Die frühen 1960er-Jahre als „zweite Gründung“ der Bundesrepublikvon Detlef Siegfried6.8.2016

BRD-Geschichte

[zuerst erschienen in: Jürgen Reulecke (Hg.): 50 Jahre danach – 50 Jahre davor: Der Meißnertag von 1963 und seine Folgen. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015. S. 27-40.]

In der Geschichte der alten Bundesrepublik sind vier Politisierungsperioden zu unterscheiden, die kurz genannt werden sollen, damit die lange Linie deutlich wird, in der die frühen 60er-Jahre zu verorten sind: Die erste Phase lässt sich als die Inkubationszeit einer demokratischen politischen Kultur in den 50er-Jahren charakterisieren, bei der von einer Politisierung im eigentlichen Sinne noch keine Rede sein kann – bestenfalls im Sinne einer Politisierung von oben insbesondere unter dem Vorzeichen des Antikommunismus –, wohl aber eine Infrastruktur und manche Diskursfelder einer Zivilgesellschaft sichtbar werden. Es folgte zweitens der Durchbruch von „Zeitkritik“ und Reforminitiativen in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre. Dabei handelte es sich um den ersten signifikanten Politisierungsschub in der Geschichte der Bundesrepublik. Drittens folgten die von Engagement und Polarisierung geprägten späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre und viertens kam es schließlich zum Ausbau der partizipatorischen Demokratie bei gleichzeitiger partieller Rücknahme des Demokratisierungsversprechens in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren.[1]

Bevor ich auf die frühen 1960er-Jahre zu sprechen komme, ist es nötig, etwas zu den vorangegangenen Jahren zu sagen, in denen sich die Bundesbürger erst langsam an eine politische Kultur der Demokratie gewöhnten. Denn erst vor diesem Hintergrund wird der Strukturbruch erkennbar, der die späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre prägte und der von der Forschung pointiert als „zweite Gründung“ der Bundesrepublik bezeichnet worden ist. Genauer gesagt, handelt es sich hier um die Inkubationsphase einer solchen „zweiten Gründung“, die sich dann über einen längeren Zeitraum erstreckte – ungefähr von der Mitte der 1950er- bis zur Mitte der 1970er-Jahre.

Die langsame Gewöhnung an die politische Kultur einer Demokratie

Nur vier Jahre nach Kriegsende hatten die Westdeutschen wieder eine parlamentarische Demokratie. Die Bundesrepublik war, ausdrücklich als Provisorium bis zur Wiederherstellung der nationalen Einheit mit dem Anspruch auf Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches und der Vertretung aller Deutschen gegründet, ebenso wie die gleichzeitig entstandene DDR, ein Kind des Kalten Krieges. Die politische Kultur befand sich im Schnittpunkt mehrerer Linien: Zum einen knüpfte man an die erste deutsche Demokratie an, wobei gleichzeitig die „Fehler von Weimar“ vermieden werden sollten, die nicht zuletzt in einer verfehlten Verfassungskonstruktion gesucht wurden. Zum anderen war schon das Grundgesetz nicht ohne Einflussnahmen der Westalliierten, vor allem der USA, entstanden. Vor dem Hintergrund der Weimarer Demokratietradition und der neu implantierten parlamentarischen Verfassung, der realpolitisch allein möglichen Westoption und den prekären politischen Mentalitäten großer Teile der Bevölkerung, die der neuen Ordnung eher reserviert gegenüberstanden, gab es durchaus Hemmnisse für die Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur. Vor allem musste ein Weg gefunden werden, eine Integration nationalsozialistisch belasteter Teile der Bevölkerung und zentraler Funktionseliten zustande zu bringen und gleichzeitig einen glaubwürdigen Trennungsstrich zu den damit verbundenen politischen Belastungen zu ziehen. Diese schwierige Aufgabe der „Vergangenheitspolitik“ (Norbert Frei) wiederum vollzog sich unter der Glocke eines allgegenwärtigen Antikommunismus, der ein schlichtes Freund-Feind-Denken mit strengen Sprachregelungen und einer bizarren Abendland-Ideologie gegen den „Bolschewismus“ förderte, in der eben nicht die Demokratie gegen die stalinistische Diktatur, sondern eine angeblich seit Jahrhunderten gegebene westliche Freiheit in religiöser Bindung gegen einen immer schon vorhandenen östlichen Kollektivismus gestellt wurde. Es gab eine Spätblüte sittenstrenger Zensur bei den Medien und manifeste Versuche regierungsamtlicher Meinungslenkung. Veteranen- und Kameradschaftstreffen der Wehrmacht und Waffen-SS sowie Pfingstreffen der Vertriebenenverbände unter der Schirmherrschaft Bonner Politiker, auf denen ein Deutschland über die Grenzen von 1937 hinaus gefordert wurde, ließen nicht immer erkennen, dass sie nur der Erinnerungspflege dienten. Ein maßlos überstrapaziertes politisches Strafrecht gegen die ohnehin marginalisierten Kommunisten war nur die Spitze einer illiberalen Atmosphäre – kurz: Die verkrampfte politische Kultur der frühen 50er-Jahre war noch keineswegs die einer offenen Gesellschaft. Allerdings gab es durchaus virulente deutsche Demokratietraditionen und lokale Milieus sowie – von westlicher Seite teilweise initiierte und unterstützte – Akteure, Foren und Ideen, die allmählich zu einer Liberalisierung der politischen Kultur und Öffentlichkeit beitrugen. In der Gründerzeit der Bundesrepublik waren sie allerdings noch nicht tonangebend, ihr Durchbruch erfolgte erst im folgenden Jahrzehnt.

Vorherrschend war eine konservative Abendland-Ideologie, derzufolge schon seit Jahrhunderten der christlich geprägte Westen dem Ansturm eines atheistisch-kollektivistischen Ostens sich hatte erwehren müssen. Von der konservativen Abendland-Ideologie lässt sich jedoch eine liberale Strömung unterscheiden, die sich 1947/48 im beginnenden Kalten Krieg nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in ganz Westeuropa konstituierte. Sie orientierte sich viel stärker auf den Zusammenschluss des gesamten Westens und damit auf eine „Westernisierung“ der politischen Kultur hin. Der Abendland-Terminologie wurde zwar auch hier anfangs mitunter gehuldigt und auch der kompromisslose Antikommunismus keineswegs abgelehnt. Die zum Beispiel von der CIA über amerikanische Gewerkschaften insgeheim finanzierte Zeitschrift „Der Monat“ hatte ihr erstes redaktionelles Vorwort im Oktober 1948 unter das Motto „Schicksal des Abendlandes“ gestellt. Propagiert wurde hier die Verteidigung der „Freiheit“ unter Führung der USA gegen den „Totalitarismus“ und Bertrand Russell sowie Franz Borkenau erörterten, ob ein rascher präventiver Waffengang unternommen werden sollte, bevor die Gegenseite über ein umfassendes Atomwaffenarsenal verfüge.

Allerdings mahnten die Intellektuellen dieser Strömung, die vor allem liberale Publizisten, nicht wenige enttäuschte ehemalige Kommunisten und westlich orientierte Sozialdemokraten umfasste, auf ihrem zweiten Kongress 1953 in Hamburg, der Kampf gegen den Totalitarismus dürfe nicht dazu führen, im politischen Kampf des Kalten Krieges selbst totalitäre Mittel anzuwenden. Dies wandte sich gegen die Exzesse der McCarthy-Ära, die auch nach Westeuropa ausstrahlten. Was von konservativen Abendland-Ideologen begeistert begrüßt wurde, führte bei Liberalen zu einer kritischen Wachsamkeit gegenüber dem Abbau bürgerlicher Freiheiten. Nicht eine einheitliche Ideologie dürfe dem Kommunismus entgegengestellt werden, wie es die konservativen Abendland-Protagonisten forderten, sondern pluralistische Gedankenfreiheit. Der Westen sollte dadurch attraktiv werden, dass er in diesem Sinne moderner war als der Osten. Die Modernität wiederum wurde präsentiert in der Propaganda für die marktwirtschaftliche Ordnung vor dem Hintergrund realer Konsumerfahrungen. Dieses Denken erhielt seit der Mitte der 1950er-Jahre immer größere Resonanz und war nun längst nicht mehr nur auf den „Monat“ und verwandte Organe verwiesen.

Der allmähliche Klimawechsel, der vom dezisionistischen Freund-Feind-Denken zu einer entspannteren und dialogbereiteren politischen Kultur führte, lässt sich anhand der Entwicklung zahlreicher Foren verfolgen, so etwa in den Programmen der seit 1947 gegründeten evangelischen und – zeitversetzt – auch der katholischen Akademien. Die Zahl der Tagungen Evangelischer Akademien, am bekanntesten wurden jene in Bad Boll und in Loccum, verdreifachten sich von 1952 bis 1961 auf über 1 000, die Zahl der Teilnehmer wuchs von ca. 20 000 auf 50 000. Dort sowie auf zahlreichen Veranstaltungen anderer Bildungsstätten und bei Gelegenheiten zum Meinungsaustausch, etwa beim „Darmstädter Gespräch“ (seit 1949), bei den wöchentlichen „Mittwochsgesprächen“ im Kölner Hauptbahnhof (seit 1950) und ähnlichen Einrichtungen in beinahe jeder Stadt wurde der Dialog eingeübt und in einem permanenten Diskurs die Selbstbeschreibung der Gesellschaft allmählich differenziert. Schon in den frühen 1950er-Jahren begann – unter restriktiven Rahmenbedingungen der politischen Kultur – die Wandlung der westdeutschen Gesellschaft in Richtung auf eine diskutierende Öffentlichkeit. Während die konservative Regierung noch erfolgreich einen großen Teil der Medien direkt und indirekt mit ihren Sprachregelungen steuerte, veränderte sich die Diskurslandschaft allmählich. Traditionelle Orte des Politisierens wie der Stammtisch wurden dabei medial verhäuslicht, etwa von Werner Höfers „Internationalem Frühschoppen“, einer der beliebtesten Hörfunk- und Fernsehsendungen der 1950er- und 1960er-Jahre. Die Mischung der Imagination von Modernität durch internationale Gäste und männerbündischem Bezug – Frauen hatten in dieser Sendung lange Zeit nur die Aufgabe des Nachschenkens von Weißwein – passte offenbar ideal in die Zeit des Wiederaufbaus.

Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die Massenmedien in Gestalt der intellektuellen Nachtprogramme, die alle Rundfunkstationen seit 1947/48 einrichteten und die immerhin – selbst wenn es sich prozentual nur um Bruchteile der Hörer handelte – Hunderttausende erreichten. Man wollte dort, wie es immer wieder hieß, nicht links oder rechts, sondern „tiefsinnig“ und anspruchsvoll sein, aber jedenfalls die Freiheit des Individuums an die erste Stelle rücken. Alfred Andersch gab dazu in einer Sendung über die „Europäische Avantgarde“ dem Schweizer Publizisten Denis de Rougemont das Wort. Dieser ironisierte die von den Vereinten Nationen proklamierten Menschenrechte mit der Bemerkung, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, soziale Sicherheit und Schutz vor äußerer Aggression genössen vor allem „die Sträflinge in amerikanischen Gefängnissen. (Man gönnt ihnen sogar Kino am Samstag-Abend).“ Wahre Freiheit aber werde nicht vom Staat, ob sowjetisch oder demokratisch, gewährt – „was wir brauchen, um frei zu sein, ist einzig und einfach: Mut.“[2] In einer Terminologie, die an ältere geistesgeschichtliche Traditionen erinnerte, artikulierten sich mitten in der politisch-kulturell dunkelsten Zeit der Bundesrepublik bereits jene intellektuellen Kräfte, die zu einer liberalen Gesellschaft westlicher Provenienz drängten. Insofern erscheint sie auch als „Inkubationszeit“ (Jürgen Habermas).

Die Politisierung des Alltags: Zeitkritik am Ende der Ära Adenauer

Der Politisierungsschub, der die Bundesrepublik seit dem Ende der 1950er-Jahre erfasste, speiste sich also aus mehreren Quellen, wobei der Druck der traditionellen Konsumkritik und der Oppositionsgeist junger Intellektueller besonders stark wirkten und sich zum Teil auch gegeneinander aufbauten. Nachdem die Bereitschaft der Bevölkerung offenkundig geworden war, die neuen Möglichkeiten des Konsums auch zu nutzen, fürchteten viele Politiker, Publizisten und Erzieher um die moralische und politische Standfestigkeit insbesondere der Jugend und sie forderten kritisches Bewusstsein gegenüber den Verführungen der modernen Konsumgesellschaft. Hinzu kam: In der Zeit zwischen dem „Sputnikschock“ von 1957 und dem Weltraumflug Juri Gagarins sowie dem Mauerbau von 1961 ging die Befürchtung um, dass der Kommunismus vielleicht doch das Wettrennen um die politische Vorherrschaft in der geteilten Welt gewinnen könnte.[3] Kritikfähigkeit und Engagement galten als probate Mittel gegen wirtschaftliche und politische „Verführer“ – so ein klassisches Schlagwort der Zeit. Aus dieser Perspektive erhielten Lederjacken, Lippenstift, Haartracht und Musikgeschmack eine politische Komponente. Sie wurden als Indikatoren mangelnder politischer und moralischer Zuverlässigkeit gedeutet.

Wenn junge Intellektuelle eine Politisierung der Gesellschaft forderten, dann geschah dies in Abgrenzung gegen den „Zynismus der Gegenaufklärung“.[4] Für sie war die Kritik an der Einförmigkeit und Saturiertheit der Wirtschaftswundergesellschaft Teil des aufklärerischen Projekts und bei ihnen hatte die Forderung nach Politisierung eine staatskritische Komponente, während sie aufseiten des „Establishments“ gerade die Stabilität des Staatswesens befestigen sollte. Politisch standen die meisten Jungintellektuellen links. 1961 äußerten sie sich in dem von Martin Walser herausgegebenen Band „Die Alternative oder: Brauchen wir eine neue Regierung“ mit einer Stellungnahme zur Bundestagswahl erstmals auch parteipolitisch. Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass, Siegfried Lenz und andere sprachen sich für die Wahl der SPD aus, und 1962 rief die Verhaftung Rudolf Augsteins im Zuge der „Spiegelaffäre“ den gesammelten Protest der Intellektuellen hervor. 1966 waren es schließlich die Notstandsgesetze. Nie wieder haben seither Intellektuelle so stark in die parteipolitische Konfrontation eingegriffen und den Wandel des geistigen Klimas mitbefördert wie in dem Jahrzehnt zwischen den frühen 1960er- und den frühen 1970er-Jahren. Bei einer zunehmenden Zahl von ihnen radikalisierte sich die Kritik an der Gesellschaft zusehends. Sie richtete sich gegen die „formierte Gesellschaft“, gegen die vermeintliche Tendenz der Massenmedien zur Betäubung und Verdummung.

Derart direkte Interventionen seitens der „Mandarine“ waren ungewohnt und es war Bundeskanzler Erhard, der einem latenten Antiintellektualismus regierungsamtliche Weihen verlieh. Wenn Erhard von Intellektuellen als „Pinschern“ sprach, dann lag er damit ganz auf der Höhe der Volksmeinung. Unter den Begriff des „Intellektuellen“ wurde, wie eine Meinungsumfrage ergab, von einem großen Teil der Bevölkerung alles subsumiert, was sich durch einen abweichenden Habitus auszeichnete: der Politisierungsdruck von oben und von unten, der Aufstieg des Fernsehens, der Streit um die Konturen des Deutschen in der Konsumgesellschaft – all dies bewirkte, dass in der Zeit zwischen den späten 1950er- und den späten 1960er-Jahren das politische Interesse der Bevölkerung stärker anstieg als je zuvor oder danach.

Demokratie sollte also nicht mehr nur auf die Teilnahme an Wahlen und die Mitwirkung in Parteien begrenzt bleiben. Gefordert wurden jetzt Reformen – ein Zauberwort der 1960er-Jahre –, die eine Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche, nicht zuletzt der Bildungseinrichtungen, zum Ziel hatten. Dabei richtete sich bei der Suche nach Vorbildern der Blick vor allem auf die USA, daneben auf west- und nordeuropäische Gesellschaften. Symbolisiert durch die Präsidentschaft von John F. Kennedy schien eine gemeinsame westliche liberale Werteordnung zu entstehen, die die westdeutsche Wirklichkeit in den Augen kritischer Intellektueller als anachronistisch erscheinen ließ, während gleichzeitig die Bemühungen zur Bewahrung traditionalistischer Grenzen zunahmen. Insbesondere die Konflikte der mittleren 1960er-Jahre waren geprägt von Versuchen, die kulturelle Liberalisierung einzugrenzen oder zurückzudrängen. Die als Reaktion auf Ingmar Bergmanns Film „Das Schweigen“ 1964 gestartete Aktion „Saubere Leinwand“ des CDU-Abgeordneten Adolf Süsterhenn, die 142 Bundestagsabgeordnete mobilisierte und eine Million Unterschriften gegen die angeblich übermäßige Sexualisierung der Medien sammelte, Ludwig Erhards Ideal einer „formierten Gesellschaft“ oder der Aufstieg der NPD bei den Landtagswahlen seit 1966 waren Elemente dieses Rollback-Versuchs, der wiederum starke Gegenreaktionen auslöste.[5] Diese frühen Versuche, eine „Tendenzwende“ gegen Liberalisierung und Demokratisierung herbeizuführen, richteten sich direkt gegen die vermuteten kulturellen Folgen der Konsumgesellschaft, die eine, wie es in einer Quelle heißt, „Verbrauchergemeinschaft mit halber Moral“ erzeugt habe.[6] Allerdings konnten sie gegen den sich verbreiternden Liberalisierungsstrom kaum etwas ausrichten. Nicht nur auf der politischen Ebene, sondern auch in Fragen der Moral fächerte sich das Spektrum dessen, was als zulässig erachtet wurde, weiter auf. Vor allem wurden normative Vorgaben von oben immer stärker infrage gestellt und das Konzept des „Pluralismus“ über die Politik auch auf Moralfragen und das Alltagsverhalten übertragen. So erhielten im Liberalisierungsstrom jene Reformer mehr und mehr Spielraum, die noch in den 1950er-Jahren vor dem traditionalistischen Mainstream hatten klein beigeben müssen. In der politischen Kultur bekamen jene Oberwasser, die, um den Werbeslogan einer zeitgenössisch stark nachgefragten Zigarettenmarke zu zitieren, den „Duft der großen weiten Welt“ verströmten und den Anschluss der Bundesrepublik an den Westen auch auf dem Gebiet der politischen Kultur erreichen wollten.

Eine der zentralen Reformforderungen betraf die Bildungsreform, die zugleich eine wesentliche Ausgangsbasis des Politisierungsschubs in den späten 1960er-Jahren wurde. Sie wurde schon bald nicht mehr nur als eine „Erschließung des Begabungspotentials“ verstanden, die den vermeintlichen Rückstand der Bundesrepublik im Wettkampf mit dem Kommunismus und den anderen westlichen Ländern ausgleichen sollte, sondern als Teil einer Gesellschaftsreform, als demokratisches Projekt zur Verbesserung der „Chancengleichheit“.[7] Wie die soziale Gleichstellung über Bildung und die Zivilisierung der Deutschen konzeptionell ineinandergriffen, illustriert das von Willy Brandt in seiner Regierungserklärung von 1969 skizzierte Ideal des Bundesbürgers: „Das Ziel ist die Erziehung eines kritischen, urteilsfähigen Bürgers, der imstande ist, durch einen permanenten Lernprozess die Bedingungen seiner sozialen Existenz zu erkennen und sich ihnen entsprechend zu verhalten.“[8] Wie auf anderen Gebieten auch, war der parteipolitische Konsens bei der Bildungsreform bis in die frühen 1970er-Jahre hinein groß. Erst danach lehnten konservative Kreise dezidiert das zuvor geteilte Ziel der Chancengleichheit als „sozialistische Gleichmacherei“ ab.[9]

Neben der Bildungsreform stand in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre die Deutschlandpolitik im Mittelpunkt der politischen Debatten. Der Mauerbau vom 13. August 1961 hatte Hoffnungen auf eine baldige Wiedervereinigung zunichte gemacht. Während die Regierungen Adenauer und Erhard sich nun erst recht auf die Position der Nichtanerkennung der DDR versteiften, dachten Politiker der FDP und der SPD zunehmend über Möglichkeiten der Entspannung nach, um die verhärtete Konfrontationssituation aufzubrechen. Hinzu kam, dass nach der Teilung der Stadt gerade in Berlin die Notwendigkeit zu einer Übereinkunft mit der DDR besonders dringlich war, um die Folgen der Abschottung für die Bevölkerung zu mildern. Daher entwickelte Egon Bahr als Mitarbeiter des Westberliner Oberbürgermeisters Willy Brandt 1963 das Konzept des „Wandels durch Annäherung“, das darauf abzielte, durch eine Entspannung des Verhältnisses zwischen beiden deutschen Staaten eine innere Liberalisierung der DDR zu befördern, die die Lage der Menschen verbessern würde.[10] Das Ziel der Wiedervereinigung wurde dabei keineswegs aufgegeben. Auf dem Karlsruher Parteitag der SPD 1964 zierte die Bühnenwand eine Landkarte Deutschlands in den Grenzen von 1937, darunter das Motto: „Erbe und Auftrag“. Unterstützt wurde der weiter um sich greifende Gedanke der Entspannungspolitik durch den Druck aus den USA, die insbesondere nach der Kubakrise eine Lösung des Ost-West-Konflikts erleichtern wollten, indem sie die Lösung der deutschen Frage nicht mehr zur Conditio sine qua non erklärten, sondern Verhandlungen mit der Sowjetunion unter Umgehung dieses Stolpersteins einleiteten und auch die Bundesrepublik zum Arrangement mit der DDR drängten.

Doch blieb in Westdeutschland insbesondere der Umgang mit den ehemals deutschen Gebieten im Osten nach wie vor ein Reizthema von erheblicher Brisanz. Als die EKD im Oktober 1965 eine sogenannte „Ostdenkschrift“ über „Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“ veröffentlichte, wurde dies vielfach als Provokation wahrgenommen.[11] Erstmals wurde hier das stets eingeklagte „Recht auf Heimat“ für die Vertriebenen auch auf die Millionen in den ehemaligen deutschen Gebieten geborenen Polen bezogen, und es fehlte nicht der Hinweis auf die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg. Obwohl damit eine Forderung nach Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze nicht verbunden war, wurde die Denkschrift stark attackiert und von der Bundesregierung abgelehnt. Doch zeigte sich, dass das Insistieren der Bundesregierung auf ihrer unversöhnlichen Haltung gegenüber den osteuropäischen Staaten und das Festhalten an ihren Rechtspositionen mit den Erwartungen der Bevölkerung, die die Situation nüchterner beurteilte, immer stärker in Konflikt gerieten. Erhebungen des Instituts für Demoskopie Allensbach ergaben, dass sich der Anteil derjenigen, die Pommern, Schlesien und Ostpreußen für immer verloren gaben, im Laufe der 60er-Jahre erhöhte – von 32 % (1959) auf 46 % (1964) und 61 % (1967). Der Anteil derjenigen, die meinten, eines Tages würden diese Territorien wieder zu Deutschland gehören, halbierte sich gleichzeitig von 35 über 25 auf 18 %.[12] Für die Mehrzahl der Bundesbürger war daher in der Mitte der 1960er-Jahre eine Wiedervereinigung nur noch als Vereinigung von Bundesrepublik und DDR vorstellbar.

Dabei unterschieden sich die politischen Kulturen der beiden deutschen Staaten mittlerweile viel tief greifender als diejenige der Bundesrepublik von ihren westeuropäischen Nachbarn. Die Kritik vieler Intellektueller an der ihnen anachronistisch erscheinenden „Gänsefüßchen- und Verbotspolitik“, die nach dem Mauerbau noch einmal für kurze Zeit wiederbelebt wurde, war eng verbunden mit Forderungen nach einer Liberalisierung der Bundesrepublik. Gleichzeitig befeuerten obrigkeitsstaatliche Reaktionen der Regierung auf publizistische Kritik den öffentlichen Protest. Zum ersten Mal öffentlich sichtbar wurde dieser Mechanismus bei der „Spiegelaffäre“. Die Besetzung der Redaktionsräume am 26. Oktober 1962 durch die Polizei und die Verhaftung des Herausgebers Rudolf Augstein, der Chefredakteure und eines Redakteurs mit der Begründung, das Blatt habe in einem kritischen Bericht zur Verteidigungspolitik Landesverrat begangen, riefen in der Öffentlichkeit derart massive Proteste hervor, dass die FDP-Minister aus dem Kabinett austraten und bei der nachfolgenden Regierungsumbildung der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß seinen Hut nehmen musste.[13]

Auf einen weiteren Bereich ist noch hinzuweisen, an dem sich der Wandel der politischen Kultur in der Bundesrepublik zeigen lässt – die Haltung zu den USA. Schon seit den 1920er-Jahren wurde in Deutschland als „amerikanischer Kulturimperialismus“ wahrgenommen, was lediglich Merkmale einer allgemeinen Modernisierung waren, die sich mit einer Verzögerung von zwanzig oder dreißig Jahren auch in Deutschland einstellen sollten: die Motorisierung und der Einzug der elektronischen Massenmedien in der Sozialkultur, die Ablösung der scharf geschiedenen Klassengesellschaft durch eine feiner diversifizierte „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ (Helmut Schelsky) in der Sozialstruktur, die Demokratisierung und die Ablösung einer konsensualen politischen Kultur durch eine politische Kultur der Konfliktfähigkeit.[14]

Arnold Bergstraesser, ein Schüler Max Webers und Mitbegründer der westdeutschen Politikwissenschaft,[15] setzte sich 1963 kritisch mit dem in der Bundesrepublik grassierenden Antiamerikanismus auseinander, der auch eine gesamteuropäische Erscheinung war und einen, wie er zu Recht meinte, „nationalen oder kontinentalen Kulturstolz“ widerspiegelte.[16] Antiamerikanische Stereotypen hatten weniger mit den Verhältnissen in den USA zu tun als mit Selbstbildern und Kulturidealen der Deutschen und Europäer. „Wer etwas nicht will oder doch aus Prinzip ablehnt, hat heute dann, wenn er es als amerikanisch bezeichnet, zu vermuten, dass er Zustimmung erfährt und dass diese Zustimmung von leichtem Schaudern begleitet ist.“ Als Zeitgenosse kam Bergstraesser zu einer Beobachtung, die die zeitgeschichtliche Forschung inzwischen vielfach bestätigt gefunden hat: Antiamerikanismus war nicht auf allen Feldern gleich verbreitet; am wenigsten war er im Politischen präsent, wo die Bundesrepublik schon aus Selbsterhaltungsgründen den engen Schulterschluss mit den USA pflegte. Stärker gegenwärtig war er im Wirtschaftsleben und in der Technik, wo eine deutsche Besonderheit behauptet wurde. Allgegenwärtig aber war der Antiamerikanismus in der Kultur, die als ureigenes deutsches Terrain betrachtet wurde – auch und besonders nach dem politischen und militärischen Bankrott des „Dritten Reiches“. Als in den 1950er- und 1960er-Jahren amerikanische Einflüsse auf breiter Front auch die Wirtschaftsformen und Produktionsweisen in der Bundesrepublik veränderten, prallten die unterschiedlichen Auffassungen noch einmal heftig aufeinander. Fließbandfertigung, der Einfluss der Werbung, die Verdrängung des „Tante-Emma-Ladens“ durch Supermärkte waren Themen, an denen sich damals die Gemüter erhitzten.

Als der jüdische US-Remigrant Bergstraesser seinen Text veröffentlichte, hatte er wahrlich Anlass, den „deutschen dumm-stolzen Kulturhochmut“ anzuprangern, der in den frühen 1960er-Jahren noch tonangebend war. Das Gebiet der klassischen Musik etwa betrachteten die Bundesbürger als urdeutsches Terrain. NS-belastete Größen wie Wilhelm Furtwängler, Carl Orff oder der Nachwuchsstar Herbert von Karajan konnten ihre Karrieren fortsetzen, während populäre Musikstile amerikanischen Ursprungs wie Jazz und Rock’n’Roll inständig bekämpft wurden. Auch auf dem Gebiet der Literatur galt amerikanische Kultur selbstredend als minderwertig, doch im Langzeittrend zeichnete sich ab, dass das Image der Amerikaner positiver wurde. Differenziert man nach Altersgruppen, dann zeigt sich, dass junge Leute den USA gegenüber stets positiver eingestellt waren als die Gesamtbevölkerung.[17] 1963 etwa hatten 73% der 14- bis 24-Jährigen eine gute und sehr gute Meinung von den USA – deutlich mehr als etwa im Hinblick auf Frankreich, Großbritannien oder Italien.[18] Wenn das Etikett „Antiamerikanismus“ zu plakativ ist, um die tatsächlichen Verhältnisse zu erfassen – was war es dann, was Jugendliche an den USA anziehend fanden, und worin gründete die insbesondere von ihrer besser gebildeten Schicht geäußerte Skepsis? Politische Kritik an den USA artikulierte sich schon in den 1950er-Jahren an der Rassentrennung, wurde aber überlagert und zum Teil verdrängt insbesondere durch die Akzeptanz der von den „Liberals“ forcierten Politik des gleichen Rechts für alle, aber sie nahm exponentiell im Verlauf des Vietnamkrieges zu. Am positivsten war die Haltung insbesondere junger Leute gegenüber den USA in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre, als Kennedy als jugendlicher Erneuerer auch in der Bundesrepublik Begeisterung auslöste. Nach seiner Ermordung, die in Deutschland noch unter dem unmittelbaren Eindruck seines Staatsbesuches wahrgenommen wurde, beteiligten sich 20 000 Schülerinnen und Schüler sowie Studierende am 22. November 1963 in Westberlin an einer Gedenkdemonstration. Als in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren die Skepsis gegenüber dem militärischen Bündnis mit den Amerikanern zunahm, war sie in den jüngsten Altersgruppe am weitesten verbreitet, ebenso wie Neutralitätsvorstellungen. Es handelte sich um eine politische Kritik, die nicht antiliberal war, sondern im Gegenteil den Verstoß gegen liberale Grundsätze aufs Korn nahm. Auf der kulturellen Ebene hingegen hatte sich die positive Einstellung zu amerikanischen Impulsen verfestigt. Folkmusik, Hippiebewegung und Undergroundkultur, die – nach dem ihr wichtigster Kristallisationskern, die Burg Waldeck, den Weg gebahnt hatte – ,[19] im Laufe der 1960er-Jahre auch immer mehr westdeutsche Jugendliche begeisterten, transportierten Botschaften, die sich gegen politische Verhältnisse in den USA sowie gegen die US-Außenpolitik richteten und dort selbst entstanden waren. Auch dies war nicht „antiamerikanisch“, aber es knüpfte in der Bundesrepublik zum Teil durchaus an stereotype Vorstellungen von der amerikanischen Mentalität an, die eine lange Tradition hatten.

Schluss

Die Skepsis der Bundesbürger gegenüber der Demokratie, ihre ausgeprägte Staatsloyalität, das Ideal politischer Harmonie, ihre Neigung zur Unterordnung und das geringe politische Engagement – diese Merkmale einer „Untertanenkultur“ traten im Laufe der 1960er- und frühen 1970er-Jahre deutlich zurück.[20] In den langen 1960er-Jahren entstand zunächst nur in Ansätzen eine politische Kultur der Teilhabe, die über den Rahmen der repräsentativen Demokratie hinausging. Indikatoren waren etwa das Interesse für Politik, das mit dem Reichtum der Gesellschaft, dem Anwachsen des Dienstleistungssektors, dem Bildungsgrad, der Medialisierung und der politischen Konflikte stark zunahm. Die Tatsache, dass 1966 das sozialdemokratische Ideal einer „mündigen Gesellschaft“ viele Bürger bereits mehr ansprach als Visionen einer „formierten Gesellschaft“, signalisierte ihr wachsendes politisches Selbstbewusstsein.[21] In den politischen „Wendejahren“, die mit dem Regierungseintritt der SPD im Rahmen der Großen Koalition von 1966 einsetzten, wurden die Demokratiedefizite der westdeutschen Gesellschaft immer vehementer thematisiert.[22] Insbesondere forderten die Kritiker, die parlamentarische Ordnung durch eine demokratische Verankerung in der Gesellschaft zu vertiefen. Von den Kirchen und dem Städtebau über die Arbeitsplätze, Schulen und Hochschulen bis hin zu den Erziehungsheimen und der Bundeswehr sollten den Betroffenen mehr Mitbestimmungsrechte eingeräumt werden – das war der Sinn der Losung „Mehr Demokratie wagen“ des sozialliberalen Regierungsprogramms von 1969. Wie weit die Demokratisierung der Gesellschaft gehen sollte, ob sie etwa, wie beispielsweise Jürgen Habermas meinte, auf die soziale Teilhabe ausgedehnt werden oder sogar in sozialistische Verhältnisse münden sollte, wie einem Teil der Studentenbewegung vorschwebte, war Gegenstand der politischen Auseinandersetzung.[23] Konservative Gegner der Demokratisierung betrachteten die politische Teilhabe der „Masse“ als ein Grundübel der Moderne, liberale Kritiker sahen darin ein totalitäres Konzept, das die Regeln des Miteinanders in Staat und Gesellschaft unzulässig gleichsetzte und die Legitimität der staatlichen Institutionen unterlief. Insgesamt nahm in der Bundesrepublik die Bereitschaft, politische, soziale und kulturelle Gegebenheiten infrage zu stellen, ebenso zu wie das Selbstbewusstsein, sie verändern zu können. Zwischen 1959 und 1974 wuchs der Anteil derer, die meinten, politisch Einfluss nehmen zu können, stärker als in Großbritannien und den USA – insbesondere in der Jugend.[24] Diese Entwicklung setzte die Institutionen in Staat und Gesellschaft unter Druck, stellte aber auch die mentale Wandlungsfähigkeit der Bürger auf die Probe. Eine konservative Gegenmobilisierung richtete sich insbesondere gegen „1968“, dem alle als negativ erachteten Zeiterscheinungen kultureller wie politischer Natur zugerechnet wurden. Sie begann nicht erst auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung, sondern setzte bereits einige Jahre früher ein und mündete auch in staatlichen Maßnahmen wie dem Radikalenerlass von 1972, der die Polarisierung wiederum vorantrieb. Hier und in den überzogenen staatlichen Reaktionen auf den Terrorismus wurde das von Willy Brandt abgegebene Demokratisierungsversprechen, das so viele Bundesbürger mobilisiert hatte, teilweise wieder zurückgenommen. Dass die Demokratisierung jenseits des Staates, von unten her, dennoch weiterging, zeigten die Neuen Sozialen Bewegungen, in denen in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren so viele Menschen politisch aktiv wurden wie nie zuvor.

 

Anmerkungen

[1] Dieser Text rekapituliert zum Teil Befunde zur Entwicklung der politischen Kultur aus: Axel Schildt, Detlef Siegfried: Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik von 1945 bis zur Gegenwart, München 2009. – Siehe zu diesem Themenkomplex auch die Beiträge in Franz-Werner Kersting, Jürgen Reulecke, Hans-Ulrich Thamer (Hg.): Die zweite Gründung der Bundesrepublik. Generationswechsel und intellektuelle Wortergreifungen 1955–1975 (= Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft 8), Stuttgart 2010.

[2] Denis de Rougemont: Über die Europäische Avantgarde, Radiosendung mit Alfred Andersch, zit. nach Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika. Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre, München 1999, S. 91.

[3] Emnid-Informationen, Nr. 36/1964. – DIVO-Pressedienst vom Juli 1961.

[4] So Jürgen Habermas, zitiert nach Kaspar Maase: Grenzenloses Vergnügen. Der Aufstieg der Massenkultur 1850–1970, Frankfurt a. M. 1997, S. 240.

[5] Philipp von Hugo: „Eine zeitgemäße Erregung.“ Der Skandal um Ingmar Bergmanns Film „Das Schweigen“ (1963) und die Aktion „Saubere Leinwand“, in: Zeitgeschichtliche Forschungen 3 (2006), S. 210–230.

[6] Herbert Schäfer: Weiße-Kragen-Kriminalität und Jugendgefährdung. Ein Pinselstrich am Bild des professionellen Jugendgefährders, in: Ders. (Hg.): Grundlagen der Kriminalistik, Bd. 1: Jugendkriminalität, Hamburg 1965, S. 347–380, hier S. 380.

[7] Jens Naumann: Entwicklungstendenzen des Bildungswesens der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen wirtschaftlicher und demographischer Veränderungen, in: Bildung in der Bundesrepublik Deutschland. Daten und Analysen, Bd. 1: Entwicklungen seit 1950, hg. vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Projektgruppe Bildungsbericht, Stuttgart 1980, S. 21–102, hier S. 39.

[8] Verhandlungen des Deutschen Bundestags, 6. Wahlperiode, 5. Sitzung (28.10.1969), S. 27.

[9] Zitiert nach Alfons Kenkmann: Von der bundesdeutschen „Bildungsmisere“ zur Bildungsreform in den 60er Jahren, in: Axel Schildt, Detlef Siegfried, Karl Christian Lammers (Hg.): Dynamische Zeiten. Die beiden deutschen Gesellschaften in den 60er Jahren, Hamburg 2003, S. 402–423, hier S. 414.

[10] Peter Bender: Neue Ostpolitik. Vom Mauerbau bis zum Moskauer Vertrag, München 1986 – Bernd Stöver: Der Kalte Krieg 1947–1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters, Bonn 2007, S. 386 ff.

[11] Martin Greschat: Die „Ostdenkschrift“ zur Aussöhnung mit den östlichen Nachbarn Deutschlands, in: Christlicher Widerstand – Kirchlicher Neuanfang – Aussöhnung mit Polen, hg. von der Gesellschaft zur Förderung vergleichender Staat-Kirche-Forschung, Berlin 2005, S. 67–79.

[12] Schildt, Siegfried: Kulturgeschichte (Anm. 1), S. 222 f.

[13] Joachim Schoeps (Hg.): Die Spiegel-Affäre des Franz Josef Strauß, Reinbek 1983 – Dorothee Liehr: Von der „Aktion“ gegen den „Spiegel“ zur „Spiegel-Affäre“. Zur gesellschaftspolitischen Rolle der Intellektuellen, Frankfurt a. M. 2002.

[14] Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika. Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre, München 1999.

[15] Siehe zu dem jugendbewegt geprägten Bergstraesser den Beitrag von Günter C. Behrmann: Arnold Bergstraesser, in: Barbara Stambolis (Hg.): Jugendbewegt geprägt. Essays zu autobiographischen Texten von Werner Heisenberg, Robert Jungk und vielen anderen, Göttingen 2013, S. 103–124.

[16] Dies und das Folgende bei Arnold Bergstraesser: Zum Problem der sogenannten Amerikanisierung Deutschlands, in: Jahrbuch für Amerikastudien 8 (1963), S.13–23, hier S. 13 ff.

[17] Kaspar Maase: BRAVO Amerika. Erkundungen zur Jugendkultur der Bundesrepublik in den fünfziger Jahren, Hamburg 1992.

[18] Die Zahlen nach Viggo Graf Blücher: Die Generation der Unbefangenen. Zur Soziologie der jungen Menschen heute, Düsseldorf/Köln 1966, S. 360.

[19] Siehe dazu Michael Kleff (Hg.): Die Burg Waldeck Festivals 1964–1969. Chansons – Folklore – International, Hambergen 2008. – Siehe außerdem Detlef Siegfried: Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen 2006, bes. S. 571–600. – Jürgen Reulecke: Von der Jungenschaft zur Studentenbewegung. Die bündische Jugend und die Festivals auf Burg Waldeck 1964-1969, in: Ders., Norbert Schwarte (Hg.): Anstöße. Diethart Kerbs als Kunstpädagoge, Fotohistoriker und Denkmalschützer. Eine Zusammenstellung aus Anlass seines 70. Geburtstages, Essen 2007, S. 9–27. – Hotte Schneider (Hg.): Die Waldeck. Lieder, Fahrten, Abenteuer, Berlin 2005, bes. S. 313–386.

[20] Gabriel A. Almond, Sidney Verba: The Civic Culture. Political Attitudes and Democracy in Five Nations, Boston 1965 – Dies. (Hg.): The Civic Culture Revisited. An Analytic Study, Boston 1980.

[21] Gabriele Metzler: Am Ende aller Krisen? Politisches Denken und Handeln in der Bundesrepublik der sechziger Jahre, in: Historische Zeitschrift 275 (2002), S. 57–103, hier S. 91 f.

[22] Klaus Schönhoven: Wendejahre. Die Sozialdemokratie in der Zeit der Großen Koalition 1966–1969, Bonn 2004.

[23] Moritz Scheibe: Auf der Suche nach der demokratischen Gesellschaft, in: Ulrich Herbert (Hg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945–1980, Göttingen 2002, S. 245–277.

[24] David P. Conradt: Changing German Political Culture, in: Almond, Verba (Hg.): Culture (Anm. 20), S. 212–272, hier S. 232.

 

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht.

Weitere Hinweise zum Sammelband »50 Jahre danach – 50 Jahre davor«, in dem der Aufsatz zuerst erschienen ist, hier.

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