2. Journalistische Blogs als alternative Öffentlichkeit?

Die Etablierung neuer Medien wird häufig kritisch diskutiert, sind diese doch von großer Relevanz für Individuum und Gesellschaft: Medien beeinflussen die soziale Kommunikation und somit auch die Bildung von Öffentlichkeit: „Schon seit der Erfindung des Buchdrucks ist Öffentlichkeit immer, wenn auch nicht ausschließlich, Medienöffentlichkeit. Daher ist zu erwarten, dass sich mit dem Fortschritt im Bereich der Elektronik auch Öffentlichkeit verändert“ (Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 14). Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Etablierung des Web 2.0 für neues Diskussionspotential sorgt und eine Kontroverse zwischen Skeptikern und Euphorikern auf die Bühne ruft. Skeptiker betonen die Gefahr, die der ungelenkte Informationsfluss in sich trägt, Euphoriker sehen das demokratiefördernde Potential des Internets (vgl. Plake/Jansen/Schuhmacher 2001: 12).

Mit den neuen Anwendungen des Web 2.0 könnte Habermas‘ Idealvorstellung der bürgerlichen Öffentlichkeit  zur Renaissance verholfen werden . Habermas stellt in seinem Werk Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962/1990) die ideale Gesellschafts- und Kommunikationsform vor: Im Rahmen öffentlicher Diskurse finden sich Bürger als Privatleute und Mitglieder einer Gesellschaft zusammen und bilden so eine kritische Öffentlichkeit, die sich über die Verwendung von Medien politisch Gehör verschafft und so als politische Kontrollinstanz fungiert. Habermas sieht dieses gesellschaftliche Ideal durch die Etablierung neuer Massenmedien, wie das Fernsehen und den Rundfunk, gefährdet. Laut Habermas verläuft die Informationsvermittlung einseitig und das Publikum konsumiert Informationen, ohne diese jedoch kritisch zu reflektieren und eigenständig zu verbreiten.

Mit der Einführung des Internets könnten Netzstrukturen entstehen, die eine partizipative Integration des Publikums und die Verbreitung alternativer Inhalte ermöglichen. Insbesondere journalistische Weblogs scheinen in diesem Zusammenhang ein hohes Potential in sich zu tragen. Im Rahmen dieser Arbeit soll daher der Frage nachgegangen werden, inwiefern journalistische Blogs – konträr zu der massenmedialen Öffentlichkeit – eine alternative Form der Öffentlichkeit darstellen.