Gasometer

Aleyna Cilingir
Büsra Kaya
Beyza Yildiz

Ansicht von der Friedrich-Friesen-Straße,                                                         A. Cilingir, B. Kaya, B. Yildiz, 2021

Weltweit gibt es nur vier Kugelgasbehälter, die eine genietete Konstruktion aufweisen. In der Stadt Siegen befindet sich einer von ihnen in unmittelbarer Nähe der HTS. Der Gasometer wurde 1934 von der Firma Kölsch-Fölzer-Werke AG im Gewerbegebiet auf der Schemscheid am Fuße des Ziegenbergs südwestlich der Siegener Innenstadt gebaut.[1]  Bauherr waren die Stadtwerke Siegen. Die genaue Lage befindet sich zwischen Friedrich-Friesen-Straße, HTS/B54 und Achenbacher Straße.  Es wurde als Pufferspeicher für die örtliche Gasversorgung eingesetzt, doch diese war ab 1978 nicht mehr notwendig.[2] Somit wurde der Gasometer stillgelegt. Heute steht er unter Denkmalschutz.[3]

Der kugelförmige Gasometer mit einem Durchmesser von 15,70 m verfügt über ein Gewicht von 127 Tonnen. Dieses wird durch eine Unterkonstruktion aus dreieckförmig zusammengeführten Stahlrohren auf acht Punktfun-damenten getragen. Während die Füße der Stützen mit Schneiden auf die Fundamente aufgesetzt sind, sind die Köpfe der Stützen mit elastischen Gliedern versehen.

Detail der Unterkonstruktion, A. Cilingir, B. Kaya, B. Yildiz, 2021

Die Kugelmantelfläche bildet sich aus 48 unterschiedlich großen Baustahlblechen (St 52), die durch eine dreireihige Nietung (St 44) miteinander verbunden werden. Dabei wurde darauf geachtet, dass man durch die Verwendung der großen Bleche Gewicht und Nietnähte spart, um eine möglichst hohe Dichtigkeit zu erreichen. Der Verlust der Undichtigkeit wird durch die Verstemmung der äußeren Blechflanschen und Nietköpfe minimiert. Mit einem Rauminhalt von ca. 2.026 m3 hatte er eine Gas-speicherkapazität bis zu 10.000 m³. Bauzeitlich wurde die Innenwand mit Leinöl und das Äußere mit Bleimennige gestrichen.[4] Im Herbst 2019 wurde in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde Arnsberg der Kugelgas-behälter entrostet und ein Korrosionsschutz sowie eine dunkel grüne Decklackierung aufgetragen.[5]

 

[1] Der Ziegenberggasometer in Siegen – Ein Gasbehälter der besonderen Art, ohne Autor, online unter: https://www.deutschlandmalanders.com/der-ziegenberg-gasometer-in-siegen/, Abrufdatum: 10.05.2021.

[2] Arbeitsgruppe Historische Städte NRW, Kugelglasbehälter auf dem Schemmscheid, online unter: https://www.siegen-wittgenstein.info/de/poi/industriedenkmal/kugelgasbehaelter-auf-der-schemmscheid/6036539/, Abrufdatum: 21.05.2021.

[3] Amt für Denkmalpflege in Westfalen: Kugelglasbehälter Siegen, vom 21.4.2008,  Münster, online unter: http://www.baukunst-nrw.de/objekte/Kugelgasbehaelter-Siegen–901.html, Abrufdatum: 14.05.2021.

[4]   Arbeitsgruppe Historische Städte NRW, Kugelglasbehälter auf dem Schemmscheid, online unter: https://www.siegen-wittgenstein.info/de/poi/industriedenkmal/kugelgasbehaelter- auf-der-schemmscheid/6036539/, Abrufdatum: 21.05.2021.

[5]  Lehmann, Timm: Endlich wieder denkmalwürdig – Kugelglasbehälter wird instand gesetzt, in: Siegener Zeitung, Online-Ausgabe vom 20.2.2020. Online unter: https://www.siegener-zeitung.de/siegen/c-lokales/endlich-wieder-denkmalwuerdig_a194164, Abrufdatum: 21.05.2021.<<<<<

Sein & Schein

Im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen wurde der Kugelgasbehälter entrostet und zur Pflege und Erhaltung ein Korrosionsschutz, sowie eine dunkelgrüne Decklackierung aufgetragen. Durch die neue Lackierung hat das Objekt sein über die Jahrzehnte entstandenes Patina reiches Erschei-nungsbild verloren, da die Spuren seiner Lebenszeit kaschiert wurden. Weder die Rostspuren noch die Patina sind heute sichtbar. Durch die nun einheitlich erscheinende Oberfläche entsteht fast der Eindruck eines neuwertigen Kunstobjektes.

Detail der Unterkonstruktion mit Blick auf die HTS,                                 A. Cilingir, B. Kaya, B. Yildiz, 2021

Mit dem Bau der HTS im Jahre 1993 rückte der Gasometer in den Hinter-grund. Dieser wurde um 46 m von seinem ehemaligen besser sichtbaren Standort in einen unauffälligen Winkel versetzt.[1] Aufgrund der Trans-lozierung in eine abschüssige Stadtposition, verlor der Gasometer an Bedeutung. Das großflächige Betrachten des Objekts fällt wegen der zugewachsenen Vegetation schwer. Somit ist der Gasometer und seine Konstruktion für eine nähere Betrachtung nicht zugänglich.

 

Das über achtzigjährige Industriedenkmal wirkt deplatziert in der etwas abgelegenen Kurve eines Industriegebiets. Trotzdem oder gerade aufgrund dieser unglücklichen Platzierung muss man einfach stehen bleiben und diesen besonderen Baukörper betrachten. Der hohe ästhetische Wert der Nietenkonstruktion wie auch der Unterkonstruktion faszinieren. Inter-essierte stellen sich vielleicht die Frage, um was für ein Gebilde es sich überhaupt handeln könnte und stellen Vermutungen an. Kein Hinweisschild gibt Auskunft. Zwischen neuer Erscheinung und alter Nutzung bewegt sich die Bedeutung des Gasometers.

[1] Der bauzeitliche Standort ist auf der Karte „Town Plan of Siegen“ von ca. 1945 verzeichnet, siehe dazu Stadtarchiv Siegen, Best. 752 / Karten und Pläne, Nr. P 548, auch online unter: https://dfg-viewer.de/show/?tx-_dlf[id]=https%3A%2F%2Farchiv.siegen.de%2FBestand%2520752%2FP%2520548%2Fmets.xml, Zugriff: 08.09.2021.

Umfrage zum Gasometer

Im Sommer 2021 wurden 17 Personen zum Gasometer befragt. Hier ein kleiner Einblick in die Ergebnisse.

10 von 17 Personen kennen den Gasometer nicht.
8 von 17 Befragten tippen das Entstehungsjahr richtig. Über die Hälfte der Befragten glauben, der Gasometer wäre jünger.
7 von 17 Personen finden, dass der Gasometer durch seine Versetzung an seinen neuen Standort an Bedeutung verloren hat.
Über die Hälfte der Befragten befürworten eine Umnutzung. Für Umnutzungsvorschläge besuchen Sie bitte die interaktive Karte.