Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Siegen): Performative Epitexte
Dissertationsthema:
Lyrik live – Lesungspraktiken deutschsprachiger Gegenwartslyrik am Beispiel Nora Gomringer
Universität Siegen
Germanistisches Seminar
Hölderlinstr. 3, D-57076 Siegen
+49 (0) 271-740-4712 (Sekretariat)
manz.epitexte [at] posteo.de
Kurzvita ∗ Dissertationsprojekt ∗ Publikationen
Kurzvita
geb. 1990 | |
2009 bis 2012 | B.A. (2 Fächer) Theater- und Medien-, Buchwissenschaft an der FAU Erlangen-Nürnberg |
2012 bis 2015 | M.A. Literaturwissenschaft (NdL) an der Universität Siegen |
2013 | Auslandssemester an der Åbo Akademi in Åbo (Turku), Finnland |
2013 bis 2023 | Lehrbeauftragte für Schwedisch-Onlinekurse an der FAU Erlangen-Nürnberg |
2015 bis 2017 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Univ.-Prof. Dr. Georg Stanitzek am Lehrstuhl für Neuere deutsche und allgemeine Literaturwissenschaft I der Universität Siegen |
2016 bis 2017 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Univ.-Prof.’in Dr.’in Berbeli Wanning am Lehrstuhl für Literaturdidaktik II der Universität Siegen |
2017 bis 2019 | Promotionsstipendium Freunde und Förderer der Universität Siegen e.V. |
2020 bis 2023 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Univ.-Prof. Dr. Jörg Döring im Arbeitspaket Performative Epitexte (Universität Siegen) des FWF/DFG-Projekts Formen und Funktionen Auktorialer Epitexte im literarischen Feld der Gegenwart |
seit 2023 | Koordinatorin für Studiengänge und Lehre im Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering der FAU Erlangen-Nürnberg |
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Dissertationsprojekt
Lyrik gilt vielen als elitär und sperrig: Die Dichte sprachlicher Bilder und Spiele auf geringem Raum führt dazu, dass ihre Lektüre häufig als anstrengend empfunden wird. Es verwundert daher nicht, dass deutschsprachige Lyrik-Bände meist quersubventioniert werden (müssen). Erstaunlicher ist hingegen die Beobachtung, dass die deutschsprachigen Lyrikfestivals ebenso gut besucht sind wie die individuell veranstalteten Lyriklesungen – ist es doch kaum möglich, ein Gedicht vollständig zu verstehen, nachdem man es nur einmal gehört hat.
Dieses Dissertationsprojekt hat es sich daher zum Ziel gesetzt, eine Erklärung für diese Diskrepanz zu finden. Es wird davon ausgegangen, dass es neben dem Hör-Erlebnis des Werkvortrags und der persönlichen Begegnung mit charismatischen Autor*innen vor allem die von den Dichter*innen preisgegebenen Interpretamente sind, die das spezifische Plus einer Lesung ausmachen.
Daher erscheint es geboten, den Fokus der Lesungsforschung auf den performativen Epitext zu verschieben, wie Jörg Dörings Lesungsstudien zu Marcel Beyer¹ und Clemens J. Setz² folgend die (spontan-)mündliche Rahmung der Werklesung durch die Autor*innen bezeichnet werden soll.
Um zu vermeiden, dass es sich bei den Aufzeichnungen der Lesungen bereits um auktorial edierten Epitext handelt, werden eigene Mitschnitte verschiedener Veranstaltungen angefertigt und anschließend nach linguistischen Konventionen transkribiert. Sequenzielle Einzelanalysen dieser Lesungsprotokolle ermöglichen im Abgleich mit den entsprechenden Drucktexten eine Untersuchung der jeweiligen Eigenheiten und Interpretationsangebote. Derart kann beispielsweise auch reflektiert werden, inwiefern physischer Peritext wie Motti etc. in performativen Epitext transformiert wird oder werden kann.
Das Korpus ergibt sich durch die Beschränkung der Analyse auf exemplarische Lesungen einer Lyrikerin: Nora Gomringer, die aktuell nicht nur zu den populärsten deutschsprachigen Dichter*innen zählt, sondern zudem besonders für ihre Vortragskunst gerühmt wird, veröffentlichte zwischen 2013 und 2017 die Trilogie Monster, Morbus, Moden.³ Anhand von Aufzeichnungen verschiedener Trilogie-Lesungen soll die Funktion des performativen Epitextes besonders hinsichtlich der gelieferten Interpretamente, der vorgenommenen Autor*innenschaftsinszenierung sowie der Interaktion mit dem Publikum untersucht werden.
Dabei gilt es nicht nur, im Vergleich mit dem Drucktext Äquivalente bzw. Übertragungsmöglichkeiten sowie Differenzen aufzuzeigen, sondern zudem Muster und Routinen der Praxisform Lyriklesung herauszuarbeiten, die sich auch auf die Arbeit anderer Lyriker*innen übertragen lassen.
Fußnoten:
1. Döring, Jörg: „Marcel Beyer liest. Gedicht und performativer Epitext“, in: Christian Klein (Hg.): Marcel Beyer. Perspektiven auf Autor und Werk, Stuttgart 2018, S. 73–93.
2. Döring, Jörg/Paßmann, Johannes: „Lyrik auf YouTube. Clemens J. Setz liest Die Nordsee (2014)“, in: Zeitschrift für Germanistik N.F. XXVII 2 (2017), S. 329–347.
3. Gomringer, Nora: Monster Poems. Dresden/Leipzig 2013 sowie Morbus. Dresden/Leipzig 2015 und Moden. Dresden/Leipzig 2017. Anschließend erschien die Trilogie (leicht verändert) als Sammelband: Monster, Morbus, Moden. Dresden/Leipzig 2019. Alle Bände sind illustriert von Reimar Limmar und enthalten eine Audio-CD.
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Publikationen
Herausgeber*innenschaft
- Formen und Funktionen auktorialer Epitexte im literarischen Feld der Gegenwart, Berlin/Boston 2024, S. 241–272. DOI: https://doi.org/10.1515/9783111322537 (Mithrsg.).
Aufsätze
- mit Anna Obererlacher: „‚Influencer, Artist, Entrepreneur‘– Kunstfigur Stefanie Sargnagel“, in: Thomas Wegmann et al. [Hgg.]: Formen und Funktionen auktorialer Epitexte im literarischen Feld der Gegenwart, Berlin/Boston 2024, S. 241–272. DOI: https://doi.org/10.1515/9783111322537-011.
- „Lyrik und performativer Epitext: Nora Gomringers Lesungsroutinen“, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 49 (2019) 3, S. 477–492.
- „‚Es gibt keine Theater-, keine Bücher-, keine Filmkritik mehr, wahrscheinlich, weil in Deutschland die Juden fehlen‘. Ein Lektorat in Briefform: Ernesto Grassi an Götz Friedrich vom 9. Februar 1963“, in: Jörg Döring/Sonja Lewandowski/David Oels (Hgg.): rowohlts deutsche enzyklopädie – Wissenschaft im Taschenbuch 1955–68. Themenheft Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen, 12. Jg., H. 2, 2017, S. 289–302.