MyCulture

In diesem Seminar befassten sich die B.A. Studierenden der Medienwissenschaft im Wintersemester 2010/2011 unter der Leitung von Frau Prof. Susanne Regener theoretisch mit Interkultur und interkultureller Arbeit, besonders in NRW und Siegen. Schwerpunkte waren die Auseinandersetzungen mit Migration, multikulturellen Hintergründen und sozialer Praxis in der Jugendkultur. Praktisch haben die Studierenden mit einer Siegener Schulklasse zusammen gearbeitet und dort den Handywettbewerb MyCulture durchgeführt. Dieser Wettbewerb ist auf NRW-Ebene schon eingeführt.

Das  Seminar diente weiterhin dazu den Wettbewerb zu verbessern und empirisches Material für eine kulturwissenschaftliche Analyse zu generieren.

Ein Teil der Studierenden hat sich theoretisch u.a. mit interkulturellen Jugendkulturen und dem Heimat- Begriff befasst. Die Ergebnisse kann man hier einsehen.

Weiterhin haben die Studierenden über ihre Arbeit mit der Schulklasse ein Feldtagebuch geführt. Wir veröffentlichen ein Beispiel dazu von Jessica Rae Eaves.

Feldtagebuch von Jessica Rae Eaves

Nach einer kritischen Auseinandersetzung mit den Begriffen Integration, Multikulturalität, Interkultur und interkultureller Arbeit wurde im Rahmen des Seminars „My Culture- Multikulturelles Leben zwischen Schule und Familie“ ein Handyfilmprojekt mit SchülerInnen der 8. Klasse der Haardter Berg Schule durchgeführt. Vor Beginn der Arbeit mit den Jugendlichen der Siegener Hauptschule wurden im Seminar unter Leitung von Frau Prof. Dr. Susanne Regener vor allem Aspekte von Migration und speziell der Lebensbedingungen Jugendlicher mit Migrationshintergrund medienkulturwissenschaftlichen Fragestellungen unterzogen.

Die Frage nach dem/einem Heimatbegriff sollte die SchülerInnen anregen, über Kultur zu sprechen. Als Ergebnis sollte unter Regie der Jugendlichen ein Handykurzfilm entstehen. Dabei sollte beobachtet werden, ob eine solche Arbeit mit den SchülerInnen zu diesem Thema sinnvoll ist und ob eine Lücke bezüglich der Alltagskultur zwischen Schule und Familie besteht. Die erzielten Ergebnisse und unsere gewonnenen Erfahrungen während dieser Auseinandersetzung werden im Folgenden näher erläutert.

Bereits 2009 hatte der Lehrstuhl für Mediengeschichte/ Visuelle Kultur an der Universität Siegen den Handywettbewerb „Jugend und Medien: My Culture – Ich zeig´ euch, wer ICH bin!“ mit der fimothek nrw durchgeführt. Hier wurden Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren dazu aufgerufen, ihre Vorstellungen von ihrer Kultur für einen Handyclip aufzuzeichnen. Leitfragen, die den Jugendlichen eine Hilfestellung bieten sollten, waren solche nach der Herkunft des Kindes beziehungsweise dessen Eltern, nach kulturellen Bräuchen und Sitten innerhalb der Familie und nach einer eigenen Darstellung des Jugendlichen in der Gesellschaft. Die besten Filme wurden prämiert und das Material diente der Forschung an der Universität Siegen. Anknüpfend daran wollte unsere Seminargruppe die Fragestellungen verbessern und den direkten Kontakt zu den Jugendlichen suchen.

Zur Vorbereitung des Projekts trafen sich die Studierenden mit der Klassenlehrerin Frau Gillian Laumanns. Wir erfuhren, dass einige SchülerInnen schüchtern seien und dass die Klasse relativ herausragend wäre, was deren allgemeine Partizipation und Motivation betrifft.

Im Seminar beschäftigten wir uns intensiv mit theoretischen Haltungen zum Phänomen multikulturelle Gesellschaft. Gegenstand der Auseinandersetzung waren die Sarrazin-Debatte und dessen Besuch bei der Talkshow Beckmann und ein darauffolgender Diskurs angelehnt an die Lektüre Interkultur von Mark Terkessidis.

Die Diskussionen, die wir im Rahmen des Seminars führten, erwiesen sich als hilfreich für die weitere Arbeit. Teilweise schienen sie nach außen sehr impulsiv, zum Beispiel bei der Frage, ob man den Terminus “Migrationshintergrund” in der Alltagssprache verwenden darf, da dieser normativ ist und negative Assoziationen hervorruft. Es ist anzumerken, dass einige Studierende des Seminars, wie auch ich selbst, einen Migrationshintergrund haben. Wir arbeiteten heraus, dass mit dem Terminus Vorurteile wie ein niedriges Bildungsmilieu, eine fehlende Sprachkompetenz und auch Kriminalität konnotativ eingeschrieben sind. Dem gegenüber sind Termini wie Multiperspektivität, Bereicherung und Diversität positiv besetzt. Schnell wurde klar, dass dies ein sehr komplexes Thema ist, dessen Klärung und Ergründung mehr als einer Diskussion bedarf. Auch in unseren Köpfen herrschten gewisse Vorurteile gegenüber den SchülerInnen, die aus einem anderen Bildungsmilieu stammen.

Die kritische Auseinandersetzung mit Begriffen zur so genannten Integrationsdebatte sollte alsbald in eine praktische Arbeit umgesetzt werden. Da die meisten von uns wenig Erfahrungen in Schule und Jugendarbeit haben, wurden Fragen zum geeigneten Umgang mit den Jugendlichen und zu ihrer Motivierung sehr brennend. Schließlich sollte ein Bild der Alltagskultur der SchülerInnen generiert werden, um herauszufinden, ob eine Lücke zwischen der Alltagskultur im Bereich Schule und im Bereich des Privaten entsteht, beziehungsweise ob in diesem Fall die Institution Schule dies verhindern kann. Außerdem tauchte in unseren Diskussionen immer wieder der Begriff Heimat auf. Diesem Begriff kommt vor dem Hintergrund der weltweiten Migrationsbewegungen eine immense Bedeutung zu. Besonders im Hinblick auf Deutschland ist der Terminus maßgeblich, bleibt das Wort Heimat meist unübersetzt. Der deutsche Heimatbegriff wurde bereits im 19. Jahrhunderts vom Bürgertum definiert und emotionalisiert. So stellte der Begriff zunächst eine territoriale Definition dar und wandelte sich dann in ein Gefühl, das sogenannte Heimatgefühl.[1]

Der Zeitplan für die Durchführung unseres Projektes sah vier Schulstunden vor:

Teresa Orti von Havranek stellte am ersten Termin, dem 11.11. 2010, den Studierenden unser Projekt vor. Frau Orti von Havranek wählten wir nun zu jedem Treffen als Wortführerin, um den SchülerInnen eine gewisse Konstante und Rahmung der Stunde zu bieten. Wir zeigten der Klasse bereits bestehende Handyfilme aus dem oben genannten Projekt. Dann bildeten wir Kleingruppen, in denen meist zwei Studierende mit jeweils zwei SchülerInnen arbeiteten. In den Teams lernten wir uns näher kennen und begannen allmählich den Begriff Heimat zu erkunden. In dieser Stunde befand ich mich in einer Gruppe mit Christoph Szulecki, in der wir zwei männliche Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren betreuten, die beide hohe Ambitionen bezüglich des Projekts hatten. Der Jüngere der beiden wurde in der Ukraine geboren, kam im Kleinkindalter nach Deutschland und spricht mit seiner alleinerziehenden Mutter und seinen Geschwistern Russisch. Der Ältere hingegen wurde vor 15 Jahren in Deutschland geboren. Sein Vater stammt zwar aus Jugoslawien, jedoch hat er keinerlei Kontakt zu ihm und spricht mit seiner Mutter und seinem Bruder lediglich Deutsch. Die  Jungen waren sehr begeisterungsfähig und teilten uns ihre Ansichten mit. Zum Beispiel definierte einer der beiden das Wort Heimat, indem er sagte: „Ich habe einmal im Fernsehen gesehen, Heimat ist da, wo jemand an einen denkt. Also bei mir zu hause.“ Diese Bemerkung des Schülers begeisterte mich, da ich mir im Vorfeld nicht vorgestellt hatte, dass die Jugendlichen so konkrete Gedanken zum Thema äußern würden. Die bereits erwähnten Vorurteile schwanden somit bereits bei der ersten Zusammenarbeit.

Nachdem wir mit den SchülerInnen im Diskurs ihren Begriff von Heimat herausgefunden hatten, baten wir sie gegen Ende der Zeit eine kleine Aufgabe zu Hause zu erledigen. Bewusst versuchten wir das Wort Hausaufgabe zu vermeiden, um den Druck zu senken, da wir zwar eine Respektsperson jedoch keine Lehrerfigur für die Schüler darstellen wollten. Wir teilten ein Handout aus, das die Kinder ausfüllen sollten, indem sie ihre Familienmitglieder den Begriff Heimat definieren lassen sollten. Damit versuchten wir ihnen mehr Inspiration zu liefern und ein Gespür dafür zu geben, wie unterschiedlich die Ansichten zum Thema sein könnten. Primär war dies jedoch ein Versuch, die Alltagskultur und die Gewohnheiten der Jugendlichen und deren Familien herauszufinden und ihnen somit eine bessere Unterstützung zu geben. Die Arbeit mit den beiden Jungen ist mir sehr leicht gefallen, da beide sehr gesprächig waren und einen detaillierten Blick in ihr zu Hause und ihr Leben gewährten.

Nach jedem Termin trafen wir uns mit Frau Laumanns, um reflexiv über die Arbeit mit den Kindern zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass eine Kommilitonin meine Hilfe für die Motivation eines anderen Schülers benötigte und ich wechselte die Gruppe.

Für den nächsten Termin brachten wir Studierende jede/r einen Gegenstand beziehungsweise die Abbildung eines Gegenstandes mit, der unsere jeweils persönliche Heimat symbolisierte. Eine nach dem anderen stellten wir den Kindern unsere Dinge vor: Z.B. eine Mütze, die das Geschenk von guten Freunden war; ein Osterzweig, der einen litauischen Brauch darstellte; das Foto einer Familiensituation. Damit erklärten wir den SchülerInnen die Bedeutung eines Symbols und den Umstand, dass der Heimatbegriff viele verschiedene Definitionen hat.

In der Kleingruppe, die ich fortan mit Laura Klapproth betreute, verweigerte sich der eine von zwei Jungen strikt am Projekt mitzuarbeiten, während der andere das als Beleidigung auffasste und sehr motiviert war. Das Ergebnis war: Beide hatten ihre Hausaufgabe nicht erledigt und wir versuchten uns mittels eines Gesprächs mehr Informationen über die Kultur der Jungen zu erschließen, beziehungsweise einen Gegenstand auszumachen, der für beide Heimat repräsentieren könnte. Wir sprachen zunächst über unsere Gegenstände. In Laura Klapproths Fall war es eine Collage, die sie und eine Katze vor einem Kamin in ihrem Haus darstellte. In meinem Fall war es ein Foto der Küche in unserer Wohngemeinschaft. Wir erklärten ihnen unsere Gedanken dazu und hofften, dass sie nun im Gespräch ihre Ansichten zum Thema Heimat und generelle Informationen zu den Interessen der Schüler selbst kundtun würden. Das Gespräch lief recht zufriedenstellend. Der eine Junge ist gebürtiger Deutscher, dessen Eltern aus der Nähe von Istanbul stammen, er ist Moslem und geht wöchentlich in eine Moschee. Sein Hobby ist Basketball und er mag türkische Schlager, deutschen Pop und HipHop. So kam die Idee eventuell sein Hobby im Film darzustellen.

Bei dem anderen Jungen war die Mitarbeit weiterhin zäh. Seine Eltern waren aus einem afrikanischen Land geflohen und er wuchs mit sieben jüngeren Geschwistern in Deutschland auf. Er hört sehr gerne Rap und spielte bis vor Kurzem Fußball in einem Verein. Über ein langes Gespräch überredeten wir ihn, sein Fußballtrikot im Film darzustellen. Als Aufgabe sollten die Jugendlichen zum nächsten Treffen den Gegenstand mitbringen, der für sie Heimat repräsentativ darstellt und den wir im Film inszenieren könnten.

Am 25.11. 2010 fand unsere letzte Sitzung mit den Kindern vor dem Filmdreh statt. Nach der gewohnten Begrüßung begaben wir uns in die Kleingruppen, um mit den SchülerInnen zunächst über ihren mitgebrachten Gegenstand zu sprechen und von dort ausgehend, das Storyboard zu konzipieren. Leider hatten unsere zu betreuenden Jungen nichts mitgebracht. Trotzdem begannen wir mit der Arbeit am Drehbuch und einigten uns zunächst darauf, dass der eine Junge den anderen bei der Realisierung von dessen Handyclip unterstützen würde. Mit Hilfe einer Mindmap versuchten wir von dem eigentlichen Gegenstand ausgehend, Basketball und Fußball zu zentralen Inhalten zu machen. Mit einem Brainstorming entlockten wir ihnen Assoziationen: Freizeit, Freunde, Trikot, Feiern, Sieg, Niederlage, Korb, Ball und Team. Wir entwickelten ein Storyboard, in dem die Hobbys mit dem Motiv Freundschaft verknüpft werden sollten. Dazu wählten die beiden Jugendlichen zur Untermalung des Videos ein Musikstück aus –  nämlich Bushido mit dem Titel „Vergeben und Vergessen“. Außerdem besprachen wir die Requisite und die Bildgestaltung des Films.

Am 06.12. 2010 fand unser letzter Arbeitstag in der Haardter Berg Schule und somit der Drehtag der Filme statt. Insgesamt standen uns an diesem Termin 90 Minuten Drehzeit zur Verfügung. Laura Klapproth war an diesem Tag verhindert und somit half mir Theresa Orti von Havranek, da ihre beiden Schülerinnen krank waren. Der Dreh außerhalb des Klassenraums erwies sich als chaotisch, da die beiden Jungen unkonzentriert waren und in der Pausenhalle Fußball spielten. Das bereits bestehende Konzept wurde flexibel abgeändert und so spielten auch zwei weitere Mitschüler im Film mit. Generell verlief der Dreh gut, denn es entstand spontan eine Kooperation zwischen unserer Gruppe und einer weiteren. Nach dem Dreh boten wir den SchülerInnen an, uns beim Schnitt des Films zu helfen, um ihnen einen tieferen Einblick in die Welt des Filmemachens zu gewähren. Entgegen unserer Annahme erschienen fast alle SchülerInnen zum Termin in der Universität. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten verbrachten wir einige Zeit damit, den Jugendlichen das Schneiden zu erklären. Die Mitarbeit war engagiert; dennoch mussten die Studierenden die Filme noch nachbearbeiten – für eine solche Arbeit reichte die Schulstunde nicht aus.

Zu einer Abschluss- und Vorführsitzung luden wir die SchülerInnen erneut in die Universität ein, um bei Kuchen und Getränken die entstandenen Filme zu begutachten. Die Kinder waren offenbar selbst sehr beeindruckt von der Rahmung, von den Filmen und der Aufmerksamkeit, die ihnen von Studierenden und der Universität zu Teil wurde.

Früh schon verwarfen wir die Idee, einen Wettbewerb zu veranstalten. Was uns allerdings wichtig war: dieses Projekt sollte dazu dienen, den Jugendlichen einen sinnvollen Umgang mit Handys zu demonstrieren, ohne dass das verbalisiert wurde. Für uns war klar, dass wir keinem der SchülerInnen gestatten würden, Gewalt oder ähnliches in seinem/ihrem Handyvideo darzustellen. Dadurch, dass wir dies für uns abgeklärt hatten, konzentrierten wir uns mehr auf die Erarbeitung eines Heimatbegriffes und wendeten uns jenem Punkt nicht mehr zu. Weiter ist festzustellen, dass die Jugendlichen dem Aspekt der Sprache nur eine sehr geringe Beachtung bei der Definition von Heimat schenkten. Nur einer der 23 SchülerInnen erklärte, dass er stolz auf seine (nicht-deutsche) Sprache sei.

Es stellt sich nun die Frage, ob eine Lücke zwischen der Alltagskultur der SchülerInnen in der Schule und im Privaten entsteht. Man kann sagen, dass die angenommene These durch die Praxis widerlegt worden ist. Die Alltagskultur der Jugendlichen weist keine klaffende Lücke zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit auf, welche die Schule zu füllen versuchen muss. Ganz im Gegenteil ist es für die SchülerInnen eher der Normalfall, dass mehrere Kulturen aufeinandertreffen und sich vermischen oder überlagern. Es handelt sich also nicht um Multikulturalität, also das Nebeneinander verschiedener Kulturen, sondern um Interkultur. Durch die Arbeit mit vier völlig unterschiedlichen Schülern, die alle einen Migrationshintergrund aufweisen, wird dies noch offensichtlicher. Alle haben verschiedene kulturelle Anschlüsse wie Schule, Familie, Religionsstätte, Sportverein und Freunde. Somit werden sie auch von verschiedenen kulturellen Einflüssen geprägt.

Unsere Erfahrungen, die sich aus der Arbeit mit den Kindern ergaben, waren vielschichtig: Trotz des kurzen Zeitraums von vier Wochen war es möglich, etwas von der Kultur der Kinder zu ergründen, ihren individuellen Heimatbegriff auszumachen und sie in die Lage zu versetzen, als Medienamateure in kreativer Form tätig zu werden. Das hat mich beeindruckt, dass dank der kooperativen Mitarbeit der Jugendlichen, wenn auch in minimaler Form, ästhetische Zeichen und Medialisierungen über Heimatgefühl entstanden sind. Keine von Politikern immer wieder geforderte so genannte Leitkultur ist für diese SchülerInnen maßgeblich. Auch eine radikale Angleichung der eigenen Kultur an die einheimische bleibt aus. Es findet also keine völlige Integration oder gar Assimilation statt, abgesehen von der Sprache. Alle SchülerInnen beherrschen die deutsche Sprache. Selbst ein Mädchen, das erst vor kurzem aus der Türkei nach Deutschland kam, spricht deutsch beziehungsweise lernt sehr schnell. Der Schlüsselbegriff Bildung spielt eine immens wichtige Rolle, um unter den Jugendlichen Chancengleichheit zu gewährleisten.

Retrospektiv kann ich sagen, dass ich mir die Arbeit mit den Jugendlichen sehr viel schwieriger vorgestellt habe. Vor Antritt der Arbeit hatte ich keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich und dachte, dass wir möglicherweise nicht an die SchülerInnen herankommen und sie die Mitarbeit verweigern würden. Trotz der schwierigen sozialen Verhältnisse, aus denen die Jugendlichen teilweise stammen, war die Zusammenarbeit sehr positiv. Wenn es manchmal auch chaotisch war und wir viel improvisieren mussten, so entstanden doch beachtliche Videoclips, die die Idee von Heimat der SchülerInnen präzise darstellen.

Heimat ist eine Frage des Ankommens – des Ankommens bei Freunden, in der Schule, im Wohnviertel, in der Sprache, im Spiel mit Freunden, in der Musik. Einigen SchülerInnen war es schon sehr gut gelungen, bei vielen verknüpften sich damit Hoffnungen und einige waren erst noch auf dem Weg dorthin. Die Institution Schule – soweit meine Konklusion – spielt für das gemeinsame ‘Haus’ Interkultur eine sehr wichtige Rolle. Sie vermittelt nicht nur die Bildungsvoraussetzungen für ein Verstehen unterschiedlicher Befindlichkeiten, sondern ist selbst in dem dynamischen Prozess des gemeinsamen Gestaltens von Kultur eine Vermittlerin.