Bilder: Die (emotionale) Momentaufnahme

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Zunächst geht aus der Analyse des Datenmaterials hervor, dass der Spiegel offline sowie online durchschnittlich mehr Bilder pro Artikel einsetzt als die FAZ und als faz.net. Dies passt zum Gesamtbild der zuvor gewonnenen Erkenntnisse.

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Bilder als visuelle Elemente unterstützen den narrativen Erzählstil des Spiegels. Bei der FAZ hingegen ist die Anzahl der Bilder pro Artikel geringer, was auf eine andere Zielsetzung in der journalistischen Darstellungsweise spekulieren lässt. Der Anspruch der FAZ als Tageszeitung ist demnach eher auf den Transport von redaktionell aufbereiteten Inhalten fokussiert, wodurch speziell im Printbereich dokumentarisches Bildmaterial oder Symbolbilder zum Einsatz kommen. Die französische Nationalflagge ist dabei ein dominantes Motiv und könnte daher als Solidaritätsbekundung aufgefasst werden. Bei der Darstellung von emotionalen Bildern, wie beispielsweise trauernden Menschen, hält sich die FAZ zurück. Die Abbildung von Leid oder Betroffenen wird nicht plakativ in den Vordergrund gestellt. Emotionale Bilder nehmen in Relation zu den anderen Bildtypen weniger Platz ein.

Gegenteilig präsentiert sich die Printausgabe des Spiegels. So ist auf der Doppelseite 10/11 nur ein Bild abgedruckt, welches die Überlebenden des Anschlags auf die Konzerthalle Bataclan in einem Bus zeigt. Auf der nächsten Seite werden sogar Leichen offen gezeigt, wobei das Gesicht nicht erkennbar ist. Fraglich ist hierbei, inwiefern der Respekt vor den Opfern gewahrt und der Pressecodex eingehalten wird (Richtlinie 11.3 – Unglücksfälle und Katastrophen).

Wie der allgemeine Diskurs vermuten lässt, sind im Onlinebereich tendenziell mehr Bilder vorzufinden. Dies bestätigen die Ergebnissen der Analyse. Wie bereits in der Printausgabe des Spiegels festgestellt, überwiegen auch auf Spiegel Online Bilder auf denen der Handlungsort gezeigt wird und emotionale Bilder. „Online-Journalismus ist nicht nur wie Zeitungsjournalismus oder Fernsehnachrichten – ein Resümee des laufenden Tages, sondern auch ein Resümee des Augenblicks“ (Meier 2003: 254). Dadurch wird Bildern eine erhöhte Aussagekraft zugeschrieben, da sie Momentaufnahmen einfangen.

Entgegen der Erwartungen resultierend aus der Analyse des FAZ-Printprodukts, ist die Anzahl der emotionalen Bilder der faz.net online höher. Dies lässt darauf schließen, dass es sich hier um eine Nutzeranpassung an die mediale Zielgruppe handelt.

Beide Online-Medien schöpfen zudem neue mediale Möglichkeiten aus, um die Berichterstattung für den Rezipienten attraktiver zu gestalten. Dadurch grenzen sie sich von dem Printprodukt ab und schaffen neue digitale Formen des Journalismus. Beispielsweise nutzen beide Medien eine interaktive Karte, die dem Nutzer die Chance eröffnet, selbst aktiv zu werden. Es handelt sich jeweils um eine „Google Map“, in der die Tatorte markiert sind. Beim Klicken auf einen Ort erhält der Nutzer weitere Informationen.

Die Einbindung von Bildergalerien erfolgt bei der faz.net in 23 Prozent der Artikel, wohingegen Spiegel Online in 37 Prozent der analysierten Artikel auf diese Art der Medialität setzt. Bei Spiegel Online gibt es acht unterschiedliche Bildergalerien und faz.net benutzt vier, welche in den verschiedenen Artikeln mehrfach verwendet werden.

Eine weitere Form der Interaktivität findet sich bei faz.net durch einen „Text zum Aufklappen“, welcher mittels Anklicken der jeweiligen Anschlagsorte einen Informationstext inklusive zugehörigem Bild anzeigt.