhang sei überdies auf den ambivalenten Charakter der Normalitätsgrenzen verwiesen. Einerseits schrecken sie die normalistischen Subjekte ab, indem sie den Übergang in die Zonen der Anormalität, etwa der Kriminalität oder der psychischen Störung, und damit das Risiko der Exklusion (Unterbringung in Gefängnis und Psychiatrie) markieren. Andererseits aber üben sie eine mitunter große Anziehungskraft aus, weil sie ‚Nervenkitzel‘ und „intensiv[e] […] Erfahrungen“[72] verheißen.[73]

2.3 Der Einfluss der Normativität auf die Normalität

Unklar bleibt, wie genau nun die Normalitätsgrenzen ermittelt werden. Henning Ritter führt dazu an, dass das Urteil hierüber letztlich normativ erfolgen müsse[74]. Link kritisiert dieses Argument mit dem Verweis auf die scharfe Trennung von präskriptiver Normativität und deskriptiver Normalität, gerade im Hinblick auf die verschiedenen Konsequenzen, die der Verstoß gegen eine Norm oder die Verortung eines Individuums im Spektrum der Anormalität nach sich ziehe[75]. Er spricht jedoch ebenso immer wieder an, dass die analytische Unterscheidung beider Kategorien lediglich idealtypischen Charakter besitze und man es „in der historischen Realität […] stets mit Kopplungen zwischen beiden diskursiven Regimen zu tun“[76] habe, wozu neben dem Konflikt auch der „symbiotisch[e] Kompromiss“[77] gehöre[78]. Am nächsten kommt letzterem wohl die protonormalistische Strategie. Zunächst unterscheidet Link sie grundsätzlich von der Normativität, da er den Normalismus als solchen – und damit auch den Protonormalismus – wesentlich als auf Statistik basierend beschreibt, gibt aber anschließend an, dass sie ihre „Normen ex ante fest[lege]“[79] – also nicht auf Basis des Datenmaterials –  und „bereit [sei], sie den Individuen repressiv aufzuzwingen“[80] [81]. An anderer Stelle setzt er zudem „statistische“[82] mit „flexibel-normalistische[n] Verfahren“[83] gleich[84], was impliziert, dass der Protonormalismus nichts oder nur sehr wenig mit Statistik zu tun hat, wodurch sich der Unterschied zur Normativität endgültig aufzulösen scheint.

Der flexible Normalismus hingegen wird u.a. durch eine „Tendenz zur ‚Entfernung‘ der Normalität von Normativität“[85] gekennzeichnet[86]. Wie hier aber die Bestimmung des Normalspektrums innerhalb der diskursiven Prozesse stattfindet, wird nicht ausgeführt. Einerseits verneint der Autor zwar die Existenz eines „mathematische[n] Kriterium[s] für eine Normalitätsgrenze“[87]. Andererseits postuliert er, dass die normalistischen Normen im Nachhinein „errechnet“[88] werden, obgleich später gezeigt wird, dass etwa das oben beispielhaft genannte Maß der Standardabweichung Objektivität nur suggeriert, eigentlich aber als „‚dezisionistisch[es]’“[89] Verfahren zur Etablierung der Normalitätsgrenze fungiert[90]. Darüber hinaus gibt Link an, dass die Grenze in dieser Strategie „durch keine harte semantische und insbesondere symbolische Markierung als Stigma-Grenze [Hervorh. J.L.] fixiert“[91] sei, der flexible Normalismus aber „am Punkte der ‚absoluten Normalitätsgrenze‘ mit dem Protonormalismus wieder ineinsfällt“[92] und „auf ein absolutes Stigmasymbol nicht verzichten [kann]“[93]. Es liegt daher nahe, dass die unvermeidbare Grenzsetzung, ohne die der Normalitätsbegriff beliebig würde, tatsächlich in jedem Fall mittels normativer Entscheidung vorgenommen wird. Anders ist eine solche (wenn auch wenig stabile) Festlegung nicht vorstellbar. Daher ist Ritter schlussendlich zuzustimmen.

Das historisch Innovative des Normalismus besteht nun darin, die Normen gewissermaßen zu weiten und zu dynamisieren. Dabei wird durch die Orientierung an der Statistik zumindest im flexiblen Normalismus theoretisch gewährleistet, dass diese gesellschaftlichen Normen nicht gänzlich fernab der sozialen Realität etabliert werden. Diese Kopplung von Normativität und Normalität zeigt sich auch im Bereich der ADHS, die Link, wie sich zeigen wird, aus gutem Grund als „normalistisches Syndrom“[94] beschreibt.

3. Die Produktion von ADHS als Anormalität

Die bisherigen Ausführungen haben ergeben, dass Normalität und damit auch Anormalität Produkte eines Zusammenspiels elementar-, inter- und spezialdiskursiver Prozesse sind. Im Falle der ADHS wird vorwiegend bestimmt, was anormales Verhalten ist. Der zugrunde liegende Normalitätsbegriff ergibt sich also ex negativo, bleibt aber in gewisser Weise unscharf. Um zu begreifen, wie hier das spezielle Anormalitätsverständnis entsteht, werden im folgenden Abschnitt die verschiedenen diskursiven Ebenen näher beleuchtet. Einschränkend ist anzumerken, dass diese Arbeit ob ihres begrenzten Umfanges nicht den nötigen Platz für eine umfassende Diskursanalyse bietet. Stattdessen soll das Ineinandergreifen der Diskurstypen anhand der Darstellung eines idealtypischen Diagnoseprozesses exemplarisch nachgezeichnet werden.

3.1 Ansätze einer Diskursanalyse

3.1.1 Elementardiskurs

Der Verdacht, ein Kind leide unter einer ADHS, entwickelt sich meist innerhalb des Elementardiskurses, an welchem vor allem die Eltern und Erzieher bzw. Lehrer[95] beteiligt sind[96]. Zwar handelt es sich um eine psychische Störung, die daher vor allem in dem psychiatrischen Diskurs situiert ist. Da die ADHS aber eine starke Präsenz im Interdiskurs, vor allem in den Massenmedien, aufweist, ist das Wissen um ihre verschiedenen Erscheinungsformen bereits in den Alltagsdiskurs vorgedrungen (vgl. w.u.). Nun sind es aber nicht die Kinder selbst, die sich an den interdiskursiv vermittelten Normalitätsvorstellungen orientieren. Natürlich vergleichen Schüler ihre Leistungen schon sehr früh miteinander, vor allem indem sie ihre Position auf dem Notenspiegel verorten und ermitteln, ob ihr Ergebnis in Relation zu dem der Klassenkameraden über- oder unterdurchschnittlich ausfällt. Sie bilden jedoch erst im Laufe ihrer Entwicklung nach und nach den Charakter eines normalistischen Subjektes aus, das regelmäßig mit Bezug auf Häufigkeitsverteilungen nach der Normalität etwa seines Handelns fragt und ggf. normalisierende Schritte einleitet. Stattdessen übernehmen Pädagogen und Eltern die Sorge um die Normalität der Kinder. Fällt nun ein Kind durch Ungeduld, ‚geringes‘ Konzentrationsvermögen und/oder körperliche Unruhe auf, kann dies als Alarmsignal wahrgenommen werden. Das Verhalten des Betroffenen wird dabei ins Verhältnis zu einem subjektiv empfundenen Durchschnitts-, also Normalverhalten und/oder bestimmten normativen Erwartungen bezüglich angemessenen kindlichen Verhaltens gesetzt und als hiervon ‚negativ abweichend‘ eingeschätzt. Aufgrund dieses Verdachts bilden vor allem die Eltern eine ausgeprägte Denormalisierungsangst aus. Sie befürchten, dass ihr Kind in Folge von mangelnder Selbststeuerung, Konzentrationsproblemen und hierdurch bedingten ‚schlechten‘ Zensuren ‚auf die schiefe Bahn‘ geraten, mit der Zeit also zunehmend in die Anormalität ‚abrutschen‘ könnte und sich somit als Erwachsener am Rande der Gesellschaft befindet, sofern keine korrigierenden Maßnahmen ergriffen werden, die eine endgültige Exklusion verhindern bzw. eine Reintegration in das Normalspektrum befördern.[97] Bei der Entstehung dieser Angst ist überdies die Wirkung des Internets nicht zu unterschätzen. Nicht nur existieren zahlreiche Webseiten von Selbsthilfegruppen, die mehr oder minder fundiertes Informationsmaterial und Schnelltests bereitstellen[98], auch bieten Kommunikationsplattformen wie z.B. Foren Betroffenen und Interessierten die Möglichkeit, sich detailliert über Symptome und Krankheitsverläufe auszutauschen[99]. Dies trägt dazu bei, dass Eltern bereits vor der ersten Untersuchung ihres Kindes eine Einschätzung bezüglich einer möglichen Erkrankung entwickeln.

Als Bestätigung des im Alltagsdiskurs verankerten Deutungsmusters der o.g. Kombination abweichender Verhaltensweisen fungiert der ärztliche bzw. psychiatrische Befund einer ADHS zwar einerseits als offizielle Diagnose der Anormalität, stellt aber gleichzeitig auch einen ersten Schritt hin zu einer Normalisierung des Kindes dar, da er eine Reihe von Normalisierungsmaßnahmen ermöglicht.

3.1.2 Spezialdiskurs

Der maßgebliche Spezialdiskurs zum Thema ADHS findet innerhalb der Psychiatrie statt. Ihr kommt letztlich die Deutungshoheit über das Phänomen zu. Sie fügt einzelne Erscheinungen zu einem Störungsbild zusammen, das unter der Bezeichnung ADHS/ADS bzw. HKS in internationalen Klassifikationssystemen auffindbar ist und damit als Grundlage für die individuelle Diagnosestellung in der klinischen Praxis dient. Daher wird der psychiatrische Diskurs hier als Leitdiskurs betrachtet und isoliert in den Blick genommen.

Das Basis-Normalfeld, mit dem sich diese Disziplin befasst, ist das der ‚geistigen Gesundheit‘. Dieses Feld spaltet sich selbst in zahlreiche weitere, spezifischere Normalfelder auf. Welche Felder bei der Prüfung des Vorliegens einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Mittelpunkt stehen, ist den Ausführungen des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders zu entnehmen. DSM-IV[100] enthält einen umfangreichen Kriterienkatalog, der die einzelnen Symptome der Störung beschreibt[101]. Insgesamt werden zwei Merkmalskategorien unterschieden: ‚Unaufmerksamkeit‘ und ‚Hyperaktivität-Impulsivität‘. Um den Befund erstellen zu können, müssen sechs oder mehr der aufgeführten Kriterien mindestens einer Kategorie innerhalb der letzten sechs Monate aufgetreten sein. Zusätzlich müssen die Symptome von einem ‚unangemessenen‘ Ausmaß und nicht mit dem Entwicklungsstand des Betroffenen vereinbar sein.[102] Gerade diese letzte Beschreibung verweist auf massendatenbasierte ‚Verhaltensstandards‘, welchen ein Kind mit ADHS nicht gerecht wird. Zur Illustration der beiden Kategorien seien im Folgenden einige Beispielbeschreibungen genannt:

zu Unaufmerksamkeit:

„b) often has difficulty in sustaining attention in tasks or play activities […]

f) often avoids, dislikes, or is reluctant to engage in tasks that require sustained mental effort (such as schoolwork or homework)“[103]

zu Hyperaktivität-Impulsivität:

1) Hyperaktivität

„a) often fidgets with hands or feet or squirms in seat […]

f) often talks excessively“[104]

2) Impulsivität

„g) often blurts out answers before questions have been completed

h) often has difficulty awaiting turn“[105]

Ferner müssen einige dieser Erscheinungen vor dem siebten Lebensjahr aufgetreten sein, in mindestens zwei Bereichen (etwa zu Hause oder in der Schule) Beeinträchtigungen („impairment“[106]) verursachen und sich negativ auf das soziale, akademische oder berufliche Funktionieren („functioning“[107]) auswirken („impairment“[108])[109].

Diese Kriterien sind qualitativ und daher nur schwer objektiv zugänglich. Wann ist ein Kind zum Beispiel nicht mehr nur ‚gelegentlich‘, sondern ‚oft‘ ungeduldig, und wo liegt die Grenze zwischen ‚lebhaftem‘ und ‚exzessivem‘ Sprechen? In der diagnostischen Praxis wird der Befund nach einer „Exploration der Eltern, des Kindes/Jugendlichen und der Erzieher/Lehrer“[110], die aus Verhaltensbeobachtungen des Kindes und mündlichen Befragungen auf Basis der DSM-Kriterien besteht[111], erstellt[112]. Um die Validität des Verfahrens zu erhöhen, werden häufig Fragebögen eingesetzt, die das Verhalten der Kinder präzise erfassen sollen. Zu diesem Zweck sind sie meist in drei Abschnitte geteilt, die jeweils verschiedene Beschreibungen eines der Kernsymptome enthalten. Der Befragte – Eltern, Erzieher oder ab einem Alter von 11 Jahren auch das betroffene Kind selbst[113] – kreuzt nun an, wie wenig oder stark er den Aussagen zustimmt. Hierzu dient eine je nach Fragebogen unterschiedlich breit angelegte gerichtete Skala, etwa von 0 bis 3 (‚gar nicht‘, ‚ein wenig‘, ‚weitgehend‘, ‚besonders‘)[114] oder 1 bis 9 (‚schwach‘ bis ‚sehr stark‘)[115]. Es werden also imaginäre Punkteskalen eingesetzt, um das in Frage stehende Verhalten in seiner Problemintensität – womit sowohl die Belastungen des Kindes als auch des Umfeldes gemeint sind[116] – zu quantifizieren und zwischen zwei gegensätzlichen Polen zu kontinuieren. Indem das Kind ausschließlich im Hinblick auf die einzelnen Symptome verdatet wird, wird es mit anderen Kindern vergleichbar und damit zu einer ‚Normaleinheit‘, die eine bestimmte Position innerhalb der Normalfelder der Symptomkategorien ‚Aufmerksamkeit‘ und ‚motorische Aktivität und Impulsivität‘ einnimmt. Meyer, der von einer komplexen Vererbung der ADHS ausgeht, konstatiert in diesem Zusammenhang eine Normalverteilung von „Aufmerksamkeit“[117] und „Aktivität“[118], wobei er die von ADHS Betroffenen im Bereich der ‚Extreme‘ verortet[119].

Im Zuge der Auswertung der Fragebögen werden nun Indices ermittelt, indem die angekreuzten Ausprägungen innerhalb jeder Symptomkategorie summiert und durch die Anzahl der Einzelbeschreibungen dividiert werden. Die so ermittelten Kennwerte werden mit einer „Normtabelle“[120] verglichen, die jeweils Grenzwerte enthält, die den Grad der ‚Auffälligkeit‘ des Kindes markieren. Dabei gilt: je höher der Wert eines Index, desto höher die Auffälligkeit.[121] Das abschließende Urteil obliegt jedoch dem zuständigen Psychologen oder Arzt, der seinerseits eine Checkliste der DSM-Merkmale auf Basis der Explorationsergebnisse ausfüllt[122]. Dabei wird zusätzlich eine Präzisierung der Diagnose nach den drei Subtypen der ADHS vorgenommen. Je nachdem, ob eine Auffälligkeit in nur einem oder beiden Bereichen festgestellt wird, handelt es sich um den „vorwiegend unaufmerksamen“[123], „vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Typus“[124] oder den „Mischtypus“[125].

Die Therapie der ADHS ist auf den jeweiligen Typus und den Grad der Symptomausprägung abgestimmt. Ist letzterer „extrem“[126], ist eine vorläufige oder längerfristige stationäre Behandlung möglich[127]. Bei weniger starker Ausprägung kann hingegen eine ambulante Therapie, bestehend aus Psycho- und ggf. Pharmakotherapie, durchgeführt werden[128]. Dabei soll der Betroffene einerseits u.a. Techniken des „Selbstmanagement[s]“[129] (z.B. Selbstinstruktionstraining zur Konzentrationssteigerung bei der Bearbeitung von Hausaufgaben) erlernen, die ihn in die Lage versetzen, sein „Problemverhalten“[130] eigenständig zu modifizieren, während die Einnahme eines Psychostimulans, meist Methylphenidat, zusätzlich den Bewegungsdrang eindämmen und die Konzentration fördern kann[131]. Die Therapieerfolge, explizit als Normalisierung bezeichnet[132], werden durch regelmäßige Neuverdatung des Patienten ermittelt, sodass seine erwünschte ‚Wanderung‘ hin zur ‚Mitte‘ der Verteilungen innerhalb der Normalfelder kontrolliert werden kann[133].

Vergleicht man die zwei letzten Ausgaben des DSM miteinander, ist festzustellen, dass sich die Diagnosekriterien der ADHS im Laufe der Jahre verändert haben. DSM-5 (2013) weist gegenüber DSM-IV-TR (2000) zwei wesentliche Neuerungen auf. Zum einen müssen die einzelnen Symptome nicht länger vor dem siebten, sondern nur noch vor dem 12. Lebensjahr aufgetreten sein[134]. Zum anderen wurde die Diagnosemöglichkeit für ADHS im Erwachsenenalter, die in den vorangegangenen Ausgaben lediglich eine Nebenrolle spielte, durch das Hinzufügen von speziell auf die Lebensbereiche Erwachsener zugeschnittener Symptombeschreibungen und eine Verminderung der Zahl der Mindestkriterien von sechs auf fünf betont[135]. Somit wurde es möglich, dass zahlreiche ‚gesunde‘ Menschen mit der Veröffentlichung von DSM-5 praktisch ‚über Nacht‘ als ‚krank‘ klassifiziert werden konnten. Dies mag denn auch einen Beitrag zu dem anhaltenden Anstieg der Prävalenzraten beitragen.

3.1.3 Interdiskurs

Der Interdiskurs vermittelt zwischen Spezial- und Elementardiskurs. Hier spielen vor allem die Massenmedien eine zentrale Rolle. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema ADHS werden einem breiten Publikum in Zeitschriften, Broschüren, Ratgebern, auf Webseiten und im Fernsehen in aufbereiteter Form präsentiert. Oft wird dabei eine einseitige Verknüpfung von Wissenschafts- und Alltagsdiskurs geschaffen, indem Mediziner oder Psychologen in Form von Interviews selbst zu Wort kommen und den Lesern bzw. Zuschauern ihr Wissen direkt kommunizieren[136]. Ihre Sprache ist dabei von Fachvokabular entlastet und schließt an die von Symbolen durchzogene Alltagsrede an. Adressaten sind meist die Bezugspersonen von Kindern.

Bei genauerer Betrachtung sind vor allem vier Funktionen des Interdiskurses festzustellen. Erstens wird Verständnis für die Belastungssituation aller Betroffenen, also des Kindes, der Familie, der Freunde und der Pädagogen, geschaffen. Da die ‚gestörten‘ kindlichen Verhaltensweisen nicht diffus als Resultate ‚schlechter Erziehung‘ oder ‚Launenhaftigkeit‘, sondern als Merkmale einer psychischen Krankheit bezeichnet werden, erscheint die Anormalität konkret erfass- und behandelbar. Hiermit verbunden ist eine umfangreiche Aufklärungsarbeit bezüglich des Störungsbildes der ADHS und seiner vermuteten Ursachen. Häufig werden dabei reale Fallbeispiele einbezogen, in deren Rahmen nachgezeichnet wird, wie eine Therapie den anfänglich immensen Leidensdruck betroffener Familien lindern und den Kindern „ein normales Leben“[137] ermöglichen kann[138]. Hierdurch wird ein persönlicher Anknüpfungspunkt für die Rezipienten geschaffen, die ihre eigene Problemkonstellation mit der jeweils dargestellten vergleichen und symbolisch ins Verhältnis setzen können. Ein Beispiel hierfür ist die Website adhs.de, auf die der Interessierte mithin als erstes bei seiner Onlinerecherche stößt. Sie informiert den Leser detailliert über das Krankheitsbild, bietet Checklisten mit Symptombeschreibungen an und stellt verschiedene Therapiekonzepte vor. Darüber hinaus gibt sie Eltern Hinweise zur gezielten Förderung ihres Sohnes/ihrer Tochter, der harmonischen Alltagsgestaltung und zum selbstbewussten Umgang mit Kritik von Außenstehenden. Es wird darauf verwiesen, dass das Leben mit einem betroffenen Kind für alle Familienmitglieder strapazierend sein kann, das unerwünschte Verhalten allerdings nicht in einer bösen Absicht, sondern in der Störung begründet liegt. Es findet sich auch der Erfahrungsbericht einer Mutter, die ihrem inzwischen achtjährigen Sohn nach ‚anfänglichen Vorbehalten’ über einen Zeitraum von anderthalb Jahren Medikinet verabreichte und mit den Resultaten sehr zufrieden ist. So habe sich nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch das Gesamtverhalten des Kindes gebessert, sodass es statt Zurechtweisungen nun Lob und Anerkennung erfährt und, durch diese positiven Erfahrungen gestärkt, auch selbstständig Motivation und Leistungsbereitschaft entwickeln kann. Einschränkend wird angemerkt, dass dieser Zustand hauptsächlich auf die Wirkung des Medikinets zurückzuführen ist. Die Medikamentengabe erscheint hier als notwendige ‚Unterstützung’ des Kindes zur Ausbildung normalen Betragens.[139]

Bei der dritten Funktion schließlich handelt es sich um eine Art Warnfunktion. So wird erklärt, dass und auch weshalb eine Intervention bei Vorliegen einer ADHS notwendig ist. Aus normalistischer Perspektive ließe sich formulieren, dass hier eine umfassende Denormalisierungsangst erzeugt wird. Mitunter wird gar eine sämtliche Lebensbereiche betreffende „Spirale der negativen Entwicklung“[140] bei ausbleibender Behandlung prognostiziert. Eine solche zeichnet etwa die vom Pharmaunternehmen Janssen-Cilag betriebene Website mehr-vom-tag.de. Demnach führen Konzentrationsschwierigkeiten und störendes Verhalten im Unterricht zu schlechten Schulnoten, weshalb die Kinder entweder keinen oder nur einen schlechten Abschluss erwerben. Auf dem Arbeitsmarkt haben sie daher erheblich geringere Chancen als ihre ‚gesunden‘ Mitbewerber. Auch im sozialen Bereich drohen die Betroffenen zu „entgleisen“[141], da sie durch ihre „mangelnde Anpassungsfähigkeit“[142] schon früh in Konflikte mit Gleichaltrigen geraten und zu Außenseitern werden können. Dies hemme die Entwicklung des Selbstwertgefühls und begünstige die Ausbildung von Depressionen, Süchten und kriminellen Verhaltensweisen. Ferner sei die allgemeine Risikobereitschaft von ADHS-Patienten erhöht, wodurch die Gefahr von Unfallverursachungen, etwa im Straßenverkehr, steige[143]. Zudem wirken sich die Probleme des Kindes oft auf die ganze Familie aus. Die Eltern fühlen sich schuldig und streiten über geeignete Erziehungsmethoden, was bis zur Scheidung führen könne[144]. Die hohe Aufmerksamkeit, die das kranke Kind beanspruche, nötige die Eltern überdies häufig zur Vernachlässigung oder Aufgabe ihres Berufes, was nicht nur die finanzielle Situation der Familie verschlechtere, sondern gleichzeitig negative Auswirkungen auf die elterliche Psyche nach sich ziehe. Geschwisterkinder können sich zudem vernachlässigt fühlen und verstärkt Eifersucht und Konkurrenzdenken entwickeln, was zu zusätzlichen Spannungen führt.[145] Ein Artikel des ‚Stern’ argumentiert ähnlich. Für den Fall, dass der Nachwuchs durch sein Benehmen „aus dem Rahmen [fällt]“[146], empfiehlt die Autorin: „Beobachten Sie ihr Kind und andere Kinder, vergleichen sie sein Verhalten mit dem Gleichaltriger aus ähnlichen Elternhäusern“[147], und gibt den Lesern hierzu gleich eine erste Merkmalsliste an die Hand[148]. Um ihre Kinder und auch sich selbst zu schützen, sind Eltern also angehalten, Verhaltensauffälligkeiten ernst zu nehmen und im Zweifel diagnostisch beurteilen zu lassen. Der als Experte befragte Psychologe Manfred Döpfner führt die Dringlichkeit des Handelns im Falle eines positiven Befundes vor Augen. Der Betroffene müsse andernfalls womöglich eine Sonderschule besuchen, könne „im Extremfall sozial völlig ausgegrenzt [werden]“[149] und „keine Beziehungen zu Gleichaltrigen aufbauen“[150]. Da die Kinder sich selbst nicht ausreichend steuern können, sind Eltern und Erzieher als stabilisierende und Orientierung stiftende Instanzen gefragt, die wiederum selbst professionelle Unterstützung, auch in Form einer Familientherapie, in Anspruch nehmen dürfen.[151] Dies führt schließlich zur vierten Funktion des Interdiskurses, der Vermittlung von Beratungsstellen, sodass Familien direkt in Kenntnis darüber gesetzt werden, bei welchen Institutionen sie Hilfe erhalten können[152].

3.2 Zusammenfassung

Die Diagnose der ADHS mittels Abgleich der Verhaltensweisen mit den Störungsmerkmalen des DSM suggeriert eine objektive Beurteilung des Gesundheitszustandes eines Kindes. Was als gesund und was als krank gilt, ist jedoch massiv diskursiven Prozessen unterworfen und erweist sich daher als normalistisches Konstrukt. Kinder werden stets im Vergleich mit ihren Altersgenossen als ‚auffällig‘ beschrieben und klassifiziert. Als normalistische Subjekte verorten ihre Bezugspersonen sie regelmäßig innerhalb imaginärer Normalspektren, wobei sie stets das u.a. durch die Kollektivsymbolik des Interdiskurses (‚entgleisen‘, ‚Spirale der negativen Entwicklung‘) markierte Risiko der Denormalisierung vor Augen haben. Kann ein Diagnostiker im Verdachtsfall ermitteln, dass sich ein Kind außerhalb des ‚normal range‘, in den Anormalitätszonen der Normalverteilungen von Aufmerksamkeit und/oder Impulsivität und motorischer Aktivität befindet, können therapeutische Maßnahmen ergriffen werden, um das Verhalten des Betroffenen zu normalisieren. Dabei sind jedoch nicht nur die Unterscheidungen zwischen vier und mehr ‚Stufen‘ der Auffälligkeit und Belastungsstärke, die Eltern, Erzieher und auch der Untersucher im Kontext der Exploration treffen müssen, stark subjektiv. Auch die in den ‚Normtabellen‘ verzeichneten Grenzwerte müssen innerhalb des psychiatrischen Diskurses bewusst festgelegt werden.

Außerdem darf bei dieser speziellen Thematik nicht vergessen werden, dass die soziale Realität, die statistisch erhoben wird und sich tendenziell in Normalverteilungen niederschlägt, normativ beeinflusst ist. Schließlich entwickelt sich das Betragen der Kinder nicht rein aus sich heraus, sondern ist zu einem erheblichen Teil als Resultat der elterlichen Erziehung zu verstehen. Die Erziehung wiederum wird an bestimmten Werten und normativen Verhaltensmaßstäben ausgerichtet, wobei mit Link davon auszugehen ist, dass auch solche Richtlinien, die beispielsweise auf einem Verständnis von Moral beruhen, interdiskursiv und „massenvermittelt“[153] sind[154]. Bleibt wiederum die Frage, wie das Verhalten oder die Auffassungen dieser Masse entstehen. Es ist zu vermuten, dass es sich um eine komplexe, enge und zirkelhafte Wechselwirkung von Normativität und Massenverhalten bzw. -eigenschaften/-meinungen handelt. Demnach bleibt denn auch offen, wie die im DSM festgeschriebenen Diagnosekriterien innerhalb des Leitdiskurses genau zustande kommen, also ob den empirischen Verteilungen oder bestimmten normativen Vorstellungen eventuell ein Primat zuzusprechen ist.

Die Erstellung des Befundes einer ADHS ist ein Musterbeispiel für eine Kopplung von Protonormalismus und flexiblem Normalismus. Die dynamische Veränderung und weiche Setzung der Normalitätsgrenzen, wie sie sich in der relativ unpräzisen Beschreibung und der zuletzt vorgenommenen Lockerung der Symptommerkmale zeigt, sowie die prinzipiell mögliche Normalisierung der Kinder durch therapeutische Maßnahmen sind ursprünglich Zeichen für ein Vorherrschen des flexiblen Normalismus. Allerdings wurden die Grenzen nicht ausgeweitet, sondern verengt, da die Zahl der potenziell ‚Anormalen‘ mit Veröffentlichung des DSM-5 gestiegen und die Zahl der potenziell ‚Normalen‘ entsprechend gesunken ist, was eher der protonormalistischen Strategie entspricht. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, besonders schwer Betroffene auch langfristig stationär zu behandeln, womit eine absolute, materielle Trennung ‚normaler‘ und ‚anormaler‘ Menschen etabliert ist. Beide Strategien scheinen hier demnach gemeinsam in Verknüpfung zu wirken.

4. Ausblick: „Generation ADHS“ – Normale Kinder?

Bislang gelten Kinder, die mit einer ADHS diagnostiziert werden, als anormal. Innerhalb der Normalfelder der motorischen Aktivität und der Impulsivität werden sie im supranormalen, im Feld der Aufmerksamkeit im subnormalen Bereich verortet. Nun wurde eingangs konstatiert, dass die Zahl der Diagnosen immer wieder zunimmt. Im Jahr 2007 ermittelten Schlack et al. eine Prävalenzrate unter Kindern und Jugendlichen (3 bis 17 Jahre) von 4,8%[155]. Erst kürzlich zeichnete die Barmer GEK in ihrem ‚Arztreport 2013‘ das Bild einer „Generation ADHS“[156], die derzeit hierzulande heranwachse. Auf Basis der Daten ihrer Versicherten stellt die Kasse allein für den Zeitraum von 2006 bis 2011 eine Zunahme der diagnostizierten Fälle unter den bis 19jährigen um 42% fest[157]. Was geschieht nun, wenn auch die Gesamtprävalenz weiter steigt, sodass eventuell zu einem künftigen Zeitpunkt 15, 20 oder 30% der Kinder mit einer ADHS leben? Damit ginge eine Veränderung der Massenverteilungen innerhalb der (Symptom-)Normalfelder einher. Die vormals symmetrischen Normalverteilungen wären nun schief. Zwar gibt Link an, dass sich Normalitäten auch in gänzlich von der Normalverteilung abweichenden Verteilungen bestimmen lassen, indem die „Zone größter Massierung […] als ‚Mittelzone‘ diskursiviert“[158] und „eine Hauptachse […] durch diese Mittelzone in Richtung zweier entgegengesetzter Zonen geringerer Dichte gelegt [wird]“[159]. Andererseits aber erkennt er die Normalverteilung als Vergleichsmaßstab für den Grad der Normalität realer Verteilungen, wonach eine schiefe Kurve Denormalisierungsangst auslösen und damit die Einleitung von Normalisierungsmaßnahmen in Form von (sozialen) Umverteilungen bewirken müsste[160]. Wie aber sind dynamische Verschiebungen der Normalitätsgrenzen denkbar, wenn bestimmte, gerichtete massenhafte Veränderungen der sozialen Realität normalisierende Korrekturen auslösen? An anderer Stelle äußert sich der Autor zu dieser Problematik, wobei er sich explizit auf die ADHS bezieht:

„‚[N]eue Krankheiten‘ wie ADHS […] dienen flexibel-normalistisch der Inklusion und Integration: Wenn solche ‚Probleme‘ derartig verbreitet sind, sind sie normal und können integrativ bewältigt werden. Gleichzeitig können sie protonormalistisch als ‚Vorfelder‘ ernsthafter Anormalitäten interpretiert werden – wobei die protonormalistische ‚Therapie‘ auch darin bestehen kann, ‚die Sache nicht hochzuspielen‘ und statt dessen eine symbolische Schocktherapie zu empfehlen. Erweist sich die ‚Anormalität‘ allerdings als hartnäckig, so plädiert die protonormalistische Mentalität für Separation, z.B. in Sonderschulen. Die Alternative zwischen Separation und Integration ist im Allgemeinen ein deutliches Symptom für die Alternative zwischen Protonormalismus und flexiblem Normalismus.“[161]

Der Protonormalismus, welcher eine große Nähe zur Normativität aufweist und daher auch tendenziell auf die Setzung zeitlich stabiler Normalitätsgrenzen abzielt, würde also ungeachtet der Masse der Betroffenen auf der Anormalität des Phänomens bestehen. Eine entsprechende asymmetrische Verteilung ließe demnach repressive Eingriffe als notwendig erscheinen. Währenddessen geht Link davon aus, dass der flexible Normalismus die ADHS in das Normalspektrum aufnähme. Die Verteilung bleibt dabei allerdings schief, was oben als „‚Handlungsbedarf‘“[162] suggerierendes „Alarmsignal“[163] vorgestellt wurde. Auch impliziert diese Aussage, dass der flexible Normalismus die ADHS beliebig weit in die Zone der Normalität integrieren kann. Dabei ist auch diese normalistische Strategie auf Grenzen angewiesen, weil das Normale sonst gänzlich beliebig wird. Schlussendlich ist auch hier ausschlaggebend, in welchem Ausmaß wichtige gesellschaftliche Instanzen ‚Abweichler‘ von der ehemaligen ‚Mitte‘ zu tolerieren bereit sind. Diese Toleranz ist sicherlich einerseits ‚massenvermittelt‘, andererseits aber auch von sozialen normativen Normen beeinflusst. Wann eine Entwicklung zur Verschiebung der Normalitätsgrenzen führt, sodass eine neue Normalität entsteht, und wann Denormalisierung festzustellen ist, bleibt also der Wechselwirkung von Normativität und Massenhandeln/-meinung unterworfen. Eine enorme Verbreitung der ADHS allein reicht jedoch nicht aus, um diese zu normalisieren.

5. Schlussbetrachtung

Ziel dieser Arbeit war zunächst, zu ermitteln, auf welche Weise das Verständnis von Normalität bzw. Anormalität in Bezug auf ADHS entsteht. Die Betrachtung der Normalismustheorie hat ergeben, dass das Normale als kulturelles Konstrukt zu verstehen ist, das durch das Zusammenwirken verschiedener diskursiver Prozesse permanent produziert und bestätigt wird, aber auch verändert werden kann. Weder der Alltags-, noch der Spezial- oder Interdiskurs bieten eine Definition normalen kindlichen Verhaltens an. Stattdessen befasst man sich mit der Konkretisierung des ‚abweichenden’ und damit anormalen Betragens. Augenscheinlich bietet das in der psychiatrischen Diagnostik verwendete Handbuch DSM eindeutige, objektive Kriterien zur Definition dieser Anormalität. Im Rahmen der Diskursanalyse konnte jedoch gezeigt werden, dass auch diese Bestimmungen prekär sind. Die Grenzen zwischen ‚normal‘ und ‚nicht normal‘ resp. ‚gesund‘ und ‚krank‘ sind prinzipiell fließend und werden im Kontext der Einzeldiagnose auf der Grundlage subjektiver Einschätzungen gezogen. Dabei ist eine Gleichzeitigkeit des Wirkens von Protonormalismus und flexiblem Normalismus bzw. von Normativität und Statistik zu erkennen. Durch die wenig präzise Bestimmung und die kürzlich vorgenommene ‚Aufweichung‘ der Symptommerkmale wird es prinzipiell möglich, das Vorliegen einer ADHS bei einer Vielzahl von Kindern festzustellen. Ob der Befund jedoch erstellt wird, hängt letztlich wesentlich von dem Urteil der Eltern und Erzieher ab, das wiederum sowohl auf internalisierten Werten als auch auf interdiskursiv vermittelten Normalitätsvorstellungen basiert. Was also als normal gilt und was nicht, wird in jedem konkreten Fall neu entschieden und ist einem ständigen Wandel unterworfen.

Darüber hinaus galt es, zu klären, ob das Krankheitsbild der ADHS bei weiter steigender Verbreitung in Zukunft eine neue Normalität definieren kann. Die normalistische Progonostik stößt in dieser Frage rasch an ihre Grenzen. So ist die Dynamik der Normalitätsgrenzen, also die jederzeit mögliche Erweiterung oder Verengung des Normalspektrums, fundamentaler Bestandteil des Normalismus. Andererseits können massenhafte gesellschaftliche Veränderungsprozesse Denormalisierungsangst erzeugen und mehr oder minder radikale Maßnahmen zur Wiederherstellung des Normalzustandes nach sich ziehen. Wie der Normalität generierende Diskurskomplex auf eine solche Dynamik reagiert, darüber lässt sich nur spekulieren, da seine konkreten Mechanismen verborgen bleiben. Die enge Verzahnung von Normativität und statistischen Häufigkeiten im Kontext der Herstellung von Normalität erlaubt keine Trennung der Kategorien, die eine Prognose fundieren könnte. Setzt sich aber der flexible Normalismus, wie Link konstatiert, tendenziell durch, ist eine Normalisierung der ADHS in Zukunft durchaus möglich.

 

Anmerkungen

[1] Vgl. Wegner.

[2] Weniger häufig ist auch von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom die Rede. Es existieren verschiedene Variationen der Störung, die in den gängigen Klassifikationssystemen DSM-IV, DSM-IV-TR bzw. DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) und ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) unterschiedlich bezeichnet werden und in ihrer Beschreibung teilweise voneinander abweichen. Beide Systeme können gleichermaßen als Grundlage für die Diagnosestellung herangezogen werden. Das DSM enthält jedoch differenziertere Kriterien und eignet sich daher besonders für die klinische Praxis (vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 52). Die Bezeichnung ADHS wird dort als Überbegriff verwendet, der verschiedene Subtypen (DSM-IV, DSM-IV-TR) bzw. ‚specified presentations‘ (DSM-5) beinhaltet, die sich durch unterschiedlich starke Ausprägungen der einzelnen Kernsymptome auszeichnen (s. Kapitel 3). Hiermit wird eine verbesserte Erfassung individueller Problemlagen angestrebt (vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 52). Aus diesem Grund werden im Weiteren lediglich die Definitionen und Kriterien der drei genannten Ausgaben des DSM berücksichtigt.

[3] Vgl. Wegner.

[4] Vgl. Schlack (et al.), S. 831.

[5] Vgl. Weik, ebenso Pressemitteilung. BARMER GEK Arztreport 2013 sowie Hucklenbroich.

[6] Vgl. Becker (2014), S. 33.

[7] Vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 17.

[8] Vgl. ebd..

[9] Vgl. ebd., S. 16.

[10] Vgl. ebd., S. 34.

[11] Vgl. ebd., S. 29.

[12] Vgl. Köhler, S. 108.

[13] Vgl. Urbia Forenarchiv.

[14] Vgl. American Psychiatric Association (1994), S. 79.

[15] Vgl. Peters, Freia (2013).

[16] Vgl. Link (2013b).

[17] Vgl. ebd., S. 34f., S. 57.

[18] Vgl. ebd., S. 20.

[19] Vgl. ebd., S. 34.

[20] Vgl. Link (2002), S. 540.

[21] Vgl. Link (2013b), S. 34.

[22] Vgl. Link (2013a), S. 34.

[23] Vgl. Link (2013b), S. 113.

[24] Vgl. ebd., S. 34.

[25] Vgl. ebd., S. 34.

[26] Vgl. ebd., S. 20.

[27] Vgl. ebd.

[28] Vgl. ebd., S. 39.

[29] Vgl. ebd., S. 34, S. 71 sowie Link (2006), S. 325.

[30] Vgl. ebd., S. 20.

[31] Vgl. Link (2013a), S. 22.

[32] Vgl. ebd.

[33] Vgl. ebd.

[34] Vgl. Link (2006), S. 325.

[35] Vgl. ebd.

[36] Vgl. ebd.

[37] Vgl. Link (2002), S. 540.

[38] Vgl. Link (2013b), S. 40, S. 42.

[39] Vgl. ebd., S. 44.

[40] Vgl. Link (2002), S. 540f.

[41] Vgl. Link (2006), S. 324 sowie Link (2013b), S. 355.

[42] Vgl. Link (2013b), S. 36.

[43] Vgl. ebd.

[44] Vgl. ebd., S. 19.

[45] Vgl. ebd., S. 352.

[46] Vgl. ebd., S. 20.

[47] Vgl. ebd., S. 19.

[48] Vgl. ebd., S. 42f.

[49] Vgl. ebd., S. 19f.

[50] Vgl. ebd., S. 41.

[51] Vgl. Link (2002), S. 541.

[52] Vgl. Link (2013b), S. 40.

[53] Vgl. ebd., S. 51.

[54] Vgl. ebd.

[55] Vgl. ebd., S. 333.

[56] Vgl. ebd.

[57] Vgl. ebd., S. 51.

[58] Vgl. ebd., S. 333.

[59] Vgl. ebd., S. 52.

[60] Vgl. ebd.

[61] Vgl. ebd., S. 337.

[62] Vgl. ebd., S. 51f.

[63] Vgl. ebd., S. 336.

[64] Vgl. ebd., S. 52.

[65] Vgl. ebd., S. 59.

[66] Vgl. ebd., S. 54.

[67] Vgl. ebd.

[68] Vgl. ebd., S. 57.

[69] Vgl. ebd., S. 52ff., S. 57f.

[70] Vgl. ebd., S. 58.

[71] Vgl. ebd., S. 54f., S. 57f.

[72] Vgl. ebd., S. 354.

[73] Vgl. ebd.

[74] Vgl. Ritter, S. 921, zit. n. Link (2002), S. 539.

[75] Vgl. Link (2002), S. 539f.

[76] Vgl. Link (2006), S. 325.

[77] Vgl. ebd.

[78] Vgl. ebd.

[79] Vgl. Link (2013b), S. 71.

[80] Vgl. ebd.

[81] Vgl. ebd.

[82] Vgl. ebd., S. 72.

[83] Vgl. ebd.

[84] Vgl. ebd.

[85] Vgl. ebd., S. 57.

[86] Vgl. ebd.

[87] Vgl. Link (2006), S. 324.

[88] Vgl. Link (2013b), S. 71.

[89] Vgl. ebd., S. 345.

[90] Vgl. ebd.

[91] Vgl. ebd., S. 356.

[92] Vgl. ebd., S. 357.

[93] Vgl. ebd.

[94] Vgl. Link (2013a), S. 84.

[95] Streng genommen handelt es sich bei der Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen um einen Grenzfall zwischen Elementar- und Interdiskurs. So ist es möglich, dass sich Lehrer und Erzieher im Rahmen ihrer Aus- und Fortbildung Wissenselemente des Spezialdiskurses aneignen, diese für Eltern verständlich aufbereiten und damit ein Bindeglied zwischen beiden Diskursen bilden. Allerdings ist es ebenso möglich, dass sie über keinerlei Fachkenntnisse verfügen und sich ausschließlich im Rahmen des Alltagsdiskurses bewegen.

[96] Vgl. Johannes Streif, zit. n. Sadigh.

[97] Beispiele hierfür finden sich bei Liebsch (et al.), die in ihrer Studie betroffene Eltern und Kinder und deren Umgang mit der ADHS in verschiedenen Stadien des Diagnoseprozesses porträtieren.

[98] Vgl. Selbsthilfegruppe „Wunderkind“.

[99] Vgl. ADHS-Chaoten.

[100] Vgl. Saß (et al.), S. 118-127.

[101] Im Jahr 2013 wurde eine aktualisierte Version des Handbuches, DSM-5, veröffentlicht. Die dort aufgeführten Beschreibungen der ADHS und ihrer Symptome weichen zum Teil von jenen des DSM-IV (1994) bzw. DSM-IV-TR (2000) ab (vgl. w. u.). Die mir zugängliche Fachliteratur zur Diagnostik bezieht sich jedoch sämtlich auf die Kriterien des DSM-IV. Daher werde ich mich bei der Analyse des Diagnoseverfahrens ausschließlich auf diese Vorgängerversion des Handbuches beziehen.

[102] Vgl. American Psychiatric Association (1994), S. 83ff.

[103] Vgl. ebd., S. 83f.

[104] Vgl. ebd., S. 84.

[105] Vgl. ebd.

[106] Vgl. ebd.

[107] Vgl. ebd.

[108] Vgl. ebd.

[109] Vgl. ebd.

[110] Vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 43.

[111] Vgl. ebd., S. 47f.

[112] Dies ist die Minimalanforderung an den Prozess der Diagnosestellung. Optional sind darüber hinaus testpsychologische und körperliche Untersuchungen (Vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 43)

[113] Vgl. Döpfner (et al.) (2006), S. 61.

[114] Vgl. ebd., S. 68f.

[115] Vgl. ebd., S. 141.

[116] Vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 49.

[117] Vgl. Meyer.

[118] Vgl. ebd.

[119] Vgl. ebd.

[120] Vgl. Döpfner (et al.) (2006), S. 65f.

[121] Vgl. ebd., S. 61-66.

[122] Vgl. ebd., S. 56.

[123] Vgl. American Psychiatric Association (1994), S. 85.

[124] Vgl. ebd.

[125] Vgl. ebd.

[126] Vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 78.

[127] Vgl. ebd.

[128] Vgl. ebd.

[129] Vgl. ebd., S. 79.

[130] Vgl. ebd.

[131] Vgl. Köhler, S. 108.

[132] Vgl. Döpfner (et al.) (2013), S. 36.

[133] Vgl. ebd., S. 76.

[134] Vgl. American Psychiatric Association (2013), S. 60.

[135] Vgl. ebd., S. 59f.

[136] Vgl. Klaus Skrodzki, zit. n. Blech/Thimm.

[137] Vgl. Peters, Freia (2013).

[138] Vgl. Becker (2012); Döpfner (et al.) (2011) sowie Leitfaden ads/adhs.

[139] Vgl. Anon.: ADHS bei Kindern und Erwachsenen.

[140] Vgl. Anon.: Welche Folgen kann unbehandelte ADHS haben?, ähnlich Klaus Skrodzki, zit. n. Blech/Thimm.

[141] Vgl. Wolschner.

[142] Vgl. Anon: Welche Folgen kann unbehandelte ADHS haben?

[143] Vgl. DiScala (et al.), zit. n. Anon.: Welche Folgen kann unbehandelte ADHS haben?

[144] Vgl. Murphy (et al.), zit. n. Anon.: Welche Folgen kann unbehandelte ADHS haben?

[145] Vgl. Anon.: Welche Folgen kann unbehandelte ADHS haben?

[146] Vgl. Wernecke.

[147] Vgl. ebd.

[148] Vgl. ebd.

[149] Vgl. ebd.

[150] Vgl. ebd.

[151] Vgl. ebd.

[152] Vgl. Peters, Ursula (2013), S. 34-40.

[153] Vgl. Link (2006), S. 326.

[154] ebd.

[155] Vgl. Schlack (et al), S. 832.

[156] Vgl. Pressemitteilung. BARMER GEK Arztreport 2013.

[157] Vgl. ebd.

[158] Vgl. Link (2013b), S. 346.

[159] Vgl. ebd.

[160] Vgl. Link (2013a), S. 51.

[161] Vgl. Link (2012), S. 48.

[162] Vgl. Link (2013a), S. 51.

[163] ebd.

 

Literatur- und Quellenverzeichnis

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