Kintopp auf Tour: Ein fahrendes Ladenkino als städtischer Begegnungsraum

Abstract

Das historische Ladenkino in Deutschland nahm seinen Ursprung im März 1905 in Berlin, wo ehemalige Läden oder Kneipen zu den ersten festen Kinosälen umfunktioniert wurden. Auszeichnende Merkmale waren die Innenstadtlage, anfangs eine sehr einfache Ausstattung und die geringe Abschirmung nach außen. Im Publikum trafen Kleinbürgertum und Arbeiterjugend aufeinander. Das Programm wurde in Dauerschleife vorgeführt, Zuschauer konnten jederzeit kommen und gehen. Schon früh begannen Verleiher fertige Filmprogramme zusammenzustellen, welche von den Kinos wöchentlich oder noch häufiger ausgetauscht wurden.

Ausgehend von diesem Dispositiv des Ladenkinos sieht unser Konzept die Einführung eines Verleihers mit erweitertem Angebot vor. Im Vergleich zu den heute üblichen Verleihern werden unsere Schwerpunkte in der Zusammenstellung ganzer Programmpakete, also konkret der Lieferung von Programmkompetenz, sowie der Ergänzung durch Anregung und Moderation von Diskussionsformaten liegen. Im Mittelpunkt stehen Themen von gesellschaftlicher Relevanz. Bei den Filmen wird auf unterschiedliche Genres, narrative, dokumentarische und Kurzfilme zurückgegriffen. Auch Programme für besondere Zielgruppen wie Schulklassen sind angedacht. Vorgesehen sind wechselnde Standorte mit Tournee-Charakter. Vorwiegende Ziele der Akquise sollen Leerstände in Mittelstädten oder zentrumsnahen Stadtteilen in Deutschland sein. Neben der Programmzusammenstellung wird, ähnlich einem Full-Service-Paket, die Organisation vor Ort, die Klärung ortsbedingter Sonderregelungen, die technische Infrastruktur, sowie eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit angeboten. Dabei findet eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Stadtverwaltungen und Kulturbüros statt. Teil der vorab angebotenen Promotion-Aktion sind die Anbringung von Dekoration, bspw. Fassadenelemente, sowie eines historischen Kassenhäuschens zum Verkauf der Eintrittskarten im Retro-Look schon mehrere Tage vor der eigentlichen Veranstaltung.

Mit einer Diversifizierung der Geschäftsmodelle wird man sowohl einem kommerziellen, als auch einem gemeinnützigen Anspruch gerecht. Beide Modelle sollen parallel betrieben werden. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Finanzierungsformen für beide Bereiche. Geplant sind drei Öffnungstage je Spielort (Donnerstag, Freitag und Samstag), allerdings macht die Aussicht auf zusätzliche Fremdfinanzierung die Ausweitung auf den Sonntag attraktiv, da so Argumente für verkaufsoffene Sonntag in den Innenstädten geschaffen werden.

Die vollständige Publikation steht unter folgendem Link zur Ansicht sowie auch zum Download zur Verfügung.