Privatheit und Öffentlichkeit im Wandel

Die Begriffe Öffentlichkeit und Privatheit sind keine starren Konzepte, sondern unterliegen sozialem und gesellschaftlichem Wandel. Die Entstehung des privaten und intimen Bereichs lässt sich, wie Habermas konstatiert, ungefähr auf das Ende des 17. Jahrhunderts eingrenzen. Dass individuelle Selbstdarstellungen und Gefühlsäußerungen an Bedeutung gewannen, zeigt die Praktik des Briefeschreibens unter Privatpersonen. Viele Briefe enthielten Texte, die pointiert geschrieben und speziell für das öffentliche Verlesen bei Tisch und in Salons verfasst wurden, doch auch private Gefühlsbekundungen an Freunde oder Geliebte waren durchaus üblich. Ebenso markiert das 18. Jahrhundert das Aufkommen des Konzepts der Liebesheirat, das unter anderem in den Werken der Romantik thematisiert wurde. Wohingegen im Feudalismus nicht zwischen privat und öffentlich und Gesellschaft und Staat unterschieden wurde, entfernen sich die Bürger in der bürgerlichen Öffentlichkeit immer weiter vom Staat und bilden mit ihren Meinungen eine Öffentlichkeit, die diesem kritisch gegenübersteht.