Erlösstrategie taz.de

Um auf ihrer Website mit journalistischen Inhalten Erlöse zu erzielen, setzt die taz seit April 2011 auf ein freiwilliges Bezahlmodell. Dieses basiert auf Spenden von Lesern. Der Inhalt steht generell jedem kostenlos zur Verfügung, doch es wird darauf aufmerksam gemacht, dass eine Spende erwünscht sei. Diesem Aufruf kann der Leser je nach Belieben entweder nachkommen oder ihn ablehnen und den Inhalt ohne Bezahlung unbegrenzt weiterlesen. Der Spendenaufruf erfüllt neben der Generierung von Einnahmen außerdem die moralische Funktion den Leser daran zu erinnern, dass qualitative, journalistische Inhalte auch online einen Wert haben sollten.

Dazu führte der Verlag ein eigenes Bezahlmodell ein: taz.zahl-ich.

Die Spenden können auf unterschiedlichen Wegen gezahlt werden und dauerhaft (Abonnement) oder spontan (Einzelspende) stattfinden. Neben etablierten Online-Bezahlmethoden wie Überweisung, Paypal, Kreditkarte oder Lastschrift, setzt die taz neue Methoden wie den Social-Payment-Anbieter Flattr[1] und die „digitale Münze“ Bitcoin[2] als Zahlungsoptionen ein.

Auf dem verlagseigenen taz.blog werden Erlöse, Veränderungen und Entwicklungen der taz kontinuierlich veröffentlicht und diskutiert. Daraus geht hervor, dass die Erlöse durch taz.zahl-ich in den vergangen Jahren erheblich gestiegen sind. So betrug der Jahreserlös über taz.de 2014 insgesamt 342.382 Euro. Davon entfielen auf Anzeigen 191.247 Euro und auf das Spendenmodell taz.zahl-ich 128.761 Euro. Die restlichen, jedoch vergleichsweise geringen Einnahmen, wurden über Einzelverkäufe am verlagseigenen E-Kiosk und Flattr generiert (vgl. Blogwart 2015).

Bei den Erlösen von taz.de im Jahr 2015 lässt sich schon eine deutlich andere Verteilung erkennen. Kamen 2014 die Haupteinnahmen über das Anzeigengeschäft zustande, so machten 2015 die Spendenerlöse den mit Abstand größten Bereich der Einnahmen über die Website aus. Insgesamt wurden über taz.de 503.991 Euro erwirtschaftet, wovon 316.000 Euro alleine über Spenden von taz.zahl-ich und Flattr generiert wurden. Dieser Betrag ist damit fast doppelt so hoch wie die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft, welche knapp 170.000 Euro betrugen (vgl. Ruch 2016). Eine weitere Einnahmequelle liegt im eigenen eKiosk auf taz.de, über den Einzelausgaben der taz und weitere verlagseigene Zeitungen gekauft und heruntergeladen werden können. Der Preis für eine Ausgabe der taz beträgt dabei 0,79 Euro und steht zum Download in verschiedenen Formaten wie PDF oder als E-Paper zur Verfügung. Nach eigenen Angaben wurden 2015 über den eKiosk 18.000 Euro eingenommen, wobei der größte Anteil auf die Ausgaben des Titels Le monde diplomatique entfiel (vgl. Ruch 2016). Auch auf dem Internet Kiosk iKiosk von Springer wird die taz vertrieben, allerdings werden darüber kaum nennenswerte Einnahmen von gerademal 100 Euro im Monat generiert.

Durch den mäßigen Erfolg auf iKiosk begründet man auch, dass die taz nicht bei anderen Digitalkiosken wie zum Beispiel Blendle angeboten wird. Zumal hier noch Abgaben von 30 Prozent an Blendle anfallen würden (vgl. Sywottek 2016).

Die Taktik dieser Digitalkioske entspricht nicht der Verlagsstrategie der taz, welche auf regelmäßig zahlende Leser von Print- und E-Paper-Abonnements sowie kontinuierliche Spenden bei taz.zahl-ich baut (vgl. Ruch 2016).

Neben dem Verkauf von Einzelausgaben über den eKiosk vertreibt die taz E-Paper Abos, die im Jahr circa eine Million einbringen. Ein E-Paper ist die digitale Ausgabe eines Pressetitels, die mit ihrem Printpendant bezüglich Inhalt und Layout identisch ist, aber interaktive Elemente beinhaltet (vgl. IVW 2016). Es ist ein Werbeträger, der auf elektronischem Wege ausgeliefert und am Bildschirm – sei es ein PC, Tablet oder E-Reader – ausgegeben wird. Druck- und Vertriebskosten entfallen für den Verlag, dennoch muss in die EDV-Entwicklung investiert werden (vgl. Ruch 2016).
Dass E-Commerce ein dominierender Trend im heutigen Verlagswesen ist (vgl. BDZV/ Schickle 2016: 21), zeigt sich auch auf der Website der taz. So werden im taz.shop die verschiedensten Artikel in Form eines Online-Shops angeboten. Der Kunde kann von Haushaltswaren, Bekleidung und Gartengeräten über Wein- und Wellnessprodukten bis hin zu Fahrrädern und Delikatessen, fast alles bestellen. Viele dieser Produkte sind mit einem taz-Logo versehen, was die Markenbekanntheit und Markenerinnerung weiter steigern soll. Laut dem Geschäftsführer der taz werden mit diesen Produkten im Jahr circa eine Million Euro erwirtschaftet (vgl. Ruch 2016).

Abbildung 1 zeigt wie sich die Einnahmen im digitalen Bereich prozentual verteilen. Die Erlöse durch E-Paper-Abonnements und E-Commerce über den taz.shop tragen jeweils mit circa eine Million Euro zu den größten Umsatzanteilen bei.

http://blogs.uni-siegen.de/onlinejournalismus/themen/geschaeftsmodelle-von-blogs-und-online-auftritten/die-verlagerung-des-journalismus-in-den-onlinebereich/geschaeftsmodelle-von-online-auftritten-der-zeitungsverlage/paid-content-strategien-der-zeitungsverlage/blendle/

Abbildung 1 Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von http://blogs.taz.de/hausblog/2016/01/27/rueckblick-2015-was-kostet-taz-; Zugriff: 18.06.2016

Den Einnahmen von taz.de stehen natürlich auch Kosten mit 790.139 Euro im Jahr 2015 gegenüber (vgl. taz.zahl ich-Team 2016). Diese machen deutlich, dass die taz von ihrem Ziel ihre Website ausschließlich über Spenden zu finanzieren, noch ein ganzes Stück entfernt ist (vgl. Ruch 2016). Die größten Teile davon fließen in die Personalkosten der Redaktion mit 321.101 Euro und in die EDV-Entwicklung mit 215.970 Euro. Kosten für die EDV-Entwicklung fallen zum Beispiel durch die Produktion und den Verkauf von E-Papern an (vgl. Ruch 2016). Der restliche Betrag verteilt sich auf Kosten für Hardware, Daten und Honorare (vgl. taz.zahl ich-Team 2016).

Im Vergleich zu den Vorjahren lässt sich aber die positive Tendenz erkennen, dass immer mehr Leser dazu bereit sind, für gute Berichterstattung auch etwas zu bezahlen (vgl. taz.zahl ich-Team 2016). Gezahlt wird überwiegend per Direktüberweisung. Alle anderen Zahlungsmethoden und die neuen Varianten Flattr und Bitcoin machen bisher nur einen kleinen Anteil des Erlöses aus. Mögliche Gründe dafür sind, dass diese Zahlungsmethoden bisher zu wenig mediale Aufmerksamkeit erlangt haben. Sie finden eher im Blogbereich Beachtung.


[1] Flattr basiert auf dem Prepaid System. Der Benutzer kann einen selbstgewählten Beitrag auf sein Flattr-Konto aufladen. Damit können die Leser, insofern der Inhaltsanbieter einen Flattr-Button auf seiner Website eingebaut hat, mit einem Klick für gelesene Artikel spenden. Am Ende des Monats wird das Guthaben dann von Flattr gemäß der Klicks des Nutzers auf die Anbieter verteilt (vgl. Mey 2013).

[2] Mit der digitalen Währung Bitcoin können Spenden direkt aus der digitalen Geldbörse gezahlt werden. Per QR-Code oder Link können Bitcoins auf der Website verwendet werden, sofern ein Bitcoin-Client auf dem jeweiligen Endgerät installiert ist (vgl. Bitcoin 2016).