Wissenschaft und Soziale Netzwerke
Im Zusammenhang mit den hitzigen Debatten um die sogenannten „Alternativen Fakten“ ist eine grundsätzliche Diskussion um das Vertrauen in die Wissenschaft entbrannt: Wann können wissenschaftliche Ergebnisse als Fakten gelten? Was kann Wissenschaft leisten und wie können Wissenschaftler*innen Erkenntnisse so kommunizieren, dass sie verständlich und vertrauenswürdig sind? Im April 2017 reagierten Wissenschaftler*innen und Wissenschaftsbefürworter*innen auf die Vorwürfe und den einsetzenden Vertrauensverlust und Image-Schaden mit dem March of Science, der sich gemäß seines ersten Mottos „Science, not Silence“ auch 2018 zentral auf Wissenschaftskommunikation fokussiert. „Wie die Wissenschaft kommuniziert (und wie sie kommuniziert wird), ist entscheidend dafür, ob ein echter Dialog [zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft] (…) gelingt“.[1] Dazu sollen Wissenschaftler*innen in die Öffentlichkeit gehen, sowohl zur Abwendung alternativer Fakten als unlängst auch zur Beratung staatsbedingter Problemsituationen – ob mit Kommentaren zu politischen Umbrüchen, der Erstellung wirtschaftlicher Diagnosen oder Prognosen zu gesellschaftlichen Veränderungen. Kommunikation mit der Öffentlichkeit gilt in Fachkreisen häufig als unbeliebte Aufgabe, denn wissenschaftliche Ergebnisse sind komplex, vorläufig und niemals schwarz-weiß – was Menschen außerhalb der Wissenschaft allerdings nicht immer verstehen können.
Umso interessanter ist es nun, dass Wissenschaftler*innen vermehrt Präsenz auf sozialen Netzwerkseiten zeigen. Nach einer Befragung von Kimberley Collins, David Shiffman und Jenny Rock mit 587 Teilnehmer*innen aus 31 Ländern in den Jahren 2013/2014 nutzen 88 Prozent den Mikrobloggingdienst Twitter. Auch andere Netzwerke sind beliebt, u.a. Facebook, LinkedIn, WordPress und Google+. 21 Prozent der Befragten sind Instagram-User. Sehen Wissenschaftler*innen möglicherweise Social Media als Chance, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren? Gegen Fake News vorzugehen?
Wissenschaft auf Twitter
Häufig werden Tweets von Politikern, Prominenten und anderen öffentlichen Personen in TV-Sendungen und Tageszeitungen zitiert. Allerdings hat Twitter, zumindest in Deutschland, bei weitem nicht so einen großen Resonanzraum, wie es scheint. In der ARD/ZDF Online-Studie 2017 geben nur drei Prozent der Deutschen an, Twitter wöchentlich zu nutzen – ein Prozent täglich. Gern wird Twitter auch als Elitemedium bezeichnet – vorrangig genutzt von Persönlichkeiten aus Politik, Journalismus und zunehmend auch der Wissenschaft. Twitter ist der Elfenbeinturm unter den Sozialen Netzwerken. Kein gutes Sprachrohr, zumindest nicht, wenn man die Bevölkerung direkt zu adressieren versucht.
Der direkte Kontakt zu „Laien“ oder „Nicht-Wissenschaflter*innen“ ist auch nicht der bezweckte Nutzen des Twitterns. In Ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema „Soziale Netzwerke für Wissenschaftler“ geht Isabella Peters 2015 darauf ein, dass vor allem solche sozialen Netzwerkseiten eine hohe Nutzer*innenzahl aufweisen, „die einen breiten Funktionsumfang bieten und das Interagieren und Austauschen, Publizieren und Verbreiten und Sich-Präsentieren“[2] ermöglichen. Soziale Netzwerkseiten sollen Arbeit und Kommunikation erleichtern und beschleunigen. Es zählt, sich mit den richtigen Leuten zu vernetzen und seine Chancen auf Fördergelder erhöhen zu können. Soziale Netzwerke dienen dem Marketing der eigenen Person oder des Forschungsprojektes. Der Ratgeber von Academics.de hat sogar fünf Tipps für erfolgreiches Selbstmarketing in der Wissenschaft anzubieten. Humor ist erlaubt, etwa wenn man sich zum rappenden Mathematiker berufen fühlt oder leidenschaftlich über den Darm spricht. Aber bitte nur mit ausreichend Sachkenntnis: wer nicht genug Expertise hat, wird gebeten, den Mund zu halten. Wohl um die Wissenschaft nicht erneut in Verruf zu bringen.
Dass Selbstvermarktung auf Twitter unterhaltsam sein muss, ist anzuzweifeln. Umfrageergebnisse zeigen, dass für 61 Prozent der Befragten andere Wissenschaftler*innen das präferierte Publikum, die Zielgruppe der Tweets sind. Nur zu 31 Prozent ist es die breite Öffentlichkeit, acht Prozent Organisationen und Medien. Analysen der Follower-Zahlen repräsentieren diese Zwecke: 51 Prozent der Wissenschaftler*innen folgen zwischen 101 und 500 anderen Usern, und 44 Prozent haben zwischen 101 und 500 Followern. Es ist wahrscheinlich, dass sich da die gleichen Personen gegenseitig folgen. Dieses Nutzungsverhalten macht Twitter zu einer Art Intranet, was zwar der Öffentlichkeit technisch zugänglich ist, aber faktisch keiner die Inhalte liest – weil sie keiner sucht. So sehen auch die Tweets vieler Wissenschaftler*innen aus: kryptische Spezialinformationen, Links zu Veröffentlichungen auch ohne öffentlichen Zugang oder langweilige Tagungstweets nach dem Prinzip „Forscher XY hält gerade einen Vortrag zum Thema XY auf der Tagung XY. Super!“.
Kaum einer kommt in die Verlegenheit, solche Inhalte zu lesen, der nicht auch selbst Teil der Tagung ist, dem nicht die genannten Veröffentlichungen in seiner eigenen Forschung weiterbringen oder der Spaß daran hat, Tweets mit noch kryptischeren Kommentaren zu beantworten. Mit der Öffentlichkeit kann über Twitter kaum Kontakt aufgenommen werden. Eher werden noch all jene verschreckt, die es versuchen.
Allerdings ist Twitter für Wissenschaftler*innen bislang noch eine relativ neue Bewegung. Der Großteil der Befragten oben zitierter Studie gibt an, erst seit weniger als zwei Jahren Twitter zu nutzen. Nutzungsmuster auf Sozialen Netzwerken verändern sich schnell. Auch muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Beobachtung wissenschaftsinterner Tweets einer großen Anzahl an bemühten Wissenschaftstwitternden nicht gerecht wird. Gerade im englischsprachigen Raum, wo Twitter von weiteren Teilen der Öffentlichkeit intensiv genutzt wird, wird mit Tweets auch ein breites Publikum adressiert.
Dass Twitter in Deutschland noch wenig genutzt wird, liegt nicht nur an der Art der Informationen oder der Form der textzentrierten Vermittlung. Einzelpersonen aus Wissenschaft, Journalismus und Politik sind mit ihren speziellen oder schwierigen Themen in unserer Gesellschaft häufig keine populären Persönlichkeiten. Wer aktiv auf Twitter unterwegs ist, loggt sich meist schon aufgrund eines speziellen Interesses ein.
Wissenschaft auf Instagram
Anders ist es bei Instagram. Der Online-Dienst, der zur Facebook Inc. gehört, erlebte in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg.[3] Ergänzend zu Video- und Bildinhalten kann auf Instagram zwar ein Text mit maximal 2200 Zeichen zur Beschreibung beigefügt werden, Texte ohne Bilder zu publizieren ist jedoch nicht möglich (Faßmann & Moss, 2016). Damit konzentriert sich die Plattform fast ausschließlich auf visuelle Inhalte zur Informationsvermittlung. Studien zu visueller Kommunikation von Unternehmen und Organisationen zeigen, dass Bilder die Beziehung zu Followern mitbestimmen und Vertrauen schaffen (Russmann & Svensson, 2016) – eine Möglichkeit, die sich auch Wissenschaftler*innen zunutze machen könnten.
Weitere Gründe sprechen dafür, dass Instagram gerade zur Rezeption von bislang neuen und „unentdeckten“ Inhalten geeignet sein könnte: eine von Facebook Inc.[4] veröffentlichte Studie von 2016 vergleicht die Nutzung von Instagram mit der von Facebook. Die User geben an, Instagram zu nutzen, um über Celebrities auf dem Laufenden zu bleiben, nach Inspirationen oder nach neuen Orten zu suchen. Von Instagram erhoffen sich die User, Insider-Perspektiven zu erhalten, sich zu entspannen und etwas zu entdecken. Im Vergleich zu Twitter scheint Instagram daher zumindest in Deutschland bessere Möglichkeiten zu bieten, Öffentlichkeit direkt zu erreichen – nicht zuletzt, da die Nutzer*innenzahl wesentlich größer ist.
Doch wie wird das Potential von Instagram tatsächlich genutzt? Anhand einer beispielhaften Beobachtung aktuell bestehender Instagram-Accounts von Wissenschaftler*innen sollen bestehende Konzepte untersucht und auf die Frage nach erfolgreicher Wissenschaftskommunikation bewertet werden. Über die Suche von Hashtags zeigt sich, dass das Thema Wissenschaft auf Instagram präsent ist. Neben den seltener verwendeten Hashtags #wissenschaft und #wissenschaftler und den deutlich häufiger genutzten #science und #scientist sind #research, #researcher, #researchlife oder #sciencebitch weitere typische Schlagworte. Fotoinhalte, welche Aufnahmen aus Laboren und von jungen Frauen und seltener Männern in Kitteln zeigen, sind zusätzlich mit einer Vielzahl weiterer Hashtags versehen, wie unter anderen #phdlife, #phdlifestyle, #scientistwhoselfie oder #womeninstem.
Hashtags: Stand: 11.02.2018, 11:31 Uhr:
Unter den Hashtags, die Wissenschaft ganz allgemein adressieren, sind ein Großteil der Bilder weniger Fotos als überwiegend Meme. Sie werden häufiger von Wissenschaftsinstitutionen oder privaten Kollektiven verwendet, die spezielle Inhalte verbreiten wollen.
Hashtags wie #researchlife bieten Einblick in den wissenschaftlichen Alltag. Typischer Instagram-Content wie Essensfotografie, Naturaufnahmen und Portraits werden kombiniert mit Fotos aus Laboren, von Papier- und Bücherstapeln und Vortragsszenarios. Sie erzeugen einen nachvollziehbaren Eindruck aus dem Alltag einer sonst häufig mystifizierten Berufspraxis. Der Begriff #phdlife verweist darauf, dass auf Instagram bisher vor allem der Alltag junger Wissenschaftler*innen dokumentiert wird, weniger der von Professor*innen oder renommierten Persönlichkeiten aus dem Wissenschaftsbetrieb.
Neben allgemeinen und oft in Zitatbildern oder Memen kommunizierten Inhalten zu Wissenschaft allgemein und der überwiegend fotografischen Darstellung des wissenschaftlichen Alltags, ist die Inszenierung der Wissenschaftsperson eine kommunikative Methode auf Instagram. Die Bilder unter dem Hashtag #scientistswhoselfie zeigen, wie Wissenschaftler*innen im Selbstportrait aussehen – manchmal sogar mit Snapchat-Filter. Die Wissenschaftspersonen stehen im Vordergrund. Auch Problemthemen wie Frauen in der Wissenschaft werden etwa unter dem intensiv genutzten Hashtag #womeninstem behandelt. Folgt man den Accounts, führen sie auf eher privat geführte Seiten. Sie zeigen sowohl Einblicke in das berufliche als auch das private Leben der User. Insofern unterscheiden sie sich kaum von nicht-wissenschafltlichen Accounts – auch nicht hinsichtlich der Followerzahlen.
Durch die Verknüpfung von Bildern aus der beruflichen Sphäre mit privaten Eindrücken wird der wissenschaftliche Alltag als Lifestyle erfahren – wie es die Beispiele von fitgrad.andreea[5] und particlefairy[6] zeigen. Mit einer Bakterienkultur unter ihrem Arm steht fitgrad.andreea bekittelt im Labor und lächelt in die Kamera. Die Textbeschreibung zum Instagram-Bild erklärt, dass sie eine bakterielle Umwandlung durchführt, indem sie durch die Anwendung von Hitzeschocks Stücke freier DNA in die Bakterien einpflanzt.
Etwas anders ist eine Aufnahme von particlefairy, einer Physikerin, abgebildet beinahe schlafend vor dem Laptop. Es ist zu zeitig, um wach zu sein, wenn man keine „morning person“ ist, aber so ist das Leben als Wissenschaftlerin mit internationalen Kooperationen, erklärt der Text. Dass fitgrad.andreea Wissenschaftlerin ist, kann leicht nachvollzogen werden: Das Labor ist eine wissenschaftliche Umgebung, und Bakterien unter Mikroskopen entspricht in etwa dem, was sich durch mediale und filmische Darstellung als eine klischeehafte Darstellung von ‚der Wissenschaft‘ etabliert hat. Dass Wissenschaftler*innen bunte Haare haben wie particlefair und morgens müde sind, ist eher untypisch. Die beiden Beispiele sind verhältnismäßig unterschiedlich. Gemeinsam haben sie, dass sowohl fitgrad.andreea als auch particlefairy junge Wissenschaftlerinnen sind. Sie sind auf den Bildern selbst abgebildet und erläutern der Instagram-Öffentlichkeit, was sie tun.
Fitgrad.andreea und particlefairy sind nur Beispiele für ein breites Spektrum von Instragrammer*innen, die einen Blick „hinter die Kulissen“ wissenschaftlichen Arbeitens geben – auffällig häufig in Laboren. Überhaupt sind naturwissenschaftliche Fächer und Disziplinen mit eigenen Motiven aus der Arbeitswelt überwiegend auf Instagram vertreten. Die allgemeine Popularität dieser Fächer kann durch die Ergebnisse der Wissenschaftsbarometer aus Deutschland und der Schweiz (2017 und 2016) bestätigt werden.[7] Wissenschaft wird in der Bevölkerung vor allem mit naturwissenschaftlichen Themen – dabei besonders Medizin – assoziiert und auch das Interesse an diesen Bereichen ist am größten. Es ist anzunehmen, dass die Vorlieben für Naturwissenschaften nicht zuletzt auch medial geprägt sind. Aus populären Medien wie Filmen oder Serien ist der „Lifestyle“ bereits bekannt. Das Arbeitsumfeld ist fotogener, etwa durch Kittel und Schutzanzüge, außergewöhnliche Gerätschaften, exotische Einblicke in sonst unsichtbare mikro- und makroskopische Welten, als beispielsweise das der geistes- oder sozialwissenschaftlicher Fächer, welche folglich auch kaum wahrnehmbar auf der Plattform vertreten sind.
Naturwissenschaftliche Instagrammer*innen machen sich diesen Vorteil zunutze und arbeiten mit klassischen naturwissenschaftlichen Motiven. Einige Wissenschaftler*innen orientieren sich außerdem am Nutzungsverhalten erfolgreicher Instagram-Persönlichkeiten: ästhetische Fotos von der Arbeitsroutine und Einblicke in das alltägliche Leben sind beliebte Inhalte und Follower-Generatoren.
Es entstehen Accounts, die Eindrücke aus Fitness und weiblicher Ästhetik mit Bildern im Kittel vermischen, wie bei denen der Biologin dr.louisa.parkinson[8] oder der Physikerin meriameberboucha[9].
Dr.louisa.parkinson ist neben ihrer Karriere als Wissenschaftlerin auch als Model tätig. Zwei recht unterschiedliche Identitäten, die sich auf ihrem Instagram-Account vermischen. Im Offline-Leben ist anzunehmen, dass es eher zu einer strikten Trennung kommt; sie also nicht im Bikini auf Arbeit oder im Kittel zum Strandshooting erscheint. Auf Instagram stehen beide Rollen direkt nebeneinander.
Zwar nicht am Strand, doch dennoch mit einem eindeutigen Fokus auf Weiblichkeit arbeiten die Bilder von meriameberboucha. Sie ist eine attraktive Frau mit geföhnten Haaren und frisch aufgetragenem roten Lippenstift, die sich in figurbetonter Körperhaltung inszeniert. Indirekt, vermutlich durch einen Spiegel, wird sie im Beispielbild fotografiert, wie sie ein technisches Gerät bedient. Dieses verschwimmt allerdings hinter einer Unschärfe. Der dazu verfasste Text erscheint beinahe satirisch: „Did you know: with a HUGE eletricity generator, scientists can make the stuff that the Sun is made of in the lab – – PLASMA! (…)“. Beide Accounts vermitteln das neue Bild einer weiblichen Wissenschaftlerin: eines, bei dem jedoch die Rolle als Frau vordergründig ist, während die als Wissenschaftlerin im Hintergrund steht. Mit 1.465 und 2.147 Abonnenten (Stand: 11.02.2018, 22:33 Uhr) sind die Accounts von dr.louisa.parkinson und meriameberboucha leicht erfolgreicher als die von fitgrad.andreea (1.121) und particlefairy (385).
„Sex sells“ heißt das werbesprachlich. Sosehr man davon ausgehen kann, dass solche Darstellungsweisen nicht nur Wissenschaftsinteressierte, sondern vielleicht auch Nicht-Interessierte und damit eine breitere Öffentlichkeit erreicht, ist fragwürdig, ob wissenschaftliche Arbeitsweisen und Inhalte auf diese Art korrekt vermittelt werden können. Inwiefern die Accounts von fitgrad.andreea und particlefairy diesem Anspruch besser gerecht werden, lässt sich andererseits auch nur vermuten. In allen Fällen erscheint es schwierig bis kaum vorstellbar, dass es gelingen kann, wissenschaftliche Inhalte in ihrer Komplexität über Bilder und kurze Textsequenzen – schon gar nicht über „Sex sells“-Inhalte – darzustellen und zu vermitteln.
Dem Zweck, Vertrauen in die Wissenschaft durch Instagram zu fördern, kann mit dem Fokus auf das Wissenschaftler-Dasein – seinem Lifestyle und der damit einhergehenden Authentizität –, dennoch nähergekommen werden. Andererseits könnte eine Entmystifizierung auch Misstrauen oder einen Zweifel an der jeweiligen Kompetenz zur Folge haben. In anderen öffentlichen Berufsfeldern wie der Politik sind solche Probleme wohlbekannt: von privaten Informationen wird auf berufliche Fehler geschlossen. Private Skandale, Pannen und Affären tragen trotz Bezugslosigkeit zur Beurteilung der politischer Qualifikation bei: der sogenannte Halo-Effekt setzt ein.
Letztendlich kann Instagram durch die visuelle Vermittlungsform immer nur als Teil einer Gesamtdarstellung wirksam werden. Mit Instagram kann Kontakt zu Zielgruppen aufgebaut und Interesse geweckt werden. Um ihre Tätigkeit transparent und erklärend darzustellen, sollten Wissenschaftler*innen auf umfangreichere, vielfältigere Darstellungsformate setzen und zusätzlich zu Instagram, Twitter und Co. einen eigenen Blog betreiben.
Wissenschaftskommunikation ist dann erfolgreich, wenn sie nicht nur Wissen vermittelt, sondern verständlich machen kann, wie Wissenschaft funktioniert und was von den Ergebnissen zu erwarten ist. Es ist eine falsche Vorstellung zu glauben, dass wissenschaftliche Erkenntnisse mit Fakten gleichzusetzen sind, auch wenn sie diesem Anspruch wohl näher kommen als der Großteil vorherrschender Informationen. Was Instagram und Twitter mit Bildern und kleine Textelementen vermitteln können, ist ein Blick hinter die Kulissen, ein Eindruck vom Making-Of. Bilder aus dem Elfenbeinturm machen ihre Bewohner nahbar – und somit kritisierbar. Kritik kann in Anbetracht der Vertrauenskrise auch eine Gefahr sein, doch insofern sie richtig wahrgenommen wird – weil sie entsprechend transparent ist – sogar noch mehr Potential bieten. Sie kann fruchtbar und sogar produktiv sein.
Susann Kohout ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften (Abteilung Kommunikations- und Medienwissenschaften) an der Technischen Universität Braunschweig. Sie twittert zum Thema Wissenschaftskommunikation, Digitale Kommunikation und ihr #PhDlife.
Anmerkungen
[1] http://marchforscience.de/march-for-science-e-v-startseite/
[2] Peters, I. (2015). Soziale Netzwerke für Wissenschaftler. Anreize und Mehrwerte schaffen für die wissenschaftliche Kommunikation. Bibliotheksdienst, 49 (10-11).
[3] Der Anbieter wurde im Oktober 2010 gelaunched und die letzten aktuellen deutschen Nutzerzahlen nach socialmedia-institute und allfacebook.de geben an, dass 3,7 Millionen Menschen täglich auf Instagram aktiv sind. Vgl. https://www.kontor4.de/beitrag/aktuelle-social-media-nutzerzahlen.html
[4] https://www.facebook.com/iq/articles/facebook-and-instagram-a-tale-of-two-feeds?ref=wpinsights_rd
[5] https://www.instagram.com/fitgrad.andreea/
[6] https://www.instagram.com/particlefairy/
[7] Wissenschaft im Dialog/Kantar Emnid, CC BY-ND 4.0. (2017). Wissenschaftsbarometer 2017. Zugriff am 15.02.2017. Verfügbar unter https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wissenschaftsbarometer/wissenschaftsbarometer-2017/; Universität Zürich, Instituts für Publizistikwissenschaft und Medienforschung, Wissenschafts-, Krisen- und Risikokommunikation. (2016). Wissenschaftsbarometer Schweiz 2016. Verfügbar unter http://www.wissenschaftsbarometer.ch/
[8] https://www.instagram.com/dr.louisa.parkinson/
[9] https://www.instagram.com/meriameberboucha/