Warum eine „neue“ Diskurs-Typologie notwendig ist

Hinsichtlich der Diskurse und ihrem Vorkommen in Onlinemedien scheint die Bildung einer „neuen“ Typologie unerlässlich zu sein, denn das Internet als öffentlicher Diskursraum fordert die Medienbetriebe zu neuen Darstellungsformen ihrer Inhalte geradezu heraus. Der Diskursbegriff bildet sich ursprünglich aus zwei Ansichtsweisen heraus: Der anglo-amerikanische Ansatz versteht Diskurs als zwischenmenschliche Kommunikation und die daraus resultierenden Ergebnisse, der poststrukturalistische Ansatz nach Focault bezieht sich mehr auf die gesellschaftliche Interaktionsebene. Diskurs ist bei Foucault demnach kein Sprechakt, sondern vielmehr eine Verkettung von Aussagen oder eine Formation in einem System (vgl. T.G. „Diskurs“, Freie Universität Berlin).

In der folgenden Ausarbeitung wird Diskurs als die Darstellungsform eines für den Onlinebereich aufbereiteten journalistischen Textes verstanden und behandelt.

Eine Unterteilung der klassischen Darstellungsformen im Printbereich wurde von Weischenberg (2001) vorgenommen:

  • Nachricht (Meldung, Bericht)
  • Meinung (Kommentar, Glosse)
  • Unterhaltung (Reportage, Feature)

Diese klassische Gliederung kann zwar auf online publizierte Artikel angewandt werden, erfordert aber eine Erweiterung und Aktualisierung, da online viel mehr als nur diese drei Diskurstypen vorherrschend sind. Nach Hoofacker kann ergänzend danach unterschieden werden, ob der Text einen interaktiven oder einen kommunikativen Fokus aufweist (vgl. Hoofacker 2016: 50). Und Sturm unterscheidet schließlich noch zwischen dem Medium selbst sowie der vorrangigen Funktion des Textes, aus dieser sich letztlich auch der Nutzen für den Leser ableitet (vgl. Sturm 2013: 89 f.).

Doch abgesehen von diesen noch sehr vagen Versuchen Diskurse zu unterscheiden, gibt es definitorisch noch keine präzise Abgrenzung multimedialer Darstellungsformen. Eine exakte Typologie fehlt bisher (vgl. Sturm 2013: 85).  Eine „neue“ Differenzierung von Textsorten online ist deshalb unabdingbar, denn die sogenannten neuen Medien spielen eine zunehmend größere Rolle im gesellschaftlichen Diskurs (vgl. Fraas/Klemm 2005: 1).

Aufgrund dessen befasst sich diese Forschungsarbeit grundlegend mit der Beantwortung von zwei Fragen: Welche Typen von Diskursen lassen sich in den journalistischen Onlinemedien wiederfinden und wie gestaltet sich ihr quantitatives Vorkommen? Im Einzelnen soll auch darauf geachtet werden, inwieweit „klassische“ Diskurse auftauchen, die dem Printmedium zugehörig sind und darauf, wie neuere Interaktionsmöglichkeiten in Bezug auf Soziale Netzwerke eingebunden und genutzt werden. Schließlich soll anhand eines Kategorienapparates eine Diskurs-Typologie erstellt werden.