Poliça, Elvis Costello & The Roots, King Midas Sound, Gesaffelstein, The Jackson Sisters.
Poliça feat. Justin Vernon – »Tiff«
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Wenn Scritti Politti 1982 einen Song »Jacques Derrida« nennen können, steht es einer neuen Band aus Minneapolis durchaus zu, ihr zweites Album nach einer im letzten Jahr verstorbenen Radikalfeministin zu betiteln. »Shulamith« nach Shulamith Firestone, der Verfasserin von »The Dialectic of Sex« (1970). In diesem Bestseller vertrat Firestone 25-jährig die These, dass es nicht der Klassenkampf sei, der die Geschichte der Menschheit bestimme, sondern der Kampf zwischen den Geschlechtern. Dass das Erschaffen einer androgynen Kultur – Firestones Synthese – auch nicht alles automatisch zum Guten wendet, sieht man hier.
Elvis Costello & The Roots – »Walk Us Uptown«
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Kritisch sein ist momentan wieder fashionable und es gibt nur wenige, die kritisches Bewusstsein so eingängig und gleichzeitig funky in Popmusik übersetzen können wie Elvis Costello. Mit der Unterstützung einer der professionellsten Bands der USA holt er den Zeitgeist von 1980 aus der Versenkung. Zwar ist Maggie Thatcher nicht mehr, aber der Planet wird immer noch bevölkert von bösen Strippenziehern, die ihre Stolperdrähte auslegen, in denen wir uns alle so lange verfangen werden, bis die Welt mit einem einzigen riesigen BOOOOOM untergehen gehen wird. Es ist »Tripwire«, Song Nummer 5 auf dem Album, den Costello mit einem Sample eines anderen Songs von ihm, »Satellite«, beginnen lässt und es ist diese Hoffart – sich selbst historisieren, sein eigenes Werk bedeutender machen, indem man es noch zu Lebzeiten selbst zitiert und re-modelt –, die Costellos criticality ein wenig alt aussehen lässt. Fußnoten-New Wave, das ist es, was Costello da so treibt und The Roots können ihn davon nicht wirklich abhalten.
King Midas Sound – »Come and Behold (Green Gartside Revoice)«
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Kevin Martin alias The Bug alias King Midas Sound ist bekannt für seinen apokalyptischen Bass und seine vielen Kollaborationen. Er ist einer des Stars auf Steve Goodmans Label »Hyperdub«, das mit der Entdeckung von Burial Dubstep ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte. Warum er sich jetzt ausgerechnet Green Gartside für ein »Revoicing« geholt hat, weiß man nicht. Wahrscheinlich sind sie alte Kumpels, so wie Scritti Politti früher ganz dick mit Shabba Ranks waren. Pop ist Zeitgeist, allerdings hab ich Warrior Queen als MC von The Bug lieber. Irgendwie adäquater.
Gesaffelstein – »Hate or Glory«
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Von den alten Briten zu den jungen Franzosen. Kann sich noch jemand an Justice erinnern? Die haben auf Ed Banger vor ein paar Jahren den Sound of Young France erfunden. Und der war genauso schön billig wie dieser hier, was nicht weiter verwundert, denn »Gesaffelstein« – der Name ist angeblich eine Kombination aus Gesamtkunstwerk und Einstein – hat auch schon Remixe für Justice gemacht. Während man den Sound naturgemäß vergessen kann, ist das Video der Hammer: King Midas lebt!
The Jackson Sisters – »I Believe in Miracles Baby«
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Das hier war ein Hit in den späten 1980er-Jahren in der Rare Groove-Szene, der Song stammt aus den frühen 1970ern – der Zeit, in der »The Dialectic of Sex« auf den Markt kam. Das ist der Tanzboden-Stampfer für Weihnachten. Die Dialektik des Soul hebt das Reaktionäre der Liebe durch das Progressive des Imaginären auf. Wie geschaffen für eine Polonaise durch das festlich geschmückte kleinbürgerliche Wohnzimmer: I believe in miracles, I believe in miracles, I believe in miracles – don’t you?