Entwicklung und Etablierung der Massenmedien

Die Veränderung von Öffentlichkeit und Privatheit steht in einer engen Beziehung zur Entwicklung der Mediensysteme. Dies gilt nicht nur für die durch den Buchdruck ermöglichte bürgerliche Öffentlichkeit, sondern ist auch bei der Entstehung und Etablierung der Massenmedien zur Hälfte des 20. Jahrhunderts zu beobachten. Ähnlich wie bei den Druckerzeugnissen aus dem 18. Jahrhundert, handelt es sich bei den modernen Massenmedien um eine one-to-many Kommunikation, die keine Anschlusskommunikation erlaubt. Die Rollen des Senders (Massenmedien) und des Empfängers (Publikum) sind klar verteilt und starr. In Bezug auf die Massenmedien um 1964 spricht Habermas von einem Wort- und Bildfluss, von Propaganda, Public Relations, Werbung, Radio und Fernsehen, der die Öffentlichkeit in eine Monokultur der Manipulation verwandle (vgl. Schulze 2011: 36). Der Zuschauer verkommt vom räsonierenden Bürger zum konsumierenden Beobachter. Laut Michael Beetz „entsteht mit der eigenlogischen Struktur des Systems moderner Massenmedien ein neues Öffentlichkeitsmonopol der Repräsentation von Realität, die auf das Publikum als Träger inhaltlicher Meinungen allenfalls noch in sehr selektiven Formen wie Publikumskandidaten oder Leserbriefen Bezug nimmt […]“ (Beetz 2005: 21).