Fuß- und Radweg entlang der HTS

Selina Lenz
Kiara Navarro Frommann
Sinem Eycan
Lea Franz

Sein & Schein – Die HTS und der Spazier- und Radweg

Auf den ersten Blick erscheint das Bauwerk der HTS so, als wäre es nur für den einen Zweck der Autobahnverbindung entstanden. Die Anschluss-punkte zur Stadt sind nicht immer direkt sichtbar. Zu hoch ist die Fahrbahnebene für die Menschen, die sich unterhalb zwischen den Pfeilern durch die Stadt bewegen. Der Spazier- und Radweg tritt zudem auf der Stadtebene noch in den Hintergrund. Es ist unklar, was HTS und Weg selbst sein wollen und welche Werte sie vermitteln möchten. Dadurch erscheint bei vielen Menschen die HTS zunächst wie ein unpassender Fremdkörper, der als riesiges überdimensioniertes Betonbauwerk unbedacht in die Stadt eingesetzt wurde.

Fuß- und Radweg unterhalb der HTS im Bereich Geisweid, S. Lenz, K. Navarro Frommann, S. Eycan, L. Franz, 2021

Auf den zweiten Blick fällt allerdings auf, dass die HTS auf der einen Seite als spannendes Verkehrsbauwerk erscheint, das sich in vielen Richtungen der Stadt erstreckt und sich die Form und Ausführung sehr an der Stadtstruktur und der gegebenen Topografie anpasst. Auch der Weg unterhalb und entlang der HTS weist an einigen Stellen großes Potential und attraktive Räume auf. Der Spazierweg erscheint mal als gestalteter Erholungswege und mal als notwendiger Transitwege ohne ästhetischen An-spruch. Aber durch eine gezielte und geplante Umgestaltung könnten einige Standpunkte deutlich an Wert gewinnen, an denen besondere Orte entstehen könnten.

Der Spazier- und Radweg unterhalb der HTS existierte bereits vor dem Bau der Hochstraße. Im Rahmen der Baumaßnahme wurden keine neuen Wege angelegt, da früher noch nicht so viel Wert auf Radverkehrsverbindungen gelegt wurde, wie heute. Während dem Bau der HTS wurden lediglich die vorhandenen Wege wiederhergestellt oder verlegt.[1] Der heutige Fuß- und Radweg beginnt in Geisweid und führt bis zum Siegener Hauptbahnhof. Er orientiert sich hauptsächlich an der Struktur, also der Ausrichtung der HTS. Es lässt sich beobachten, dass der Weg vielmehr als Durchgangsweg für den Fahrrad- und Fußverkehr und weniger als reiner Spazierweg angesehen wird. Auf dem Weg fallen besonders die unterschiedlichen Stützenarten auf

Stützenarten der HTS im Siegener Stadtgebiet, S. Lenz, K. Navarro Frommann, S. Eycan, L. Franz, 2021

Im Bereich von Geisweid, Weidenau und den dortigen Parkmöglichkeiten stehen Y-Stützen. An den höchsten und flachsten Stellen und den Unter-zügen bei den Parkplätzen sind achteckige Stützen zu erkennen und am Siegener Bahnhof wurden Säulen mit einer flachen Kannelierung eingesetzt. Diese Säulen weisen Ähnlichkeiten zur Antike auf.

[1] Planungsabteilung Landesbetrieb Straßenbau NRW, schriftliche Auskunft vom 20.08.2021

In der interaktiven Karte können Sie per Video den Spazier- und Radweg erleben. Den Startpunkt finden Sie dort in Geisweid.
Link zur Karte

Kleiner geschichtlicher Hintergrund zur HTS

Die Hüttentalstraße, kurz HTS oder auch die Bundesstraße 54, ist eine rund 28 km lange Hochstraße. Sie verläuft überwiegend vierspurig und ist nahtlos an die Autobahn A4 angeschlossen.[1] Der Bau der HTS begann im Jahre 1974, die ersten Planungen gab es jedoch schon in den sechziger Jahren. 1977 gab es die erste Verkehrsfreigabe, wobei die gesamte Bauzeit 43 Jahre betrug. Da die HTS in mehreren Abschnitten und über viele Jahre geplant und erweitert wurde, gab es mehrere Baufachleute, die an diesem Projekt beteiligt waren. Genannt seien hier Hochtief AG Köln/ Siegen, Adam Hörnig Baugesellschaft, Ing.- Büro Köhler & Seitz, Ingenieurbüro Thomas & Bökamp und viele weitere. Bauherr der HTS war die Bundesstraßen-verwaltung der Bundesrepublik Deutschland.[2]

 

Unteransicht der HTS, Liniengrafik, S. Lenz, K. Navarro Frommann, S. Eycan, L. Franz, 2021

Um die HTS errichten zu können, mussten im Siedlungsbereich von Siegen großflächige Bau- und Abrissmaßnahmen getroffen werden. Das hat das Stadtbild Siegens tiefgreifend verändert und war daher von Anfang an ein großer Streitaspekt zwischen den BewohnerInnen. Bereits 1991 entstand eine Diskussion unter der Überschrift „Traumstraße oder Alptraum“, bei der sich die Frage stellte, ob die HTS eine sinnvoll nutzbare Stadtautobahn oder doch eher ein verhasster Alptraum werden sollte.[3] Im Jahre 1970 wurden bereits die ersten Häuser in Buschgotthardshütten abgerissen, im darauffolgenden Jahr kamen noch Häuser in der Austraße in Siegen hinzu. Zu den ersten Abschnitten der HTS gehörten die Eintrachtrampe an der Siegerlandhalle, die Strecke zur ausgebauten Siegener Autobahnan-schlussstelle in der Rinsenau und die Brücke über die Ruhr-Sieg-Bahnstrecke in Weidenau in Richtung der alten B 62 (auch Ostrampe genannt). Darauf folgte die Strecke von Weidenau Richtung Siegen-Innenstadt und Kreuztal, der Lückenschluss in der Siegener Innenstadt und Kreuztal-Mitte.[4]

[1] Opitz. Matthias: Die Hüttentalstraße (HTS), 11.07.2018, verfügbar unter: Die Hüttentalstraße (HTS) [ZEIT.RAUM] (zeitraum-siegen.de), Zugriff: 06.08.2021.

[2] Landschaftsverband Westfalen-Lippe: B 54/62n – Hüttentalstraße (HTS), Ziegenbergtunnel, Siegen, ca. 1997.

[3] Opitz. Matthias: Die Hüttentalstraße (HTS), 11.07.2018, verfügbar unter: Die Hüttentalstraße (HTS) [ZEIT.RAUM] (zeitraum-siegen.de), Zugriff: 06.08.2021.

[4] Hüttentalstraße, verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BCttentalstra%C3%9Fe , letzter Zugriff: 06.08.2021.