Massenmedialität

Gegenöffentlichkeit muss immer im historischen Kontext zu der herrschenden Öffentlichkeit gesehen werden. Bezogen auf unsere Forschungsfrage wird unter der herrschenden Öffentlichkeit die massenmediale Öffentlichkeit verstanden.

Massenmediale Öffentlichkeit soll – in ihrer politischen Funktion – dazu dienen, die Mitglieder einer Gesellschaft über politisch und gesellschaftlich relevante Sachverhalte zu informieren, um ihnen so die Basis für eine fundierte, kritische Meinungsbildung zu schaffen: „Das Publikum besteht also nicht aus Zeugen, sondern aus Rezipienten, die durch die Agenten der öffentlichen Kontrolle, durch Journalisten informiert werden“ (Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 23). Aufgabe der Journalisten ist es, über das zu berichten, „was ihrer Meinung nach nicht geheim, nicht exklusiv, nicht der Kritik entzogen sein soll“ (Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 23).

Themen, die im massenmedialen Kontext publik werden, richten sich dabei an das breite Massenpublikum. Partikulare Gruppen und Interessen finden daher vergleichsweise selten den Zugang zum massenmedialen Diskurs:

Unter den Bedingungen der traditionellen Massenmedien Presse und Rundfunk richtet sich öffentliche Kommunikation an ein disperses Massenpublikum und verläuft weitgehend einseitig, also ohne >Feedback< der Rezipienten […] Das Publikum kommt in der Massenkommunikation nur selten zu Wort. Die wenigen Zugänge zur Öffentlichkeit werden redaktionell kontrolliert. (Neuberger 2006: 115)

Werte, Normen, Standpunkte, thematische Inhalte und Meinungen, die im öffentlichen Diskurs keine – oder nur wenig – Aufmerksamkeit finden, können im Kontext alternativer Öffentlichkeit und durch die Verwendung alternativer Medien artikuliert und thematisiert werden. Aus demokratietheoretischer Perspektive soll sich die Kommunikationsstruktur alternativer Medien von der massenmedialen Kommunikationsstruktur abgrenzen. Dabei soll die Passivität der Rezipienten unterbunden und aufgehoben werden. Es gilt das Postulat, dass jeder und jede die Chance hat, Inhalte mitbestimmen zu können. Einwegkommunikation wird durch eine interaktive Kommunikationsstruktur ersetzt, um so die Chance zu erhöhen, dass partikulare Gruppen und marginalisierte Inhalte diskutiert und verbreitet werden können.