Der große Erklärer und Geschichtenerzähler mit Makeln

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) ist als direkte Konkurrenz der FAZ zu verstehen. In der Selbstdarstellung wird zum Beispiel die besonders hohe Qualität gelobt. Zudem würde die Zeitung besonders häufig bei anderen Medien zitiert. Die Zielgruppe besteht, laut eigenen Angaben, aus Personen mit „gehobener Berufsstellung“, welche dementsprechend viel verdienen.

Der Gesamtaufbau der Onlineseite ist, gerade im Vergleich zur FAZ, ziemlich schlicht gehalten, indem der Text mittig zentriert und eingerahmt dargestellt wird. Insgesamt beinhalten die Artikel viele kurze Sätze und Absätze, wodurch eine vom Leser als angenehm empfundene Auflockerung entsteht. Bei nachrichtlichen Themen wird in der Regel auf einen Teaser verzichtet, stattdessen werden meist drei bis vier Punkte inhaltlich kurz als Stichpunkte dargestellt. Dies stellt eine Eigenart des Mediums dar, denn bei den anderen untersuchten Seiten gab es eine solche Zusammenfassung nicht. Bei Narrationen findet dieser „Teaser-Ersatz“ ebenfalls Anwendung – vorausgesetzt es ist ein Bezug zur Aktualität im Text zu erkennen.

Häufig wird bei den Erzählungen in der SZ das Dramatische oder das Besondere betont, was häufig schon direkt in der Überschrift ersichtlich wird. Bei erklärenden Diskursen ist insbesondere eine klare Kennzeichnung des thematischen Inhalts ersichtlich. Welcher Sachverhalt dem Leser erklärt wird und was ihn erwartet, wird unmittelbar in den ersten Zeilen erläutert.

Außerdem sind Mischformen bei den Artikeln der SZ keine Seltenheit, weswegen die Isolierung der Textsorten bei diesem Medium besonders schwer fiel. In Erzählungen können beispielsweise immer wieder erklärende Zeilen auftreten, genauso wie interessierte oder dialogische Passagen. Auch die Einbindung von mehreren medialen Elementen kommt häufig vor. Folglich ist es nicht verwunderlich, dass die SZ auch auf zahlreiche unterschiedliche Diskurse als Textsorte zugreift. Sechs verschiedene Diskurse (Medialität, Narration, erklärender Diskurs, Deskription, PR-Diskurs und Meinungsbildung) sind hier zu verzeichnen. Die SZ lässt sich somit nicht eindeutig einem bestimmten Diskurs-Typus zuordnen. Vielmehr scheint es, als wollten sich die Zuständigen nicht auf eine Textsorte festlegen, um eine Maximierung der Zielgruppe gewährleisten.

Im Rahmen des Forschungsprojektes fiel außerdem auf, dass zwei Mal Multimedia-Elemente an der falschen Stelle beziehungsweise im falschen Artikel eingebaut wurden. Dies könnte die These unterstützen, dass online mehr Fehler toleriert werden.