Aktueller Forschungsstand

Es existiert eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten, die sich mit der Frage beschäftigen, in welcher Art und Weise das Web 2.0 eine neue Struktur der Öffentlichkeit generiert. Die disziplinären Forschungsansätze lassen sich in die Teilbereiche Kultur-, Politik,- oder Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie untergliedern. Innerhalb unseres Lehrforschungsprojektes hat ein Team  ein neues Öffentlichkeitsmodell entwickelt – das Sanduhrmodell. Es symbolisiert und visualisiert das Zusammenspiel der massenmedialen Öffentlichkeit mit der neuen Öffentlichkeit des Web 2.0.

Nach wie vor unabdingbar für ein grundlegendes Verständnis von Öffentlichkeit ist das Werk von Jürgen Habermas Strukturwandel von Öffentlichkeit (1962/1990) Diverse Wissenschaftler nutzen auch heutzutage sein normatives Konzept und beziehen es mit in die eigene Forschungsfrage ein – so auch Stefan Münker. Er setzt sich in seiner Arbeit Emergenz digitaler Öffentlichkeiten (2011) ausführlich mit der Frage auseinander, inwiefern das Web 2.0 einer neuen Form gesellschaftlicher Öffentlichkeit zugeschrieben werden kann, wobei er sich oftmals auf Jürgen Habermas bezieht.

Klaus Plake, Daniel Jansen und Birgit Schuhmacher (2001) untersuchen die politische Dimension der neuen Öffentlichkeitsstrukturen des Web 2.0. Sie analysieren die „funktionalen Wechselwirkungen zwischen herkömmlichen und neuen Medien sowie die damit sich ergebenden Konstitutionsbedingungen von Politik im digitalen Zeitalter“ (Plake/Jansen/Schuhmacher 2001). Jeffrey Wimmer untersucht, aufbauend auf seiner kommunikationswissenschaftlichen Definition von Gegenöffentlichkeit (Wimmer 2007), mit Hilfe einer qualitativen Studie, inwiefern verschiedene Formen des partizipativen Journalismus „Foren von Gegenöffentlichkeit darstellen können“ (Engesser/Wimmer 2009: 45). Jeffrey Wimmers Verständnis von Gegenöffentlichkeit lässt sich dabei einem normativen Standpunkt zuordnen.

Einen ersten Ansatz zum Zusammenspiel von Bloggern und Journalismus haben Michael Schenk, Julia Niemann und Anja Briehl in ihrer Studie Blogger 2014 (2014) erarbeitet. Hier zeigt sich, welche Themen Blogger bearbeiten und wie sie sich zum Journalismus der klassischen Medien positionieren.

Da qualitative, empirische Analysen im Bereich unserer Forschungsfrage im deutschsprachigen Raum nur rudimentär vorhanden sind, besteht ein zentraler Teil der vorliegenden Arbeit in der konkreten Analyse der journalistischen Weblogs bento.de und krautreporter.de und dem Watchblog bildblog.de.