Analysebeispiel

Bei dem FAZ Artikel zu der Thematik AfD trifft Zentralrat der Muslime entstanden bei 30 von 203 Antwortkommentaren Diskurse. Von insgesamt 205 bearbeiteten Kommentaren (Abbildung 3) waren lediglich acht Äußerungen humoristischer Art, während 197 Kommentare als ernste Äußerungen kategorisiert wurden. Dieser gravierende Unterschied wird durch die jeweilige Einfärbung in Abbildung 9 klar ersichtlich. Trotz der starken Komplexität von Abbildung 9 lassen sich zentrale Tendenzen erkennen.

Abbildung_09_FAZ_AFDGleichzeitig entspricht dies der in Hypothese 1 formulierten Vermutung, dass seriöse Nachrichteninhalte einen ernsten Diskurs nach sich ziehen. Darüber hinaus wird Hypothese 1 dadurch unterstützt, dass kein einziger humoristischer Initialkommentar existiert. Bis auf einen einzigen Fall, wurde auf humoristische Kommentare nicht auf humoristische Art und Weise reagiert (Siehe Abbildung 9, I038). Entsprechend der Tendenz des Gesamtmaterials zeigt sich in diesem Fall, dass bei der FAZ der meinungsbildende Diskurs teils deutlich überwiegt. Von 30 Diskursen entsprechen 20 dem meinungsbildenden Diskurs (Siehe Abbildung 9, gelbe Verbindungslinien), fünf dem erklärenden, vier dem narrativen und einer dem dialogischen Diskurs. Diese überwiegend ernsthaften Diskurstypen weisen erneut darauf hin, dass Personen, die Kommentare zu FAZ-Postings verfassen, stärker an ernsthaften Diskursen interessiert sind. Auch an der höheren Anzahl der Feedbackschleifen im Vergleich zum Postillon lässt sich dies erkennen. In Abbildung 10 ist deutlich sichtbar, dass die Diskurse beim Postillon überwiegend linear verlaufen.

Abbildung_10_ Postillon_AFDEin extremes Beispiel für linear verlaufende Diskurse beim Postillon stellt Abbildung 12 dar. In diesem Fall existieren keinerlei Feedbackschleifen. Wenn sie jedoch auftreten, entsteht eine komplexe Diskursstruktur. Obwohl komplexe Schleifendiskurse überwiegend bei Artikeln der FAZ existieren, finden sie vereinzelt auch in Kommentaren unter Postings des Postillons statt (Abbildung 10 und 14). Eine mögliche Erklärung für das vermehrte Auftreten von Schleifendiskursen könnte die Emotionalität sein, mit denen Themen, wie AfD trifft Zentralrat der Muslime oder Schockbilder auf Zigarettenschachteln, geladen sind. Mit Blick auf Abbildung 11 und 12 zeigt sich hingegen sofort, dass diese Diskurse wesentlich linearer verlaufen, da sie keine emotionale Diskussion hervorrufen. In Bezug auf die Abbrüche der Diskurse lässt sich feststellen, dass es sowohl bei der FAZ, als auch beim Postillon vergleichsweise selten zu Abbrüchen kommt. Auffällig ist hierbei, dass die Diskurse, die abbrechen, tendenziell länger geführt wurden, wie beispielsweise Abbildung 10 grafisch darstellt. Überwiegend scheinen die Diskurse jedoch ohne Abbrüche auf natürliche Weise zu enden. Hier kann von einem Versickern der Anschlusskommunikation gesprochen werden.

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Ergebnisse zum FAZ-Artikel bezüglich der AfD den allgemeinen Tendenzen und in den Hypothesen formulierten Erwartungen entsprechen. Vergleicht man dieses Beispiel weiter mit dem entsprechenden Postillon Artikel, so weist dieser deutlich mehr humoristische Äußerungen auf, was sich auch darin zeigt, dass vermehrt narrative Diskurse hervorgebracht werden. Dies bestätigt wiederum Hypothese 2 Satirische Nachrichteninhalte führen zu einem humoristischen Diskurs.

Abbildung_11_FAZ_Berlin Abbildung_12_Postillon_Berlin Abbildung_13_FAZ_Schockbilder Abbildung_14_Postillon_Schockbilder